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Historische Woche Die beste Mannschaft der Bayern-Geschichte – und die peinlichste Führung der Bundesliga

Titel Nr. 6: Kapitän Manuel Neuer stemmt den Klub-WM-Pokal in die Luft
Titel Nr. 6: Kapitän Manuel Neuer stemmt den Klub-WM-Pokal in die Luft
© DPA
Der FC Bayern hat mit dem Gewinn der Klub-WM Geschichte geschrieben. So erfolgreich war keine Bayern-Mannschaft zuvor. Ihre besondere Kraft liegt darin, dass sich sie auch nicht von einer irrlichternden Führung ablenken oder dem Coronavirus schwächen lässt.

Man kann den Bayern nur gratulieren. Sechs Titel in einem Jahr zu gewinnen, das ist wahrhaft "historisch", wie es ein erschöpfter, aber glücklicher Trainer Hansi Flick auf der Pressekonferenz nach dem Finale in Katar ausdrückte.

Bisher war das nur einem Klub gelungen. Der FC Barcelona gewann 2009 ebenfalls diese sechs Titel, jetzt folgte also der FC Bayern München. Für alle, die die Titel nicht aufzählen können, seien sie hier noch einmal genannt: Deutscher Meister, Deutscher Pokalsieger, Champions-League-Sieger, deutscher Supercup-Sieg, europäischer Supercup-Sieger und Klub-Weltmeister. Mehr geht nicht.

Die ganze Bandbreite ihres faszinierendes Dasein

Noch etwas sprach der beste Trainer der Vereinsgeschichte an, oder besser, er deutete es an: "Die Anreise, auch dass die letzten Tage bei uns sehr, sehr viel Unruhe da war, und trotzdem hat die Mannschaft hier herausragend gespielt." Was der zurückhaltende Coach beschönigend als "Unruhe" bezeichnete, hätte so manche andere Mannschaft aus dem Gleichgewicht gebracht. Spieler und Trainer ließen sich aber von den Störgeräuschen und den Ausfällen nicht beirren. Das lässt ihren Erfolg noch größer erscheinen.

Denn die Bayern haben innerhalb einer Woche die ganze Bandbreite ihres manchmal faszinierenden Daseins gezeigt. Zuerst gab es die Posse vor der Anreise nach Katar. Angeblich war ihr Flieger erst drei Minuten nach Mitternacht startklar am Berliner BER. Wegen des Nachtflugverbots durfte die Maschine nicht abheben. Die Mannschaft musste im Flugzeug übernachten (1. Klasse), und flog am nächsten Morgen über München an den Persischen Golf zur Klub-WM.    

In der Folge schimpften und zeterten die Altvorderen Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß weit jenseits der Peinlichkeitsgrenze: Von "Unver­schämt­heit" war die Rede, von einem ​"Skandal ohne Ende", die Bosse fühlten sich "total ver­arscht". Höhepunkt des Gejammere war der Rummeniggsche Satz: ​"Die Ver­ant­wort­li­chen wissen gar nicht, was sie unseren Spie­lern damit angetan haben." Die "FAZ“ nannte es eine "Muppetshow" à la Waldorf und Statler.

Rummenigge machte sich Gedanken über die deutsche Impfstrategie

Rummenigge setzte Tage später, luxuriös in Doha bei angenehmen 25 Grad weilend, einen drauf, als er sich Gedanken über die Impfstrategie in der Heimat machte. Der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG meinte, dass das "Vertrauen der Bevölkerung" wachse, wenn sich Spieler impfen ließen. "Fußballer könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten." Der Aufschrei war groß – zu Recht. Fußballer als Impfvorbilder braucht es nicht. Rummenigge hatte offenbar vergessen, dass der Profi-Fußball wegen seiner Privilegien bereits ein Image-Problem hat.

Passend zu den Äußerungen Rummenigges wurde einen Tag später bekannt, dass sich Thomas Müller mit dem Coronavirus infiziert hatte und für das Finale der Klub-WM ausfiel. Javier Martinez und Leon Goretzka waren wegen ihrer Infektionen gar nicht erst mit nach Katar geflogen. Corona hatte die Äußerungen Rummenigges also ohnehin schon ad absurdum geführt: die Bayern als Betroffene und nicht als als Impfvorbilder.

Noch mehr auf die Stimmung schlug die Abreise von Jérôme Boateng. Der Abwehrspieler flog zurück nach München, nachdem der Tod seiner Ex-Freundin Kasia Lenhardt bekannt geworden war. Das habe "alle mitgenommen" , hatte Flick vor dem Finale gesagt. Zusätzlich zur bedrückenden Stimmung kam für die Bayern, dass sie die sich daraus ergebenden Ausfälle auch sportlich kompensieren mussten. Doch selbst das gelang, wenngleich der Final-Gegner UANL Tigres sicherlich nicht das Niveau eines europäischen Spitzenteams hat.

So liegt wohl darin die entscheidende Stärke dieses Teams: Dass es sich von der ganzen "Unruhe" und den Ausfällen nicht von seinem Ziel abbringen ließ, die erfolgreichste Bayern-Mannschaft aller Zeiten zu werden.

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