Überlebenskampf Borussia Dortmund am Abgrund

Der Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund kämpft ums Überleben. Nach eigenen Angaben steckt der Club in einer existenzbedrohenden Situation.

Der schwer angeschlagene Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund steht möglicherweise vor dem Aus. Wie die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA in einer Börsen-Pflichtmitteilung erklärte, steckt der Traditionsverein und mehrmalige deutsche Fußballmeister in einer "existenzbedrohenden Ertrags- und Finanzsituation".

Wachsender Schuldenberg

Allein im letzten Geschäftshalbjahr vom 1. Juli bis 31. Dezember 2004 lief den Angaben zufolge ein operativer Verlust von 27,2 Millionen Euro auf. Falls Sanierungsmaßnahmen unterbleiben, rechnet Borussia Dortmund bis Ende Juni mit einem Gesamtfehlbetrag von 68,8 Millionen Euro. Damit wären unter Berücksichtigung der bereits angehäuften Verluste aus den Vorjahren - zum 30. Juni 2004 waren dies bereits 73,3 Millionen Euro - rund 79 Prozent des eingezahlten Kapitals der Aktionäre (179,5 Millionen Euro) aufgezehrt. Borussia Dortmund war im Jahr 2000 an die Börse gegangen und ist Deutschlands einziger an der Börse notierter Bundesligaverein.

Der Kurs der Borussia-Dortmund-Aktie brach nach Bekanntgabe der aktuellen Schuldenzahlen um über 20 Prozent im Vergleich zum Vortag ein und notierte kurz vor 10.00 Uhr bei 2,08 Euro. Zwischenzeitlich war der Kurs sogar auf 1,96 Euro abgerutscht. Ihren tiefsten Stand hatte die Fußball-Aktie Anfang Januar mit 1,85 Euro. Der Ausgabepreis am 31. Oktober 2000 hatte bei elf Euro gelegen.

Auf Grund der äußerst knappen Finanzmittel befinde sich die Gesellschaft "in ständigem, nach Einschätzung des Managements konstruktivem Dialog mit den Gläubigern, um den gegenwärtigen Engpass dauerhaft zu überwinden", hieß es weiter. In diesem Zusammenhang habe die Gesellschaft von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft RölfsPartner ein Sanierungskonzept erstellen lassen, das nunmehr vorliege. Dieses Konzept bescheinige der Gesellschaft die Sanierungsfähigkeit und -würdigkeit.

Um Borussia Dortmund zu retten, werden unter anderem folgende Schritte vorgeschlagen: Mietstundungen für das Westfalenstadion, Teilrückabwicklung des Verkaufs der Anteile an der Westfalenstadion Dortmund GmbH & Co. KG (WFS) bei Freigabe von Sicherheiten (Bardepot) durch die an WFS beteiligte Fondsgesellschaft sowie Anpassung der Rückkaufbedingungen sowie mittelfristige Zins- und Tilgungsmoratorien der Finanzgläubiger mindestens bis zum Geschäftsjahr 2006/07.

DFL hüllt sich in Schweigen

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wollte sich zunächst nicht dazu äußern, ob der Bundesligist angesichts einer drohenden Pleite für die kommende Saison mit dem Verlust seiner Lizenz rechnen muss. Derzeit berate die DFL noch darüber, ob sie zu dem Thema Stellung beziehe, sagte ein Sprecher des Liga-Verbandes in Frankfurt. Die DFL gehe mit Informationen über Lizenzen sehr zurückhaltend um, weil damit stets auch Aussagen über die finanzielle Situation der Klubs verbunden seien. Um eine Lizenz zu erhalten, muss ein Verein beweisen, dass er eine Spielzeit lang Liquidität sicherstellen kann.

Die Bundesliga-Vereine müssen nach Angaben der DFL bis zum 15. März ihre Unterlagen einreichen, um eine Lizenz für die kommende Saison 2005/06 zu beantragen. Ziel des Lizenzierungsverfahrens sei, den Spielbetrieb während einer kompletten Spielzeit zu sichern, betonte der Sprecher. In Deutschland sei bisher noch nie ein Verein während einer Spielzeit Pleite gegangen. Erfülle ein Klub die Voraussetzungen für eine Lizenz nicht, habe die DFL zwei Möglichkeiten: Entweder der Verein bekomme sie unter Auflagen und müsse etwa jeden Monat Auskunft über seine Liquidität geben, oder die DFL erteile zunächst keine Spielberechtigung und stelle dem Verein Bedingungen, die er vor einer Lizenzierung erfüllen müsse.

Neue Kreditaufnahme im Gespräch

Vor gut einer Woche hatte Gerd Niebaum sein Amt als Geschäftsführer der Kommanditgesellschaft auf Aktien niedergelegt. Vor drei Monaten war er bereits als Präsident des Bundesligisten zurückgetreten. Sein Nachfolger als Präsident des westfälischen Traditionsvereins ist Reinhard Rauball. Auf der Suche nach einem Ausweg aus der Finanzkrise hatte der angeschlagene Bundesligist Presseberichten zufolge in den vergangenen Tagen auch mit der WestLB über mögliche Kredite gesprochen. Über Ergebnisse der Gespräche wurde aber nichts bekannt.

DPA
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