Hoyzer im TV "Geldgier war es auf jeden Fall"

Schiedsrichter Robert Hoyzer hat bei seinem Auftritt in einer TV-Talkshow Geldgier als Hauptmotiv für Spielmanipulationen angeführt. Jetzt fürchtet er die Folgen seiner Betrügereien.

Der in den Fußball-Wettbetrug verwickelte Schiedsrichter Robert Hoyzer ist nach eigenen Angaben von der Wettmafia nicht bedroht worden. Er habe sich aber unter Druck gesetzt gefühlt, als Spiele nicht wie geplant gelaufen seien.

"Drohungen, verbal oder körperlich, gab es nicht. Aber ich habe mich genötigt und gedrängt gefühlt", sagte der 25-Jährige in der ZDF-Sendung Johannes B. Kerner. Nicht äußern wollte sich Hoyzer zu anderen beschuldigten Schiedsrichtern wie etwa Jürgen Jansen und zu eventuell Beteiligten aus dem Ausland. Dies seien Fragen zu einem schwebenden Verfahren und damit Sache der Staatsanwaltschaft. All sein Wissen darüber habe er an die Staatsanwaltschaft und den Deutschen Fußball-Bund weitergegeben.

Die mediale Selbstvermarktung des Hauptbeschuldigten war im Vorfeld sowohl von DFB-Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell als auch von den Medien stark kritisiert worden. Vorwürfe, Hoyzer könnte bei ihm eine Plattform bekommen, wies Kerner zurück. "Diese Diskussion ist lachhaft und wird insbesondere von denen geführt, bei denen er nicht spricht. Der Mann ist der Interessanteste zurzeit", sagte Kerner. Weniger brisant waren letztendlich die Aussagen von Hoyzer. Neue Namen und neue Enthüllungen gab es nicht von Skandal-Schiedsrichter.

Viel Rummel um Hoyzers Auftritt

Die Sicherheitsvorkehrungen vor der Sendung waren groß. Abgesichert von Polizei- und Sicherheitskräften in Mannschaftsstärke gelangte Hoyzer in Begleitung seines Anwalts Thomas Hermes unbehelligt zur Aufzeichnung der 599. ZDF-Sendung. Dutzende Kamerateams, Fotografen und Journalisten warteten vor dem Hamburger TV-Studio am Rothenbaum. Sie konnten nur einen kurzen Blick auf Hoyzer erhaschen.

Das Publikum im Studio empfing ihn mit Pfiffen. Er könne die Reaktionen verstehen, meinte Hoyzer. "Ich muss damit rechnen und habe für die emotionale Seite Verständnis. Natürlich sind die Leute sauer und erbost." Über den Schaden für den deutschen Fußball sei er sich nicht bewusst gewesen, sagte der 25-Jährige: "Ich habe das nicht mehr gesehen." Er habe große Angst und hoffe, "nicht in den Bau zu müssen".

Noch vor Bekanntwerden des Wettskandals wollte Hoyzer aus den Manipulations-Machenschaften aussteigen. "Das hört sich jetzt blöd an. Aber vor Wochen war ich dabei auszusteigen, weil ich gemerkt habe, dass ich leistungsmäßig wahnsinnig nachlasse", sagte der ehemalige Schiedsrichter.

Bei einem Schiedsrichter-Lehrgang Mitte vom 14. bis 16. Januar sei er von einem Mitglied des DFB-Schiedsrichterausschusses angesprochen worden. Er habe ihm "klipp und klar gesagt, dass ich eine Kohle drauf legen müsse, sonst wird es mit der Saison nichts und ich könnte quasi von vorn anfangen". Am 19. Januar informierten vier Schiedsrichter-Kollegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) im Zusammenhang mit Ungereimtheiten mit von Hoyzer geleiteten Spielen und lösten den Wettskandal aus.

Hoyzer hat nach früheren Angaben mehrere Spiele manipuliert und dafür von einer kroatischen Wettmafia Geld erhalten. Nach seinen Angaben sollen auch zahlreiche andere Spieler und Schiedsrichter in Manipulationen verwickelt sein. Die in dem Zusammenhang in der Öffentlichkeit genannten Sportler haben die Vorwürfe zurückgewiesen. Beim DFB liegen zahlreiche Anträge auf Spiel-Wiederholungen vor.

In einem Spiel seien ihm 8000 Euro geboten und Geld darauf gesetzt worden, dass die Heim-Mannschaft schon zur Halbzeit führe, sagte Hoyzer. Er habe dann auch entsprechend einen Elfmeter verhängen wollen. Die Schiedsrichterassistentin habe aber eingegriffen und das Spiel sei unentschieden in die Pause gegangen. Deshalb habe man das Geld von ihm zurückgefordert. "Die waren sauer. Die haben mir Vorhaltungen gemacht, wenn ich mich darauf einlassen würde, muss das auch klappen." Das könne man für das Geld verlangen, und beim nächsten Spiel müsse das besser werden. Er selbst habe dann eine neue Chance gefordert. "Ich wollte nicht als der Verlierer dastehen." Nun schäme er sich.

"Geldgier war es auf jeden Fall"

Er habe sich beeindrucken lassen von dem vielen Geld, das mit Wetten verdient werden konnte und auch von den teuren Autos, die vor einem bekannten Wettcafe in Berlin gestanden hätten. "Geldgier war es auf jeden Fall", sagte ein geläutert und niedergeschlagen wirkender Hoyzer zu seinen Motiven. Er habe dann völlig aus den Augen verloren, welchen Schaden er anrichte. "Ich habe das nicht mehr gesehen. Ich habe nur daran gedacht: Kann man da was machen oder nicht. Ich habe die Aufgabe nur darin gesehen: Ist was möglich? Und inwiefern kann man es beeinflussen, um möglichst viel Geld herauszuholen." Jetzt schäme er sich "für die ganze Sache", sagte er.

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