Drohendes EM-Aus "Schießt Mac in den Himmel"

Eine Europameisterschaft ohne das Mutterland des Fußballs? Kaum denkbar! Aber nach der Niederlage der Engländer gegen Russland im vielleicht entscheidenden EM-Qualifikationsspiel sieht es danach aus. Trainer Steve McClaren steht jetzt am Medien-Pranger.

Die folgenschwere 1:2-Schlappe in Russland hat das Fußball-Mutterland in tiefe Depression gestürzt und Englands Auswahlcoach Steve McClaren endgültig zum Trainer auf Abruf gemacht. "Schießt Mac in den Himmel", forderte die mächtige Boulevardzeitung "The Sun". Und montierte in Anspielung auf das weit bessere Abschneiden von Englands Rugby-Team, das am Wochenende im Weltmeisterschafts-Finale steht, McClarens Konterfei auf ein Rugby- Ei. Derweil mühten sich Trainer und Mannschaft, den unglücklichen Ausgang des Schlüsselspiels um die EM-Qualifikation zu erklären, der höchstwahrscheinlich das Aus für die "Three Lions" bedeutet. "Es war unglaublich. Ich kann den Spielern keinen Vorwurf machen", sagte McClaren ratlos. "Das ist Fußball."

Nicht nur die "Sun", auch andere Zeitungen schossen sich am Donnerstag auf den ohnehin umstrittenen Trainer ein. "Das Spiel ist aus für England und McClaren", urteilte die "Daily Mail". Andere Blätter räumten nach der "verheerenden Niederlage in fünf verrückten Minuten" ("The Mirror") auf dem häufig kritisierten Kunstrasen im Moskauer Luschniki-Stadion einer englischen EM-Qualifikation - und McClarens Joberhalt nur noch hauchdünne Chancen ein. England müsste im Abschlussspiel Tabellenführer Kroatien schlagen und gleichzeitig darauf bauen, dass die russische Mannschaft gegen Israel und Andorra noch Punkte lässt. Ansonsten findet die EM erstmals seit 1984 ohne England statt.

Das Spiel kippte nach dem Elfmeter

Wie das Team nach dem fantastischen Führungstor durch Stürmerstar Wayne Rooney (29. Minute) und klarem spielerischem Übergewicht noch auf die Verliererstraße gelangen konnte, sorgte für Rätselraten. Das Spiel kippte, nachdem der Schiedsrichter für ein Foul von Rooney - klar vor der englischen Strafraumgrenze - einen Elfmeter gab, den Roman Pawljutschenko (69. Minute) verwandelte und kurz darauf mit einem nicht unhaltbaren Treffer (74.) die Partei für Russland drehte. "The Sun" gab Rooney eine Mitschuld ("Unsere Hoffnungen liegen in Roo-inen"), und auch "The Guardian" schoss sich auf den Jungstar ein: "Rooney nahm Englands Schicksal in die Hände und ließ es dann auf den Boden krachen."

McClaren wollte nach dem Spiel die Hoffnung noch nicht aufgeben: "Russland muss erst mal gewinnen. Israel ist zu Hause durchaus eine Macht", sagte der angezählte Trainer, der betonte, für ihn gehe die Arbeit weiter: "Mal sehen, wo wir am Ende stehen." Ersatzkapitän Steven Gerrard äußerte sich dagegen realistischer: "Es sieht nicht gut aus", gestand der Starspieler des FC Liverpool ein, "aber wir bleiben dabei bis zum Ende, und hoffentlich kann uns Israel einen Gefallen tun." "Es liegt nicht mehr in unseren Händen", sagte der unglückliche Rooney und stöhnte: "Wir müssen beten und hoffen."

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Henning Hoff/DPA

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