Keine Livebilder, keine Zuschauer, keine Tore. Beim ersten Fußball-Länderspiel zwischen Nordkorea und Südkorea seit 29 Jahren fehlte alles. Nur einer war da. FIFA-Präsident Gianni Infantino. Das Match in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang dürfte nicht nur deshalb als eine der groteskesten Partien aller Zeiten in die Geschichte des Weltfußballs eingehen. Nachdem zunächst – abgesehen vom Spieltermin und Ort – überhaupt nichts zu dem historischen Vergleich bekannt wurde, sickerten von Südkoreas Fußballverband (KFA) dann doch noch ein paar Details der bizzaren Veranstaltung durch. Und die hatten es in sich.
Enttäuschter Infantino rechnete mit vollem Haus
Demnach saß im 50.000 Zuschauer fassenden Kim-Il-Sung-Stadion am Dienstag kein einziger zahlender Fan. Das erfuhr der KFA vom Matchbeauftragten des asiatischen Fußballverbandes AFC. Warum nicht einmal nordkoreanische Anhänger in die Arena durften, wurde nicht bekannt. Dafür hatten die Nordkoreaner Gianni Infantino nach Pjöngjang eingeflogen. Und der FIFA-Präsident glaubte selbst offenbar, einem historischen Sportereignis beiwohnen zu dürfen: "Ich hatte mich angesichts dieses besonderen Spiels auf ein volles Stadion und viele Fans gefreut", heißt es in einem auf der FIFA-Website veröffentlichen Statement. Auch, dass ausländischen Journalisten die Visa verweigert wurden und die Weltöffentlichkeit wegen fehlender Livebilder komplett ausgesperrt wurde , missfiel FIFA-Boss Infantino.

Nordkorea schikaniert Gegner bei Einreise
Laut eines Sprechers der Südkoreaner wurden im Vorfeld des Spiels nicht nur die Journalisten, sondern auch die Spieler und Betreuer der Gäste schikaniert. Demnach musste die Mannschaft um Kapitän Sung-Yong Ki von Newcastle United zunächst in der chinesischen Hauptstadt Peking zwischenlanden. Dort sollen die Spieler erst ihre Einreisegenehmigungen erhalten haben. Eine Aufzeichnung des offenbar eher mittelmäßigen Spiels sollen die Südkoreaner auf DVD erhalten. Allerdings erst, wenn die Delegation das Land verlassen hat. Die offizielle Zusammenfassung des Spiels kam von der "Korean Central News Agency" und ging so: "Das Spiel mit Angriffen und Gegenangriffen endete mit einem Unentschieden."
Immerhin scheint es auf dem Rasen fair zugegangen zu sein. Nach Angaben der FIFA zeigte der Schiedsrichter in den 90 Minuten nur vier Mal gelb – an jeweils zwei Spieler beider Nationen.
Quellen: "Gulf Times", DPA