Der DFB hat sein Urteil noch nicht gefällt, der nächste Gegner will nicht vor der Gewalt einknicken. Trotz der jüngsten Krawalle von knapp 300 Hooligans des BFC Dynamo wird das Fußball-Oberligaspiel des DDR-Rekordmeisters mit seinen gefürchteten Fan-Chaoten beim Lichterfelder FC am Sonntag in Berlin stattfinden. "Wir haben uns entschieden, nicht vor den Gewalttätern zu kapitulieren. Der Sport muss der Sieger sein", sagte der LFC-Vorsitzende Olaf Fechner am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.
Vorangegangen war am Abend zuvor eine Vorstandssitzung mit kontroverser Diskussion bis Mitternacht. "Eine solch schwere Entscheidung hatten wir wohl noch nie zuvor zu fällen", berichtete Fechner nach dem letztlich einstimmigen Beschluss. Zuvor hatte es im Vorstand Überlegungen gegeben, wegen befürchteter Randale die Partie abzusagen und die Punkte dem Gegner zu überlassen, der durch seine Anhänger im DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:3) am vergangenen Samstag erneut für heftige Negativschlagzeilen gesorgt hatte. 18 Polizisten waren bei der Erstürmung des Gästeblocks verletzt worden, in 50 Verfahren sollen nun die verantwortlichen Täter von der Polizei ermittelt und bestraft werden.
Einstellung des Spielbetriebs hieße Kapitulation
Während das Urteil des DFB-Sportgerichts in den nächsten Tagen erwartet wird, hatte der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) Lichterfelde gewarnt. "Kein Verein hat das Recht, ein Spiel wegen solcher Vorkommnisse abzusagen", erklärte NOFV-Präsident Rainer Milkoreit laut "Berliner Zeitung" (Mittwoch). Der Berliner Verbands-Präsident Bernd Schultz hatte von einer "Kapitulation vor der Gewalt" gesprochen, falls der Spielbetrieb eingestellt würde. Dennoch sehen die Lichterfelder nun kein Einknicken in ihrem Verhalten. "Wir haben Zeichen gesetzt und aufgerüttelt. Eine Diskussion ist in Gang gekommen. Und wir haben viele aufmunternde Worte von anderen Vereinen erhalten", sagte Fechner.
Liga-Rivale Türkiyemspor Berlin hatte "in Anbetracht der jahrzehntelangen Bedrohung des Berliner Fußballs durch Hooligan-Gewalt großes Verständnis für die mutigen Äußerungen" vonseiten des LFC geäußert. "Hiermit wurde ein Tabu gebrochen", teilte der Verein mit. "Natürlich können wir die Sicherheit unserer Zuschauer gewährleisten. Doch sollte der Aufwand hierfür nicht dem Amateurgedanken des Fairplay gerecht werden?", fragte Türkiyemspors Vorsitzender Yalcin Sancar. Die Rechtsabteilung sei eingeschaltet, um zu prüfen, ob Spiele unter solchen Bedingungen noch stattfinden könnten.
Bei allen Sorgen, die Oberliga-Gegner jetzt für die Spiele gegen den BFC haben, rechnet Fechner mit dem friedlichen Ablauf am Sonntag. "Ich denke nicht, dass wir Angst haben müssen", sagte der LFC-Chef, der ankündigte, aus der Vereinskasse auch mehr externe Ordnungskräfte als üblich zu bezahlen. "Neben den Vereinsordnern werden wir 15 Sicherheitskräfte bezahlen, in der vorigen Saison waren es gegen den BFC nur fünf", erinnert er sich. Die Polizei werde hingegen für das Oberligaspiel nicht aufrüsten und wie üblich bei BFC-Spielen zwei Züge in den Berliner Südwesten entsenden, so Fechner.