Stimmungstöter Bayer Leverkusen hat die Eröffnungsparty von Hannover 96 in der neuen AWD-Arena gnadenlos platzen lassen. Mit blitzsauberen Kontertoren bescherten Andrej Woronin (18. Minute), Dimitar Berbatow (36.) und Ex-Nationalspieler Paul Freier (58.) der Werkself mit dem 3:0 (2:0)-Auswärtssieg einen optimalen Rückrundenstart in der Fußball-Bundesliga und Rudi Völler ein Traum-Comeback als Sportdirektor. Die meisten der 38.067 Zuschauer im schmucken WM-Stadion, unter ihnen Bundeskanzler Gerhard Schröder, gingen enttäuscht nach Hause. Leverkusen (29 Punkte) zog in der Tabelle an Hannover (28) vorbei und untermauerte nach dem vierten Spiel ohne Niederlage in Serie seine UEFA-Cup-Ambitionen.
"Wir sind voll zufrieden, wir haben heute 100 Prozent Leistung gezeigt", meinte Bayer-Torschütze Woronin noch völlig abgekämpft. "Der Trainer hat gesagt, heute zählt nur ein Sieg - und so haben wir’s dann auch gemacht." Hannovers Keeper Robert Enke schlich dagegen nach den drei Gegentoren frustriert vom Platz: "Zwei Tore aus zwei Chancen - das war heute eine Lehrvorstellung der Leverkusener in punkto Cleverness. Nach dem 0:2 hast du gegen solch eine Klasse- Mannschaft einfach keine Chance mehr."
Nach der besten Hinrunde ihrer Vereinsgeschichte wollten die Gastgeber den Sieg mit allzu ungestümem Vorwärtsdrang erzwingen, während die in der Hinrunde nicht gerade auswärtsstarken Leverkusener (nur 1 Sieg) abgeklärt und abwartend agierten. Jiri Stajner (7.) und Daniel Stendel (16.) setzten erste Achtungszeichen bei den 96 - doch die Tore machten die Gäste: Nach einem mustergültigen Konter und der präzisen Flanke von Freier erzielte Woronin sein neuntes Saisontor per Kopf. Berbatow schloss einen Entlastungsangriff mit einem präzisen Flachschuss aus 20 Metern erfolgreich ab; Freier düpierte Enke mit einem abgefälschten Fernschuss.
Nervenflattern statt Aufholjagd
Nach Berbatows Treffer lag sogar mehrfach das 0:3 für den Champions-League-Achtelfinalisten in der Luft - die Pausenführung der technisch und im Zweikampf überlegenen Gäste ging in Ordnung. Auch nach dem Wechsel blieb das selbstbewusste Team von Trainer Klaus Augenthaler kreuzgefährlich, zu oft waren die Stürmer von Hannover an der Strafraumgrenze mit ihrem Latein am Ende. Statt der Aufholjagd setzte bei den 96ern das große Nervenflattern ein.
Die Niedersachsen mussten in der richtungweisenden Partie, für die ursprünglich Skandalschiedsrichter Robert Hoyzer als vierter Mann angesetzt war, auf die Leistungsträger Michael Tarnat (Beinoperation) und Silvio Schröter (Knochenhautentzündung) verzichten. Bei den Gästen pausierte Weltmeister Roque Junior (Trainingsrückstand nach Knieproblemen).
Im zweiten Sonntagsspiel der Fußball-Bundesliga hat Vratislav Lokvenc den VfL Bochum vor einem kapitalen Fehlstart in die Rückrunde bewahrt. Mit seinem sechsten Saisontreffer rettete der tschechische Torjäger dem VfL in der 79. Minute beim glücklichen 2:2 (1:2) gegen Hertha BSC einen wichtigen Zähler im Abstiegskampf. Während der VfL dennoch weiterhin fünf Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegs-Platz aufweist, verpassten die lange klar dominanten Gäste den schon sicher geglaubten Sprung auf den vierten Tabellenplatz. Denn vor 23.262 Zuschauern im Ruhrstadion, darunter Bundestrainer Jürgen Klinsmann, sah die Hertha nach Toren von Nando Rafael (3.) und Gilberto (16.) schon wie der sichere Sieger aus. Doch Peter Madsen (39./Foulelfmeter) und Lokvenc zerstörten die Berliner Hoffnungen.
"Haben nach der Pause aufgehört, Fußball zu spielen"
Entsprechend verstimmt war Falko Götz. "Wir waren in der zweiten Halbzeit zu inaktiv und haben dem VfL so in die Karten gespielt. Dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn man nicht gewinnt", monierte der Hertha-Coach. Selbst Spielmacher Yildiray Bastürk gab zu: "Wir haben nach der Pause aufgehört, Fußball zu spielen." Dagegen lobte VfL-Trainer Peter Neururer die Moral seiner Mannschaft: "Wir haben nicht besonders gut gespielt, aber uns nie aufgegeben. Zum Glück sind wir dafür belohnt worden und stehen nicht mit leeren Händen da."