Fußball-Profi Kevin Pezzoni "Der 1. FC Köln wollte mich loswerden"

  • von Ingo Scheel
Der Fall um den von Hooligans bedrohten Kevin Pezzoni geht weiter. Der FC habe ihn loswerden wollen, sagte er der "Welt am Sonntag". Der Verein streitet das ab, auf Facebook reibt man sich die Hände.

Nachdem sein Vertrag mit dem 1. FC Köln aufgelöst wurde, hat sich Fußballprofi Kevin Pezzoni jetzt erstmals öffentlich zu Wort gemeldet. In einem Interview mit der "WamS" stellt er seine Sicht der Dinge dar. Der Verteidiger war von Anhängern des Geißbock-Clubs vor seinem Haus bedroht worden, eine Facebook-Gruppe namens "Pezzoni & Co. aufmischen" hatte zudem massiv Stimmung gegen den 23-Jährigen gemacht. Die Anfeindungen erreichten ihren Höhepunkt nach der Niederlage des FC gegen Erzgebirge Aue (0:2), bis vergangene Woche schließlich der Vertrag von Pezzoni, seit 2007 in Diensten der Kölner, aufgelöst wurde.

Der Darstellung, dies sei auf sein Bitten hin geschehen, widerspricht Pezzoni jedoch vehement. "Ich wollte nie meinen Vertrag auflösen. Der Vorschlag wurde vom Verein an mich herangetragen", sagte er der "Welt am Samstag". Ihm sei es so vorgekommen, als ob nur "auf eine günstige Gelegenheit gewartet wurde, um mich loszuwerden". Nach viereinhalb Jahren im Verein sei dies eine besonders große Enttäuschung. "Ich hatte gehofft, dass die Verantwortlichen sich hinter mich stellen und versuchen, mich zu schützen", so Pezzoni weiter. "Eigentlich sollte ein Verein dazu in der Lage sein, seine Spieler vor den Fans zu schützen. Das war in diesem Fall nicht so."

"In angemessener Weise schützen"

Pezzoni hat nach eigenen Angaben nur zugestimmt, weil er nicht in einem Verein bleiben wollte, der ihm in solch einer Situation die Trennung anbiete, anstatt für ihn zu kämpfen: "Meine Situation wäre ja nicht besser geworden. Wer weiß, ob nach dem nächsten schlechten Spiel die Typen plötzlich in meiner Wohnung gestanden hätten statt nur davor."

Beim Zweitligisten will man von derlei Vorwürfen nichts wissen. "Der 1. FC Köln hat alles getan, um Kevin Pezzoni in angemessener Weise zu schützen", erklärte der Vorsitzende der FC-Geschäftsführung, Claus Horstmann am Sonntag. Auf der Vereinshomepage berichten die Kölner von ihrer Unterstützung für Pezzoni. Bereits im Februar hatte der in einer Kneipenschlägerei einen Nasenbruch erlitten, von Seiten des Vereins habe man den Angriff scharf verurteilt. Und das obwohl es, so die Kölner weiter, "offensichtlich keine Hinweise" auf Zusammenhänge mit gewalttätigen FC-Fans gegeben habe.

"Aus Frust" Facebook-Seite gestartet

Horstmann zufolge gab es von Seiten der Vereinsführung keine Überlegungen, sich von Pezzoni zu trennen. Erst als der Spieler geäußert hatte, gegen Cottbus nicht auflaufen zu wollen, sei das zu einer Option geworden. In einer SMS habe Pezzoni sich für die Unterstützung bedankt. Als "für beide Seiten beste Lösung" habe dessen Vater die Vertragsauflösung bezeichnet.

Derweil sonnt sich die Anti-Pezzoni-Fraktion im trüben Glanz ihres fragwürdigen "Erfolges". Unter der Woche meldete sich ein gewisser "Benny" beim WDR-Nachttalker Domian. In der Live-Sendung vom Donnerstag erzählte der nach eigenen Angaben wegen Fan-Randale vorbestrafte Anrufer, er habe die "Pezzoni aufmischen"-Seite "aus Frust" gestartet. Domian hatte nach zehn Minuten das Gespräch beendet. "Weil er nicht so selbstkritisch war, wie ich das nach so einem Vorfall erwartet hatte", so der Talker zur "Bild"-Zeitung. Die Facebook-Seite wurde, auch auf Betreiben des 1. FC Köln, vom Netz genommen.

Das Ende der Geschichte ist das möglicherweise nicht. In der noch existierenden offenen Gruppe "Pezzoni? Dann lieber mit 10 Mann spielen" bejubelt man den Abgang des ungeliebten Spielers. Und blickt voraus. "Immer wieder gerne. Auf ein Neues!“ – der Kommentar eines Users.

Von Ingo Scheel (mit Agenturen)

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