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Eishockey Eishockey-WM - Deutschland hofft nach Debakel noch auf Olympia

Der Schock saß tief nach dem Debakel gegen Norwegen, doch die Verantwortlichen waren nicht gewillt, nach diesem unerklärlichen Auftritt den Stab über Mannschaft und Trainer zu brechen. Zumal es im Duell mit Tschechien noch zu einem Endspiel um die Qualifikation für Olympia 2014 in Sochi kommt.

Ein Spiel reichte aus, um die jahrelange Aufbauarbeit im deutschen Eishockey zumindest infrage zu stellen. Die 4:12-Blamage gegen Norwegen war ein trauriger und unerklärlicher Rückfall in längst vergessen geglaubte triste Zeiten.

Die Verantwortlichen blieben dennoch ruhig. Bundestrainer blieb Jakob Kölliker ersparte sich eine Abrechnung mit seiner Mannschaft. Ein paar Meter weiter ging DEB-Generalsekretär Franz Reindl aufgewühlt auf und ab und gab Kölliker später trotz Fassungslosigkeit volle Rückendeckung für das Spiel gegen Tschechien.

"Es gibt jetzt zwei Methoden: Entweder, es geht sachte an die Analyse und wir suchen nach Ursachen innerhalb des Teams oder wir machen eine öffentliche Zerfleischung und das möchte ich momentan nicht", sagte Kölliker.

Reindl stärkt Kölliker den Rücken 

Die WM-Pleite in Stockholm mit den meisten Gegentoren seit 29 Jahren hat die Auswahl des DEB zwei Jahre nach dem sensationellen Halbfinale bei der Heim-WM 2010 tief erschüttert. "Für uns ist das ein Desaster. Jedes Wort ist jetzt zu viel", sagte Kölliker unmittelbar nach dem Spiel, das seinem Team eigentlich den Weg ins dritte WM-Viertelfinale in Serie ebnen sollte. Stattdessen erlebte das DEB-Team eines der "schlechtesten Spiele in der Geschichte des deutschen Eishockeys", wie Abwehrroutinier Christoph Schubert schonungslos konstatierte.

Trotzdem wollte Reindl vor dem wichtigen Spiels gegen den zwölfmaligen Weltmeister Tschechien Köllikers Zukunft über die WM hinaus nicht infrage stellen. "Er macht akribische Arbeit. Er bringt sich voll für die Mannschaft ein und dann passiert so etwas. Da tut mir jeder leid, der dabei ist."

Fernduell mit der Schweiz um Olympia 

Kölliker, der als Trainer nur einen Vertrag bis zum Ende der WM hat und danach eigentlich Sportdirektor werden soll, legte nach dem Debakel Wert darauf, das Turnier mit der direkten Qualifikation für Sochi 2014 noch retten zu können.

"Wenn das gelingen sollte, klar. Das war immer das erklärte Ziel. Da müssen wir nach dem Turnier Bilanz ziehen", sagte er. Dass der DEB nun den vor der WM offensiv verkündeten Plan, Kölliker an den Verband binden zu wollen, noch einmal überdenkt, gilt angesichts der intern wohl schon längst gefallenen Entscheidung als unwahrscheinlich.

Der Bundestrainer legte seinen Fokus daher schnell auf die Aufarbeitung der Demontage und die Stärkung seiner Spieler. Erneut stellte er sich vor sein Team. "Wir müssen jetzt innerhalb eines Tages wieder auf die Beine kommen, um das immens wichtige Spiel gegen Tschechien noch zu bestreiten", sagte der 58-Jährige sichtlich bedient.

Für die direkte Olympia-Qualifikation müsste Deutschland gegen den Ex-Champion mehr Punkte holen, als Köllikers Landsleute vier Stunden später in Helsinki gegen die USA. "Wir müssen unsere Leistung und unsere Punkte holen und zum Schluss wird abgerechnet", befand Kölliker.

Abwehr nach zahlreichen Absagen löchrig 

Bereits während des Spiels hatte der Coach laut Schubert an "Herz und Ehre" appelliert. Schuldzuweisungen gab es auch nach der Demütigung nicht. "Wir sind hier ein Team und das ganze Team hat versagt. Da hat jeder seinen Part dazu getan", sagte Kölliker.

Der Berner musste in einem einzigen Spiel das erleben, was viele vor der WM angesichts der Absagenflut befürchtet hatten: Dass Deutschland mit der aktuellen Verteidigung nicht konkurrenzfähig ist. Die NHL-Stars Christian Ehrhoff (verletzt), Dennis Seidenberg und Alex Sulzer (beide private Gründe) kamen nicht nach Stockholm. Korbinian Holzer ist durch die AHL-Playoffs noch gebunden. Auch die Berliner Meisterspieler Frank Hördler und Constantin Braun gaben Kölliker angeschlagen einen Korb. So stieß die DEB-Verteidigung im Prinzip in jedem Spiel an ihre Grenzen.

Mit dem vorhandenen Spielermaterial erscheint nach dem Trauerspiel gegen Norwegen die von Kölliker praktizierte Mann-gegen-Mann-Abwehr für das deutsche Team als viel zu riskant. "Ich möchte da nicht analysieren. Das ist nicht mein Bereich", sagte Reindl auf die Frage nach den eklatanten Abwehrschwächen Deutschlands ausweichend.

Denkbar wäre für das Entscheidungsspiel gegen die Tschechen sogar eine Rückkehr zu der von Köllikers Vorgänger Uwe Krupp bewährten defensiveren Ausrichtung. "So einen Tag will keiner mehr erleben", sagte Deutschlands torgefährlichster WM-Stürmer Patrick Reimer.

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