Das desolate Spiel gegen die Bayern im Liga-Pokal, der mehr als glückliche 1:0-Sieg im DFB-Pokal gegen den Regionalligisten Eintracht Braunschweig, das mühsame 2:2 zum Bundesliga-Auftakt beim VfL Bochum - und jetzt das: Mit viel Glück und Willen quälten sich die Grün-Weißen in der Champions-League-Quali zu einem Sieg gegen Dynamo Zagreb, wobei die Bremer in der ersten Halbzeit eine katastrophale Leistung zeigten.
Es kam also wie erwartet - oder besser - befürchtet. Werder knüpfte nahtlos an die bisherigen Leistungen an. Nach der ersten Halbzeit führten die Kroaten verdient mit 1:0. Die Mannschaft konnte sich bei Tim Wiese bedanken, dass sie nicht mehr Gegentore kassierte. Den Bremern war die Verunsicherung deutlich anzumerken und eben auch, dass sie den Ausfall von so wichtigen Spielern wie Frings, Borowski, Fritz, Hunt und Wome in keinster Weise kompensieren können.
Die Psyche leidet
Die im letzten Jahr überragenden Diego und Naldo sind wegen ihres kurzen Urlaubs nach der Teilnahme an der Copa America meilenweit von ihrer Bestform entfernt. Sie wirken müde und überspielt. Ich erinnere mich gut an Momente, in denen ich nach dem Europameister-Titel 1996 und anschließendem Kurz-Urlaub von 10 bis 14 Tagen einige Wochen brauchte, um die körperliche, aber insbesondere auch die mentale Müdigkeit wieder zu verdrängen. Das ist völlig normal, denn besonders die Psyche leidet unter zu kurzer Regeneration. Das führt dazu, dass du als Spieler müde, langsam und unkonzentriert bist.
Bei den Bremern kommt hinzu, dass der 8,5 Millionen-Euro-Mann Carlos Alberto noch nicht die Bindung zum Team gefunden hat. In einigen Wochen wird sich das geändert haben. All dies führt dazu, dass die Bremer am gestrigen Abend dem kroatischen Meister 45 Minuten lang deutlich unterlegen waren. Für die Klasse und die Willensstärke der Norddeutschen spricht aber, dass geschickten Auswechslungen durch den Coach Thomas Schaaf das Spiel mit einem enormen Kraftaufwand gedreht werden konnte. Dennoch wird es im Rückspiel in Zagreb sehr schwer werden zu bestehen, wenn knapp 40.000 heißblütige Dynamo-Fans ihre Helden nach vorn peitschen.
Nerven zum Zerreißen gepannt
Für Werder steht in diesem Rückspiel viel auf dem Spiel. Der Einzug in die Gruppenphase der Champions League garantiert Mehreinnahmen gegenüber dem Uefa-Cup von rund 15 Millionen Euro. Für die Entwicklung des Clubs wäre die verpasste Qualifikation ein Rückschlag. Da werden im Rückspiel bei allen Offiziellen, den Spielern und bei den Fans die Nerven zum Zerreißen gespannt sein. Zumal die Zagreber Fans bekannt dafür sind, dass heimische Maksimir-Stadion in ein frenetisches Tollhaus zu verwandeln.
In Zagreb wird sich zeigen, ob Werder Bremen auch dieses Jahr die Stärke hat, im Konzert der Großen mitzuspielen, oder ob die Saison schon zu Beginn einen herben Dämpfer erleidet. Ach ja, am Sonntag kommen die Bayern ins Weserstadion. Und Miro Klose, der "verlorene Sohn", mit dessen Wechsel-Theater die ganze Misere begann. Eines ist klar: Die Bayern sind eindeutig Favorit.