Die neue deutsche Fußball-Herrlichkeit hat auch damit zu tun, das eines der größten Probleme der vergangenen Jahre überwunden ist: Das Fehlen von Stürmern mit internationaler Klasse. Klose und Podolski knüpfen da an, wo einst Völler und Klinsmann auf dem Höhepunkt ihres Schaffens standen: Zumindest in der Tor-Bilanz haben die beiden das Weltmeister-Duo von 1990 schon überholt, jetzt will der neue deutsche Traumsturm auch den WM-Titel. "Alles ist möglich. Wir haben jetzt vier Siege - und drei fehlen uns noch", verkündete "Poldi".
Mit seinem dritten Doppelpack im Nationaltrikot war Podolski an seiner künftigen Wirkungsstätte in München der Schützenkönig beim 2:0 im Achtelfinale gegen Schweden. Doch der wahre Matchwinner war Klose, der bei "seiner" Weltmeisterschaft eine Gala-Vorstellung aufführte. "Wir sind noch längst nicht am Ziel, wir wollen noch viel erreichen", nahm der Führungsspieler gleich das Viertelfinale gegen Argentinien ins Visier.
"So können sie ruhig weiterspielen"
"Lukas und Miro bekommen ein immer besseres Gefühl. lobte Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der einmal mehr alles richtig gemacht und trotz Kritik an Podolski festgehalten hatte. Jetzt hofft er auf einen weiteren Auftrieb für das große Spiel gegen Argentinien. "Für Lukas war das Tor Gold wert." Dass damit seine eigene Tor-Bilanz und die von Völler bei der WM 1990 übertroffen wurde, war dem Bundestrainer reichlich egal. Der 21 Jahre alte künftige Bayern-Spieler Podolski hat jetzt drei WM-Tore auf seinem Konto, sein sieben Jahre älterer Sturmpartner Klose schon vier: Völler und Klinsmann trafen 1990 beide jeweils drei Mal.
Instinktfußballer Podolski scheint rechtzeitig zur K.o.-Phase der WM seinen Torriecher wieder gefunden zu haben - und auf der Suche danach hat ihm vor allem Klose geholfen. Der bei dieser WM kaum zu stoppende Stürmer ist nicht mehr nur Vollstrecker, sondern glänzt als Vorbereiter und Vorbild. "Für mich war es wichtig, von der ersten Minute an voranzugehen und Lukas zu führen", betonte Klose und sieht den Achtelfinal-Sieg als Startschuss für "Poldi". "Das war der wahre Lukas. Für ihn geht die WM jetzt erst richtig los."
Endlich harmonieren sie
Ausgerechnet gegen Argentinien, gegen das Völler und Klinsmann 1990 im Endspiel von Rom den größten Triumph ihrer Fußballer-Laufbahn feierten, als sie Weltmeister wurde, können sich Klose und Podolski beweisen. Rechtzeitig vor dem Duell sprechen die beiden gebürtigen Polen fußballerisch wieder die selbe Sprache und harmonieren immer besser miteinander.
Endlich hat Podolski seine Laufwege auf die des Partners abgestimmt. Endlich arbeitet er mehr für die Mannschaft. Endlich trifft er wieder eiskalt - am Samstag im 29. Länderspiel zum 15. Mal. "Er ist halt ein Knipser", kommentierte Klose. Auch die kritischen Worte des Werder-Profis in den vergangenen Tagen scheint Podolski verinnerlicht zu haben, denn ausgerechnet er war mit der Show gegen Schweden nicht völlig zufrieden. "Bei den Toren war es optimal, aber es gibt noch Situationen, da können wir noch besser zusammen spielen", sagte Podolski, der auch gegen die Südamerikaner wieder auf Tore und ein "Gänsehaut"-Gefühl hofft.
Klose wil ins Ausland - irgendwann
Mit drei Treffern in vier WM-Spielen tastet sich Podolski langsam an die große deutsche Stürmer-Garde heran, Klose ist mit neun Toren in elf WM-Begegnungen da schon viel weiter. Auch auf internationalem Parkett ist der einst so schüchterne Junge aus der Pfalz mittlerweile eine ganz große Nummer und steigert den ohnehin hohen Marktwert von Länderspiel zu Länderspiel; bislang stehen 28 Tore bei 59 Einsätzen zu Buche. "Ich spiele die WM nicht, um mich zu präsentieren. Aber mein Ziel ist es grundsätzlich, einmal im Ausland zu spielen", sagte der Stürmer des Werder Bremen. "Ich will eine gute WM spielen und dann wird man sehen."