Sicherheit Jagd auf Hooligans

Um gewaltbereite Hooligans aus Großbritannien besser im Visier zu haben, sind britische Polizisten gemeinsam mit ihren deutschen Kollegen im Einsatz.

"Wo sind die großen Bildschirme?" und "Wo gibt es noch Tickets"? So lauten die häufigsten Fragen, auf die englische Bobbys im Frankfurter Hauptbahnhof stets geduldig antworten. Doch die eigentliche Aufgabe der insgesamt 25 britischen Beamten, die jetzt in Frankfurt im Einsatz sind, ist das Aufspüren verdächtiger Hooligans. Gemeinsam mit ihren deutschen Kollegen, die in Zivil auftreten, suchen sie in den heranströmenden Fan-Massen nach potentiellen Gewalttätern bei der Fußball-Weltmeisterschaft.

"Die kennen ihre Pappenheimer wirklich gut", sagt der deutsche Polizeioberkommissar Norbert George, der seit sechs Jahren bei der Bundespolizei in Frankfurt als Fan-Polizist arbeitet. Manchmal ist es ein Ansteckpin, ein bestimmtes Muster an der Baseballkappe oder eine verfremdete Aufschrift auf einem T-Shirt, die das Misstrauen der Beamten weckt.

"Wir kennen viele Gesichter"

Die englischen Officers stammen aus Einheiten, die regelmäßig im Fußballeinsatz sind. "Wir haben viele Gesichter schon gesehen, und wenn eines von ihnen hier auftaucht, sprechen wir es an", sagt ein Beamter aus London. So wie den jungen Mann im unauffälligen dunkelblauen England-Shirt. Gegen ihn liegt zwar keine "banning order" vor, die ihm die Ausreise und den Besuch von Fußballspielen verbieten würde. Aber für die englischen Polizisten gehört er in die zweitgefährlichste Kategorie. Die deutschen Polizisten würden wohl noch eine Stufe drauf legen.

Beim vorherigen Fußball-Großereignis in der Bundesrepublik, der Europameisterschaft 1988, haben George und seine Kollegen noch in den blauen Uniformen der Bahnpolizei gesteckt, von Fan-Polizisten hatte noch niemand gehört. Nun stehen sie über die zentrale Informationsstelle Sport (ZIS) der Polizei in Düsseldorf in engem Kontakt mit den Spezialisten der Landespolizeien für alle Erst- und Zweitligisten. Bei jedem Bundesligaspiel sind Bundespolizisten dabei, sichern Flughäfen und Bahnstrecken. Im Minutentakt gehen bei den Frankfurter Ermittlern Anrufe über Fangruppen in Zügen ein, aus Richtung Köln sind es in jedem Zug mehrere hundert.

Mit hoheitlichen Rechten ausgestattet

In mancher Beziehung sieht sich die Bundespolizei sogar als Vorreiter, denn sie hat die ihr zugeteilten ausländischen Kollegen während der WM mit hoheitlichen Rechten ausgestattet. Sie können also auf Bahnhöfen und Flughäfen genauso agieren wie deutsche Beamte. Bei den Polizeien der Länder war das an rechtlichen Bedenken gescheitert. Misstrauen gegen die englischen Bobbys habe es in keiner Minute gegeben, versichert der stellvertretende Frankfurter Inspektionsleiter Matthias Mackroth. "Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht. Von uns aus kann das jederzeit wiederholt werden."

Die deutschen Bundespolizisten sind heilfroh über die Sachkenntnis der sehr klar und offen auftretenden Bobbys. Dem mutmaßlichen Gewalttäter im unauffälligen Shirt halten die Ordnungshüter gemeinsam einen eindringlichen Vortrag über gutes Benehmen in der Frankfurter "Main-Arena". Im Behördendeutsch heißt das "Gefährderansprache". "Der ist jetzt eingenordet" sagt Fan-Polizist Henning Becker. Doch zur Sicherheit hängt noch sich eine Zivilstreife an die Fersen des möglichen Hooligans.

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Christian Ebner, DPA

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