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Mehr als attraktive Pausenfüller Trainerin bedauert Aus für Cheerleaderinnen: "Begründung ist der Mädchen nicht würdig"

Cheerleading bei Alba Berlin
Bei den Heimspielen von Basketball-Bundesligist Alba Berlin gibt es in Zukunft kein Cheerleading mehr
© Rainer Jensen / DPA
Die Verbannung der Cheerleaderinnen von Alba Berlin sorgt für Diskussionen. Der Auftritt der Tänzerinnen passe nicht mehr in die heutige Zeit, meint der mehrfache Basketball-Meister. Die Frauen sind anderer Meinung – und finden Unterstützung.

Mit dem Verzicht auf Auftritte seiner Cheerleaderinnen hat Basketball-Bundesligist Alba Berlin inmitten der Debatten um Sexismus im Sport für Aufsehen gesorgt. "Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass das Auftreten junger Frauen als attraktive Pausenfüller bei Sportevents nicht mehr in unsere Zeit passt. Es ist uns bewusst, dass nicht wenige Fans die Alba Dancers vermissen werden", erklärte Alba-Geschäftsführer Marco Baldi das Streichen der Showeinlagen in den Spielpausen. 

Seit 25 Jahren gehörten die jungen Damen zu Alba. Doch nun denken die Verantwortlichen um. "Bei unseren Heimspielen ist der Eindruck entstanden, dass Frauen bei Alba vor allem für die tanzende Pausenunterhaltung zuständig sind, während Männer Basketball spielen", wird Baldi auf der Webseite des Vereins zitiert. Valesca Stix, Headcoach der Tänzerinnen, sagte der Nachrichtenagentur DPA: "Ich kann verstehen, wenn man sich umorientieren möchte, aber die Begründung finde ich persönlich falsch." Im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung präzisierte die Cheerleading-Chefin ihre Aussage: "Dass wir so dargestellt werden, ist nicht schön." Sie meint: "Jede darf doch selbst entscheiden, ob sie tanzt. Es wird ja niemand gezwungen, bei uns mitzumachen. Daher ist Albas Begründung sehr unglücklich formuliert. Die Mädchen sind gestandene Frauen von Zahnärztin über Psychologin bis Stewardess."

Cheerleading-Chefin in Entscheidung einbezogen

Dennoch: Das Aus für ihre Truppe kann Stix offenbar akzeptieren, nur die Form der Kommunikation schien ihr nicht zu gefallen. "Die Mädchen sagen auch, das hätten sie so nicht verdient. 25 Jahre auf diese Art, mit dieser Begründung zu beenden, ist der Mädchen nicht würdig. Was so gut läuft, abzuschaffen, ist sehr mutig", sagte sie der "Bild" weiter. Ihr Team traf der Entschluss des Clubs nicht unvorbereitet. "Die Entscheidung, die Alba Dancers aus dem Programm zu nehmen, war ein langer Prozess, in den ich mit einbezogen war. Die Trennung kam also nicht überraschend", so Stix. 

Das Team hat sich mittlerweile aufgelöst. "Die jüngeren Mitglieder sind bei befreundeten Teams oder im Friedrichstadtpalast untergekommen. Die älteren suchen sich einen neuen Sport", sagt Stix. Alba selbst will das Cheerleading im Nachwuchs zwischen fünf und 16 Jahren weiter fördern. Die Albambinis treten aber nicht mehr bei Spielen in der Mercedes-Benz-Arena auf, sondern nur noch zu Wettkämpfen an.

Die Diskussion um die Auftritte junger Frauen im Rahmenprogramm großer Sportveranstaltungen ist nicht neu. Die Formel 1 sorgte mit dem weitgehenden Verzicht auf die sogenannten Grid Girls, die vor den Autos mit Startnummern posieren, für Wirbel. Auch über die Rolle der Podium Girls, die bei der Tour de France Küsschen und Preise an Radprofis verteilen, wurde in den vergangenen Jahren debattiert.

Uli Hoeneß meldet sich zur Wort

Nach dem Aus für die Alba-Tänzerinnen hat sich auch Uli Hoeneß, Präsident von Konkurrent Bayern München zu Wort gemeldet. Er stimmt der Entscheidung der Berliner nur bedingt zu. "Wenn man dies macht, nur um junge Frauen zu präsentieren, die möglichst wenig anhaben, dann ist die Entscheidung von Berlin richtig", sagte Hoeneß. "Aber ich sehe das bei uns als Sport und habe nicht das Gefühl, dass es darauf angelegt ist, die Mädchen vorzuführen." 

Auch der Cheerleading und Cheerperformance Verband Deutschlands (CCVD), der rund 20.000 Mitglieder umfasst und unter dem Dach des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) beheimatet ist, betont den Charakter des "Cheerleadings als eigene Weltkampfsportart", in der sowohl Weltmeister- als auch Europameistertitel vergeben werden. 

Als rein männliche Cheerleading-Mannschaft unterstützen die "Fearleaders Vienna" Rollerderby-Teams in Wien.

Basketball-Geschäftsführer Marko Pesic von Bayern München stellt die Sportlerinnen in den Vordergrund. Man müsse die Frauen selbst befragen, sagte der frühere Basketball-Profi, der auch bei Alba spielte. Er selbst sehe, "wie oft und hart die Mädchen trainieren. Das ist Sport, wie es für uns Sport ist."

Beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln will weiter am Einsatz von Cheerleadern festhalten. Die Cheerleader des 1. FC Köln seien "eine selbstbewusste und selbstbestimmte Tanzgruppe, die das gesamte Jahr über in Deutschland und der Region leidenschaftlich und auf hohem tänzerischen Niveau ihrem Hobby nachgehen", sagte Tobias Kaufmann, Leiter Medien und Kommunikation des FC, der DPA.

wue DPA

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