Die Shorttrack-Konkurrenz schaut ehrfürchtig auf Wang Meng, die auf dem kleinen Eisring übermächtige Chinesin verneigt sich artig vor ihren Helfern. Mit zwei tiefen Bücklingen überraschte die 24-Jährige nach ihrem überragenden Goldsprint im Pacific Coliseum von Vancouver. "Die erste Verbeugung war für meinen Trainer, die zweite für die ganze Mannschaft, die dazu beigetragen hat", sagte Wang nach ihrem Sieg über 500 Meter. Viermal Gold ist für die Athletin aus dem Reich der Mitte bei Olympia möglich. Und die spielerische Dominanz, mit der sie den ersten Erfolg einfuhr, macht weitere Großtaten wahrscheinlich.
Erstmals seit Cathy Turner 1994 in Lillehammer konnte im Shorttrack eine Athletin ihren Olympiasieg wiederholen. Wang hatte auch in Turin der Konkurrenz die Fersen gezeigt. Dem kanadischen Silber-Girl Marianne St-Gelais war das egal. An ihrem 20. Geburtstag machte sie ihre erste Medaille mit einem mutigen Finallauf perfekt. "Ich habe alles gegeben und bin superstolz", sagte sie. Die einzige deutsche Starterin, Aika Klein aus Rostock, war nach ihrem Aus im Vorlauf am Finaltag nicht mehr dabei.
Die deutsche Herren-Staffel muss auf ein Medaillenrennen ebenfalls verzichten. Die Dresdner Paul Herrmann, Tyson Heung und Robert Seifert sowie Sebastian Praus aus Mainz kamen in ihrem Semifinale nur auf Platz drei. Das Quartett musste somit Kanada und China den Vortritt lassen. Im Kampf um die Medaillen sind auch noch Südkorea, die USA und Frankreich vertreten. Deutschland bestreitet am 26. Februar gegen Großbritannien einen Platzierungslauf um Rang sechs. Wir haben alles gegeben und uns teuer verkauft, deshalb bin ich nicht enttäuscht. Die Chinesen waren heute besser", sagte Heung.
Im Einzelwettbewerb über 1000 Meter schaffte der in Kanada geborene Heung den Einzug ins Viertelfinale am Samstag. Er musste sich in einem taktisch clever geführten Rennen nur dem Kanadier Francois Hamelin geschlagen geben. "Ich bin optimistisch, dass noch eine gute Platzierung drin ist", sagte er. Für Herrmann kam hingegen auch im Einzelrennen das Aus. Im Vorlauf mit Shorttrack-Star Apolo Anton Ohno musste er neben dem Amerikaner auch den Chinesen Liang Wenhao passieren lassen. Rang drei reichte nicht für die nächste Runde.