Demütiger. Leiser. Geläutert. Das sind die drei Wörter, die mir einfallen, wenn ich an Uli Hoeneß seit seiner Haftentlassung im Februar 2016 denke. Doch nun hat er auf einer Gala-Veranstaltung in Liechtenstein wieder das Gesicht gezeigt, das man aus der Zeit vor der Steueraffäre kannte: streitbar. Laut. Polemisch.
"Ich bin der einzige Deutsche, der Selbstanzeige gemacht hat und trotzdem im Gefängnis war", sagte Hoeneß laut der Schweizer Zeitung "Blick". "Ein Freispruch wäre völlig normal gewesen. Aber in diesem Spiel habe ich klar gegen die Medien verloren."
Uli Hoeneß und die Folgen seiner Fehler
Wie bitte? Hoeneß vergisst, dass seine Selbstanzeige auf die Schnelle zusammengeschustert war, weil ihm Journalisten vom stern auf den Fersen waren und seine Bank ihn deswegen gewarnt hatte. Eine unvollständige Selbstanzeige ist ungültig. Dafür gibt es keine Strafminderung. Insofern wäre ein Freispruch ein Hohn für jeden ehrlichen Steuerzahler gewesen und alles andere als normal. Und erst recht hat er kein "Spiel gegen die Medien" verloren. Schließlich war es einzig und allein sein Fehlverhalten, das ihn ins Gefängnis gebracht hat.
Dass nach Bekanntwerden der Vorwürfe Journalisten vor seinem Haus campieren, mag für ihn und seine Familie sicherlich nicht angenehm gewesen sein. Aber auch das war eine Folge von Hoeneß eigenen Fehlern. Wie Medien arbeiten und funktionieren, hat er als Bayern-Lautsprecher gewusst und jahrelang auch gerne für seine Zwecke genutzt - vor allem, wenn er sich als ehrlicher und moralisch integerer Mann des Volkes präsentieren konnte. Dass ihm das angesichts seiner beispiellosen Steuerhinterziehung auf die Füße fällt, dürfte ihn kaum überrascht haben. Denn dumm ist Uli Hoeneß ja nicht.
Zwei Jahre Haft - nichts gelernt
"Wir hätten ja Revision am Bundesgerichtshof machen können. Das wäre vielleicht ein Jahr gegangen. Dann wäre es vielleicht wieder zurück ans Landesgericht gegangen. Dann wäre vielleicht wieder ein Jahr vergangen. So wäre ich vielleicht jetzt noch im Gefängnis", sagte Hoeneß in Liechtenstein. Vielleicht wäre das tatsächlich besser gewesen. Dann hätte sich die Staatsanwaltschaft sicherlich auch alle Unterlagen haarklein angeschaut, die noch während des Prozesses auftauchten. Dann hätte ihm sicherlich eine längere Haft gedroht. Vielleicht hätte Uli Hoeneß dann im Gefängnis etwas gelernt. Fast zwei Jahre haben dafür offenbar nicht ausgereicht.
