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Fahrt im Wasserwerfer verlost Das geschmacklose WM-Tippspiel der Polizei Sachsen

Die sächsische Polizei verlost in ihrem WM-Gewinnspiel eine Fahrt im Wasserwerfer. Keine besonders geschmackvolle Idee, gerade angesichts der Polizeigewalt im Weltmeisterschaftsland Brasilien.
Von Timo Brücken

Da hat die Polizei Sachsen sich aber ein ganz tolles Gewinnspiel zur WM ausgedacht: "Tipp den Weltmeister und fahr 'ne Runde Wasserwerfer!", schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite. Cool, könnte man sagen, endlich mal das schwere Gerät testen, mit dem sonst immer die blöden Demonstranten aus dem Weg gespült werden (obwohl sich das Gefährt zuletzt bei den Kollegen in Thüringen als alles andere als robust herausgestellt hat, aber das ist eine andere Geschichte). Oder man empfindet das Ganze als bodenlose Geschmacklosigkeit. Zum Beispiel weil in Brasilien, dem Land der WM, gerade Menschen gegen die Geldverschwendung rund um das Turnier demonstrieren - und die Polizei sie von der Straße prügelt, Tränengas einsetzt und, ja, mancherorts auch Wasserwerfer auffahren lässt.

Das ist der sächsischen Polizei natürlich nicht entgangen: "Die Gewalt, die gegen die brasilianischen Demonstranten eingesetzt wird, erschreckt uns zutiefst", schreibt sie. "Wir haben als Polizei Sachsen die Idee gehabt, unsere Community ein Gewinnspiel anzubieten, bei dem man nicht zum hundertsten Mal eine Tasse und ein Schlüsselband gewinnen kann." Bei solch eleganten Rechtfertigungen ließ der Shitstorm natürlich nicht lange auf sich warten. "Merkt ihr noch was?", fragt gleich einer der ersten Kommentatoren. Andere posten Bilder von Polizeigewalt von Bayern bis Brasilien oder gratulieren: "Hätte die Titanic nicht besser machen können!"

Ein gewisser Peter Hausmann möchte wissen, ob als nächstes denn der "Schnupperkurs Pfefferspray" angeboten wird, und Channoh Peepovicz schreibt: "Ich mache nur mit, wenn ich damit ne Nazidemo wegblasen darf. Darf ich? Darf ich?" Darf er wohl nicht: Die Fahrt mit dem Wasserwerfer werde "nicht im öffentlichen Straßenverkehr stattfinden, sondern auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei in Leipzig", schreiben die sächsischen Beamten. Schade eigentlich.

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