Politik ist eigentlich ein Tabuthema für die Veranstalter der Olympischen Winterspiele in Peking. Die Sprecherin von Chinas Olympia-Organisatoren ist daher bei den täglichen Runden mit Journalisten bislang vor allem durch Schweigen aufgefallen. Es geht hier um Sport, über diese Dinge reden wir nicht, so die Haltung der Offiziellen.
Drei Tage vor dem Ende der Spiele hat sich das plötzlich geändert. Auf der letzten regulär angesetzten täglichen Pressekonferenz des Pekinger Organisationskomitees am Donnerstag ergriff Yan Jiarong mehrfach ungefragt das Wort, um Chinas politische Position darzustellen. Mit scharfen Zurechtweisungen reagierte sie auf kritische Fragen internationaler Medienvertreter, die eigentlich an den Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees, Mark Adams gerichtet waren.
Sprecherin nennt Taiwan "unteilbarer Teil Chinas"
Nachdem ein Journalist Adams zu Taiwans angeblichem Versuch, die Eröffnungsfeier ausfallen zu lassen befragt hatte, bat Yan Jiarong um zusätzliche Zeit, um den Status der selbstverwalteten Insel anzusprechen. "Mark, darf ich noch einige ergänzende Bemerkungen machen?" mischte sie sich ein und fuhr fort: "Taiwan ist ein unteilbarer Teil Chinas, und dies ist ein anerkannter internationaler Grundsatz, der auch in der internationalen Gemeinschaft anerkannt wird." Dann fügte sie hinzu: "Wir sind immer gegen die Idee, die Olympischen Spiele zu politisieren."
Adams wurde daraufhin von einem nicht-chinesischen Reporter gefragt, ob Yan Jiarong jetzt nicht selbst die Spiele "politisiert" habe, indem sie Chinas Haltung zu Taiwan zur Sprache brachte. Der IOC-Sprecher verweigerte eine klare Antwort: "Es gibt auf der ganzen Welt unterschiedliche Meinungen zu allen möglichen Dingen, aber unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Spiele stattfinden", sagte er.
Unter dem Druck Chinas nimmt Taiwan an Olympischen Spielen als "Chinesisch Taipeh" teil. Auch das IOC umgeht in seinen Stellungnahmen stets das Wort Taiwan. Die kommunistische Führung in China betrachtet Taiwan nur als Teil der Volksrepublik und droht mit einer Eroberung.
Uiguren laut IOC-Sprecher kein Thema für Olympia
Auch der Umgang Chinas mit der muslimischen Minderheit der Uiguren wurde in der bemerkenswerten Pressekonferenz thematisiert: Ein Reporter fragte Adams direkt nach dem Standpunkt des IOC zu den Berichten über die Existenz von "Konzentrationslagern" in Xinjiang und ob es dort Zwangsarbeit gebe. Adams antwortete, die Frage sei für das Briefing "nicht besonders relevant". "Das sind Themen außerhalb der Spiele, das sind Fragen für andere Leute", erklärte er und lobte dann die Kraft der Olympischen Spiele, die Menschen zu vereinen.
Yan stellte daraufhin erneut sicher, dass Chinas Standpunkt Gehör fand: "Ich denke, dass diese Fragen auf Lügen basieren", sagte sie. "Einige Behörden haben diese falschen Informationen bereits bestritten. Es gibt eine Menge solider Beweise. Sie können sich gerne auf all diese Beweise und Fakten berufen."
Menschenrechtler werfen China vor, mindestens eine Million Uiguren und andere Muslime in Xinjiang in "Umerziehungslagern" zur Aufgabe ihrer Religion, Kultur und Sprache zu zwingen und teilweise auch körperlich zu misshandeln. Die USA und andere Länder sprechen inzwischen von einem "Genozid". Peking bezeichnet die Lager dagegen als "Fortbildungseinrichtungen".
Quellen: AFP, Associated Press