Nach Meisterschaft und Champions-League-Triumph legt Bayern München jetzt richtig los. Diese Saison soll zur erfolgreichsten der 101-jährigen Vereinsgeschichte werden. Die Bayern wollen Ruhm, Geld und viele Titel.
Oben bleiben
»Wir haben zunächst alles erreicht, aber es gibt weiterhin Ziele. Oben zu bleiben ist viel schwieriger, als nach oben zu kommen«, verkündete Manager Uli Hoeneß bei der Saisoneröffnungs-Pressekonferenz das Motto für die bevorstehende Spielzeit 2001/02.
Zweimal Titelverteidigung
Sportlich gab Präsident Franz Beckenbauer die Titelverteidigung in der Bundesliga und in der Champions League als angestrebte Erfolge aus. »Das ist Aufgabe genug«, bemerkte der »Kaiser«, der aus seinem persönlichen Wunsch nach mehr »Spielkultur« trotz der letzten Erfolge keinen Hehl machte: »Ich will mit Freude ins Stadion gehen und wieder nach Hause. Letztes Jahr war Verkrampfung im Spiel, weil die Mannschaft unbedingt das Ziel Champions League erreichen wollte. Man hat gespürt, alles andere war der Mannschaft wurscht«.
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Pressekonferenz
40 Tage nach dem Champions-League-Triumph in Mailand präsentierte sich der größte deutsche Sportverein (85 500 Mitglieder) bei seiner Saisoneröffnungs-Pressekonferenz im Ballsaal eines Münchner Hotels erstmals wie ein Großunternehmen bei einer Bilanz-Pressekonferenz. Doch trotz der noch für dieses Jahr geplanten Umwandlung in eine Aktiengesellschaft wollen die Bayern auf absehbare Zeit nicht Borussia Dortmund als zweiter deutscher Profi-Verein an die Börse folgen, wie das Präsidium mit Nachdruck bekräftigte.
Börsengang? Kein Thema!
»Ich kann die Verherrlichung des Börsengangs nicht verstehen«, bemerkte Hoeneß. Ein Börsengang sei nur dann angesagt, »wenn man Kapital braucht, siehe Borussia Dortmund«, meinte der Manager. Einen Seitenhieb auf den westfälischen Konkurrenten mochte sich Hoeneß nach den großen Transfer-Aktivitäten des BVB in diesem Sommer nicht verkneifen: »Von dem Geld ist ja nicht mehr viel da«, behauptete er.
Rekord-Umsatz
Woher die Ablehnung kommt ist klar: Mit über 300 Millionen Mark Umsatz hat der FC Bayern im abgelaufenen Geschäftsjahr einen neuen Rekord hingelegt. Finanzspritzen aus einem Börsengang sind da nicht nötig. Neben neuen Spieler im Wert von gut 45 Millionen Mark (Claudio Pizarro (Werder Bremen), Niko Kovac (Hamburger SV), Robert Kovac (Bayer Leverkusen) und Pablo Thiam (VfB Stuttgart); sowie einem Rekord-Etat von 120 Millionen Mark, werden die Bayer auch den geplanten Stadion-Neubau verkraften. Gemeinsam mit dem Lokalrivalen TSV 1860 München sind Kosten von 400 Millionen Mark für die reine Fußball-Arena eingeplant.
»Wir werden ohne Börsengang in der Lage sein, unseren Anteil von 200 Millionen Mark aufzubringen«, versicherte Hoeneß. Allerdings plant der Verein, nach der im Herbst bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung vorgesehenen AG-Umwandlung fünf bis zehn Prozent der Anteile eventuell an seinen langjährigen Partner »adidas-Salomon« zu veräußern. Im Gespräch sind dafür 150 Millionen Mark.
Kahn=Bayern=unverkäuflich
Zum Bayern-München-Vereinseigentum wurde kurzerhand Torwart Oliver Kahn erklärt. Sämtlichen Spekulationen zum Trotz bezeichnete die Bayern-Führung den Keeper als »unverkäuflich«. Diesen Status teilt er sich mit Abwehrspieler Samuel Kuffour, Torjäger Giovane Elber und Weltmeister Bixente Lizarazu.
Dagegen geht die Hängepartie um Carsten Jancker weiter. Nach der Verpflichtung von Pizarro sei der Berater des Nationalstürmers im Ausland unterwegs, um einen neuen Verein für Jancker zu finden, berichtete Hoeneß: »Wenn Carsten einen Club findet, ist es gut, wenn nicht, ist es auch kein Problem«. Beckenbauer dagegen drängt aus sportlichen Gründen auf ein Bleiben des Angreifers, dessen Vertrag erst 2003 ausläuft: »Ich hoffe, dass Jancker bleibt. Er kann Spiele entscheiden«.