Ballack möchte sich im Trainingslager in Dubai nicht zu seiner Zukunft äußern, sondern verweist auf einen "unveränderten Sachstand". Magath bescheinigte dem Nationalmannschafts-Kapitän dennoch eine nach wie vor tadellose Einstellung. "Er arbeitet sehr konzentriert. Ich habe den Eindruck, dass er sich sehr viel vorgenommen hat für die Rückrunde."
Magath gibt sich weiterhin zuversichtlich, dass Ballack bleiben wird. Doch für den Abschiedsfall fordert er die Verpflichtung eines neuen Chefs für sein Team. "Wir bräuchten einen Spieler, der eine Mannschaft führen will." Dass eine späte Entscheidung Ballacks diese Suche erschweren würde, befürchtet Magath indes nicht: "Es ist nicht mehr so, dass schon im Herbst klar sein muss, welchen Spieler man will. Mit dem Transferfenster bis in den August ist im Sommer ein großer Markt da. Sie kriegen alle Arten von Spielern."
"Die WM den Vereinsinteressen unterordnen"
In Dubai kann Magath derzeit bis auf den verletzten Stürmer Roque Santa Cruz (Kreuzbandriss) 24 Profis konditionell auf die großen Ziele in Champions League, Bundesliga und DFB-Pokal vorbereiten. Indirekt avanciert der 52-Jährige damit zu einem wichtigen WM-Helfer für Jürgen Klinsmann. Denn in Oliver Kahn, Sebastian Deisler, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Ballack könnte der Rekordmeister die halbe deutsche WM-Elf stellen. "Unsere Spieler werden bei der WM in einem Top-Zustand sein", verspricht Magath dem Bundestrainer.
"Wir profitieren alle davon, dass ganz Deutschland der WM entgegenfiebert", bekannte der Bayern-Coach. Allerdings erwartet er von seinen Spielern, dass sie zunächst die WM den Vereinsinteressen unterordnen. "Wenn einer nicht dazu neigt zu sagen, 'oh, ich darf mich nicht verletzen', sondern Vollgas gibt, profitieren auch die Vereine. So muss es sein." Einen WM-Bonus wird er Schweinsteiger oder Deisler im Konkurrenzkampf mit den ausländischen Kollegen aber nicht gewähren: "Ich stelle den auf, der mir am ehesten garantiert, dass wir gewinnen, egal, ob er einen deutschen oder ausländischen Pass hat."
"Es werden immer nur Schuldige gesucht
Kritik übte der Vizepräsident des Bundes Deutscher Fußballlehrer an der Rekordzahl von acht Trainer-Rauswürfen in der Bundesliga- Hinrunde. "Trainer-Entlassungen werden immer als unausweichlich hingestellt. Das ist falsch. Die Zeiten sind vorbei, in denen der Trainer so viel Verantwortung und Einfluss hatte, dass er das Geschehen bei der Mannschaft allein bestimmt hat. Darum ist es erforderlich, dass nicht nur Trainer entlassen werden."
Der Rücktritt von Manager Andreas Rettig beim 1. FC Köln und die Entlassung seines Kollegen Thomas Strunz, der in Wolfsburg gemeinsam mit Trainer Holger Fach gehen musste, könnte eine neue Entwicklung darstellen, so Magath. "Aber es ist für mich grundsätzlich ein großes Übel unserer Zeit, dass immer nur Schuldige gesucht werden."
Klaus Bergmann/DPA