Völlers Medienkritik Sie haben sich wieder lieb

Die Konfrontation von Völler mit den TV-Kritikern Delling und Netzer war fast mit mehr Spannung erwartet worden als das Spiel selbst: Abgesehen von einigen Anspielungen hatten sich die Journalisten und der Teamchef aber plötzlich wieder ganz doll lieb.

Kein "Käse", kein "Scheißdreck" und kein "Schwachsinn": Rudi Völler hielt sich vier Tage nach seinem Wutausbruch in Island beim Fernseh-Interview nach dem Schottland-Spiel zurück. Aber auch die vom Teamchef attackierten Gerhard Delling und Günter Netzer übten sich am Mittwoch in Zurückhaltung und reagierten nur mit Anspielungen und mehrdeutigen Bemerkungen auf Völlers zornige, mit derben Vokabeln garnierte General-Abrechnung vom Samstag.

"Es hat mich belastet"

Völler äußerte sich beim Interview mit Waldemar Hartmann nur zum Spiel und ging auf seine Aufsehen erregenden verbalen Attacken gegen Delling und Netzer nur am Schluss des Gesprächs ein. "Das hat mich nicht nur beeindruckt, sondern auch belastet", beschrieb der Teamchef seine Gefühlslage in den vergangenen Tagen angesichts des Wirbels um seine Äußerungen vom Samstag. Die von WDR-Sportchef Heribert Faßbender erwartete Entschuldigung lieferte der Teamchef aber nicht.

Nur indirekte Anspielungen

Auf Völlers teilweise wüsten Beschimpfungen gingen Moderator Delling und ARD-Experte Netzer bei der Übertragung des Schottland-Spiels nur indirekt ein. In Anspielung auf Völlers Vorwurf, Netzer habe früher nur Standfußball geboten, fragte Delling seine Partner: "Aus dem Stand heraus: Was wird heute anders als beim 0:0 gegen Island?". Der ehemalige Fußballstar begann seine Antwort mit dem Satz: "Aus dem Stand heraus fällt mir nicht schwer." Später sagte Delling über die schottische Nationalelf: "Ist ja nicht der einzige Gegner, den wir hier haben."

Auch Beckmann hielt sich zurück

Reinhold Beckmann, der das Spiel kommentierte, ging hingegen gleich zu Beginn direkt, aber nur ganz kurz auf Völlers mit Beschimpfungen vorgetragene Medien-Kritik ein. "Ist Völler ein genialer Medienjongleur - oder war es doch ein spontane Attacke?", lautete seine rhetorische Frage. Nach drei weiteren, wenig verfänglichen Sätzen wechselte Beckmann das Thema und machte später nur noch einmal Andeutungen über die "dritte Halbzeit von Island". Auf die in den vergangenen Tagen mehrfach gesendeten Szenen von Völlers Interview am Samstag verzichtete die ARD am Mittwoch.

DPA

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