Air-Race-Pilot Dolderer Endspurt auf der letzten Schleife

Am Anfang der Saison tat sich der deutsche Pilot Matthias Dolderer schwer, am Ende gab er mächtig Gas und schaffte es noch auf das Treppchen. Im nächsten Jahr soll es an die Spitze gehen.

Herr Dolderer, beim letzten Rennen in Barcelona haben Sie richtig Gas gegeben und sind mit auf das Podium geflogen. Wie kam es zu dieser Leistungssteigerung im Verlauf der Saison?

Da haben viele Faktoren eine Rolle gespielt. Wir hatten vor der Saison nicht viel Zeit, uns vorzubereiten. Das haben wir dann in der Pause zwischen den Übersee- und Europa-Rennen nachgeholt. Zudem hatten wir bei den letzten drei Rennen einen leistungsfähigeren Motor als noch zu Saisonbeginn.“

Also wäre noch mehr drin gewesen?

"Man muss die Punkte der letzten drei Rennen mal zwei nehmen. Dann wäre Platz drei hinter Weltmeister Paul Bonhomme und dem Österreicher Hannes Arch auch drin gewesen."

Was unterscheidet das Air Race vom gewöhnlichen Kunstflug?

Beim Kunstflug hört 100 Meter über dem Grund der Spaß auf – das ist das Minimum, das man fliegen kann. Die Piloten beim Air Race fliegen in 10 bis 20 Meter Höhe gegen die Zeit und machen keine Figuren, die von einem Schiedsrichter bewertet werden.

Das Red Bull Air Race wird auch "Formel 1 der Lüfte" genannt. Ist der Vergleich berechtigt?

Das Air Race ist die Formel 1 der Lüfte und bedeutet für mich: Mensch, Maschine und die Uhr. Als es 2003 losging, lagen noch 30 bis 40 Sekunden zwischen dem Ersten und dem Letzten, heute fliegen sieben oder acht Piloten Zeiten innerhalb einer Sekunde. Es ist richtig eng geworden. Aber es gibt auch große Unterschiede zur Formel 1. Wir bewegen uns in einem dreidimensionalen Medium."

Zur Person: Matthias Dolderer

Matthias Dolderer, geboren am 15. September 1970 in Ochsenhausen/Allgäu, unternahm mit 14 Jahren seinen ersten Solo-Flug. Mit 17 erhielt er die Segelflieger- und Ultraleicht-Lizenz und erwarb ein Jahr später die Privatpiloten-Lizenz. Mit 21 Jahren war er der "jüngste Fluglehrer" Deutschlands. Matthias Dolderer, Eigentümer und Betreiber der Flugschule Tannheim, hat nahezu 300 Tage seines Lebens im Cockpit von mehr als 100 verschiedenen Flugzeugtypen verbracht, 23.000 Landungen weltweit absolviert und seit 1993 an zahlreichen Flugshows in ganz Europa teilgenommen. Dolderer ist Deutscher Kunstflugmeister 2008 und schaffte 2009 den Sprung vom Kunstflug zum Red Bull Air Race.

Wie fühlt es sich an, bei solchen Geschwindigkeiten durch die Luft zu sausen?

Jedes Mal, wenn du in den Kurs rein gehst, ist das so, als hättest du Sex. Das ist einfach geil und du kannst es kaum erwarten. In dem Moment, in dem es losgeht, entstehen irrsinnige Glücksgefühle. Das ist Wahnsinn und für mich die Erfüllung eines Traums.

Wie sicher ist das Rennen in der Luft?

Das Air Race existiert seit sechs Jahren und bis jetzt ist kein Zwischenfall passiert. Wir fliegen in 10 Metern Höhe und wenn man dann einen Fehler macht … . Die Kurse sind so gebaut, dass wir nie zur Gefahr für die Zuschauer werden.

Welche Kräfte wirken auf den Körper?

Wir fliegen teilweise bis zu 12 g. Das ist das 12-fach der eigenen Körperlast. Bei 180- und 270 Grad-Kurven werden diese hohen g-Zahlen erreicht. Es ist nicht nur das Gewicht, das auf einen wirkt. Der ganze Körper sackt zusammen, die Wirbelsäule wird um drei Zentimeter gestaucht, die Innereien gehen hoch und runter und das Blut wird nach unten gezogen.

Wann kommt das Race nach Deutschland?

"Das Red Bull Air Race hat eine große Zukunft. Es ist aber nicht einfach, ein Rennen ins Leben zu rufen. Die Infrastruktur muss stimmen, Genehmigungen müssen erteilt werden. Aber es würde mich sehr freuen, wenn in den nächsten Jahren auch mal ein Rennen in Deutschland stattfinden würde, damit ich mein Können vor meinen Fans unter Beweis stellen kann."

Interview: Marius Koch und Gernot Kramper

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