Es war zu rührend, um wahr zu sein. Als die Nationalhymne der Elfenbeinküste erklang und dem Spieler Geoffroy Serey Dié vor der Partie gegen Kolumbien kräftig die Tränen über die Wangen kullerten, ging man vor den Bildschirmen erstmal von profanem Nationalstolz aus. Nach dem Spiel ging dann eine herzergreifende Nachricht durch die Welt: Dieser Mann habe nicht wegen des Fußballs geweint. Sein Stiefvater sei zwei Stunden vor Abpfiff gestorben, hieß es aus der Pressekonferenz, der Trainer habe es erzählt. Trotz der schlimmen Nachricht habe sich der Spieler vom FC Basel aber für einen Einsatz im Spiel entschieden.
Natürlich erreichten Dié über die sozialen Medien binnen kürzester Zeit zahllose Beileidsbekundungen. Auch von prominenter Seite. Kevin Prince Boateng beispielsweise zollte seinem ivorischen Kollegen Respekt: "Fußball ist nicht alles!"
Alles nur ein Missverständnis
Doch Kommando zurück! Wenige Stunden nach der Partie, als er realisiert hatte, was seine Tränen ausgelöst hatten, vermeldete Dié selbst auf seinem Instagram-Account, dass die Meldung falsch seien. Sein Vater sei schon 2004 gestorben. Er habe zwar während der Hymne an den Verstorbenen gedacht, aber: "Ich habe auch an mein schweres Leben gedacht. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages hier stehen und spielen würde. Dieses Gefühl hat mich überwältigt, ich bin eine sehr emotionale Person", sagte Dié der Nachrichtenagentur AP. Er habe gegen die Tränen angekämpft, habe sie aber letztlich nicht zurückhalten können. Mannschaftskamerad Kolo Touré ergänzte: "Er liebt sein Land wirklich - das sieht man sonst nicht im Fußball."
Wer die Meldung vom Tod des Stiefvaters in die Welt gesetzt hat, ist nicht mehr nachvollziehbar. Offensichtlich war es auf der Pressekonferenz zu Missverständnissen gekommen. Eine andere Sache dürfte den Ivorer nach dem Spiel viel mehr beschäftigen: Er machte den entscheidenden Fehler vor dem 0:2 und wurde später ausgewechselt.