Pro & Contra Hoeneß im "Doppelpass": Darf ein Bayern-Funktionär sich diesen Auftritt leisten?

Uli Hoeneß im Doppelpass
Schon bei der Ankunft im Sport1-"Doppelpass" war Uli Hoeneß, hier mit den Moderatoren Florian König (l.) und Thomas Helmer (r.), in seinem Element
© Uwe Lein / DPA
Im "Doppelpass" polterte Uli Hoeneß gewohnt los und plauderte Interna des FC Bayern aus. Ob das angemessen war oder nicht, bewerten unsere Autoren unterschiedlich.

Pro: Für den neutralen Fußballfan war Uli Hoeneß' Auftritt bestes Entertainment

Der Uli hat wieder einen rausgehauen, er kann es einfach nicht lassen. Breitbeinig saß Bayerns Ehrenpräsident am Sonntag im Sport1-"Doppelpass", der sein 30-jähriges Jubiläum feierte. Wer sonst, wenn nicht Hoeneß, war der perfekte Gast für diesen Anlass?

In der Sendung tat der 73-Jährige das, wofür er bekannt ist: aus dem Nähkästchen plaudern und fleißig Sprüche klopfen. Etwa, als er das Agieren der englischen Klubs auf dem Transfermarkt mit Monopoly verglich. "Rücke vor bis zur Schlossallee, dann kommt irgendein Scheich und dann kannst du kaufen", sagte Hoeneß. Lacher, Applaus.

Auch sprach der Ehrenpräsident über die gescheiterten Versuche, Florian Wirtz und Nick Woltemade zu verpflichten, kürte den FC Bayern dennoch zum eigentlichen Gewinner der Transferphase und verriet, dass die Kaufplicht bei Neuzugang Nicolas Jackson nur greift, wenn der 40 Spiele von Anfang an macht. "Die macht er nie", fügte Hoeneß hinzu. Erneut Gelächter.

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Ist das unprofessionell, eine Gefahr für den Haussegen beim FC Bayern? Mag sein. Sportvorstand Max Eberl und der eine oder andere Bayern-Anhänger dürften während der Sendung jedenfalls mächtig ins Schwitzen gekommen sein. Für den neutralen Fan ist es aber vor allem eines: feinstes Entertainment. Eine Abwechslung zum glattgebügelten Fußballgeschäft.

Drama und Skandale gehören beim "FC Hollywood" einfach dazu. Wenn Uli Hoeneß vor laufenden Kameras lospoltert, versetzt uns das zurück in seine besten Zeiten als Manager der Münchner. Mal ehrlich: Hätte er sich danach in sein Haus am Tegernsee verkrochen und keinen Mucks mehr von sich gegeben, würden wir ihn vermissen. Insgeheim freuen sich doch alle, dass es jemanden gibt, über den sie sich aufregen können.

Das Hoeneß-Bashing, das nach der Sendung vor allem in sozialen Medien ausbrach, war so erwartbar wie scheinheilig. Er rede sich um Kopf und Kragen, der Auftritt sei unsympathisch gewesen, Uli Hoeneß habe seinen Zenit längst überschritten, hieß es. Was offenbar keiner zugeben wollte: Hoeneß' Besuch im "Doppelpass" war das Highlight dieser aus DFB-Sicht mauen Länderspielpause.

Lennard Worobic

Contra: Hoeneß sollte sich "Mia san mia" zu Herzen nehmen 

Uli Hoeneß hat viel für den FC Bayern getan – das ist die gebetsmühlenartige Entschuldigung, die immer dann ausgepackt wird, wenn sich der oberste Boss aller Bayern-Bosse mal wieder zu deutlich über seinen Klub geäußert hat. Das Argument stimmt ja, Hoeneß hat viel für die Bayern getan und damit auch für den deutschen Fußball – egal, ob man die Münchner nun mag oder nicht. Einen Auftritt wie den im "Doppelpass" rechtfertigt dieses Verdienst aber nicht.

Für ein jüngeres Stimmungsbild aus der Führungsriege der Münchner musste man die vergangenen Wochen bloß den Boulevard verfolgen. Hoeneß hatte seinem Klub öffentlich einen Sparkurs verordnet und Sportvorstand Max Eberl verkündete ebenso öffentlich, dass das die Arbeit auf dem Transfermarkt nicht gerade erleichtere. Wunschspieler wie Florian Wirtz oder Nick Woltemade gingen zu anderen Teams. Daneben gab es Geraune, dass der Aufsichtsrat mit Eberls Arbeit nicht zufrieden sei. 

Deshalb war es nicht überraschend, was Hoeneß am Sonntag inhaltlich über Eberl sagte. Dass er es sagte, war das Überraschende.

Nun ist es die Aufgabe eines Aufsichtsrates, Mitarbeiter zu bewerten. Es in aller Öffentlichkeit zu tun, ist aber ein No-Go. Das gilt im Fußball wie in der Wirtschaft. Niemand würde wollen, dass sich sein Chef auf den Marktplatz stellt und herumposaunt, dass da noch mehr drin sei. 

Für Eberl war Hoeneß' TV-Auftritt also kein Segen. Im Übrigen auch nicht für Nicolas Jackson. Hoeneß verriet, dass der einen Teil der Leihgebühr, die München an Chelsea überwiesen hat, aus eigener Tasche zahlte. Er musste sich trotzdem anhören, in einem Jahr ja eh wieder weg zu sein. Motivation und Zuspruch klingen anders. 

Was sollen künftige Spieler denken, die ein Angebot von München bekommen? Dass selbst intimste Vertragsdetails von den Oberen munter ausgeplaudert werden? Das schwächt die Position der Bayern in Transferverhandlungen. Und in der Kategorie stehen sie aktuell ohnehin nicht so gut da.

Uli Hoeneß sollte sich das Kredo des FCB, "Mia san mia", zu Herzen nehmen und das "mia" auch wirklich bei sich lassen. Ja, Hoeneß' Intermezzo im "Doppelpass" war unterhaltsam und erfrischend. Unprofessionell war es aber auch.

Gideon Ötinger

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