Niederlage gegen DFB-Team Portugal hadert mit seinem Schusspech

Ein EM-Auftakt zum Vergessen. Doch statt die Niederlage gegen Deutschland auf eigenes Unvermögen und Ronaldos schwache Form zurückzuführen, sehen die Portugiesen sich einfach nur im Pech. Jetzt steigt der Erfolgsdruck auf die Selecao gewaltig.

Zornig ließ Superstar Cristiano Ronaldo seinen Frust am eigenen Trikot aus und stürmte entnervt in die Katakomben. Trainer Paulo Bento blickte noch lange missmutig in den Nachthimmel von Lwiw. Eine achtbare Vorstellung zum EM-Auftakt gegen die Himmelsstürmer von Joachim Löw brachte den Portugiesen am Ende gar nichts ein außer ein paar lobenden Worten vom Gegner und in den Zeitungen. "Was wir jetzt nur noch machen können, ist weiter voll an uns zu glauben", sagte Bento nach dem 0:1 in der Nacht zum Sonntag niedergeschlagen.

Es war schon die dritte portugiesische Pleite gegen die deutsche Elf bei einem großen Turnier innerhalb von nur sechs Jahren - und nach den Niederlagen bei der WM 2006 (1:3) und der EM 2008 (2:3) die mit Abstand unglücklichste. Immerhin zwei Lattentreffer von Nani und Pepe trugen zur Dramatik bei, auch spielerisch hielt Bentos Team dem "großen Titelfavoriten" aus Deutschland ("O Jogo") stand. "In der Kabine waren wir uns alle darüber einig, dass wir besser waren", berichtete der blass gebliebene Madrilene Ronaldo.

Trotz allein wird aber kaum zum Viertelfinal-Einzug reichen. "Deutschland schießt Portugal wieder in eine Euro-Krise", kommentierte die Tageszeitung "Diario de Noticias" zutreffend. Deutlich wird derzeit ein gewaltiges Offensivproblem: Überhaupt nur ein lächerlicher Treffer gelang den Portugiesen in ihren jüngsten vier Länderspielen. Gegen Löws Truppe im ukrainischen Lwiw blieben sie ebenso wie zuvor in den Testkicks gegen EM-Mitgastgeber Polen und Mazedonien (jeweils 0:0) torlos.

"Schon seit einigen Begegnungen spielen wir gut, schießen aber keine Tore", erkannte Ronaldo und spielte den Analytiker: "Das Problem ist nicht die Abschlussqualität, es ist das Pech", mutmaßte er. "Im Fußball braucht man Glück, vor allem bei Turnieren."

Weitaus dringender benötigt Portugal aber jetzt erstmal Punkte. Gegen Dänemark ist es schon ein Endspiel", befand Fußball-Legende Eusebio vor dem zweiten Vorrundenspieltag der Gruppe B am Mittwoch. Nach dem Überraschungssieg des Außenseiters über den Mitfavoriten Holland ist die Ausgangslage schon nach Spiel eins ziemlich prekär. "Dänemark ist in einer besseren Situation, das ist Tatsache. Wir haben sowieso nie daran geglaubt, dass Dänemark das schwächste Team in dieser Gruppe ist", beteuerte Nationaltrainer Bento.

Moralische Unterstützung erhielten seine Mannen am Sonntag nach der nächtlichen Rückkehr ins EM-Quartier in Opalenica. Tausende polnische Fans munterten die Geschlagenen mit "Portugal, Portugal"-Sprechchören und viel Applaus auf. Auch Ronaldo hatte sich Stunden nach dem verpatzten Auftakt wieder gefangen. Am Rande des öffentlichen Trainings setzte er sich mitten in eine Kinderschar, rief Teamkollegen dazu und ließ von allen ein großes Gruppenfoto schießen.

"Ronaldo war nicht in Top-Form, er war nicht bei hundert Prozent. Aber er hat dem portugiesischen Volk gezeigt: Ich bin da und ich arbeite hart", äußerte Eusebio. Was bleibt, ist die Hoffnung. Und die Erinnerung an eine ähnliche Situation vor acht Jahren, damals mit dem erst 19 Jahre alten Shootingstar Ronaldo. "Bei der Euro 2004 sind wir auch mit einer Niederlage ins Turnier gestartet - und haben es dann doch bis ins Finale geschafft", erinnerte er und ergänze: "Es ist nicht so, dass wir immer nur Latte oder Pfosten treffen werden."

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Michael Brehme/DPA

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