Alle drei großen Titel haben die Franzosen in den letzten Jahren gewonnen und kaum jemand rechnete ernsthaft damit, dass die Equipe Tricolore zum Auftakt der Europameisterschaft gegen Spanien straucheln würde. Doch die Iberer stellten beim 29:26-Sieg das bessere Team.
Bei den Spaniern waren Alberto Entrerrios, Cristian Ugalde und Joan Cannellas die Werfer mit den meisten Treffern, das Trio traf jeweils vier Mal in das Tor der Franzosen. Einzig Jose Manuel Sierra steuerte keinen Treffer bei, stand jedoch auch nur elf Sekunden auf der Platte. Bei den Franzosen enttäuschte Nikola Karabatic mit nur drei Toren, bester Werfer war Jerome Fernandez mit sieben Treffern.
Frankreich, der große Favorit
Wen man auch im Vorfeld der Europameisterschaft gefragt hatte, bei der Nennung des Turnierfavoriten gab es nur eine Antwort: Frankreich. Die üblichen Verdächtigen Positionierten sich dahinter und auch Spanien durfte sich zum erweiterten Kreis der Anwärter zählen. Die Iberer begannen das Match mit einer offensiven 6:0-Deckung und schoben die Halbpositionen nach vorne.
Den ersten Treffer erzielten allerdings die Franzosen, Nikola Karabatic erzielte das 1:0. Der ehemals beste Handballer der Welt, mittlerweile nahezu überholt von Filip Jicha, brachte sein Team in Führung. Es war gleichzeitig die einzige Führung, die der amtierende Europameister am Ende vorweisen konnte.
Spanien spielte schnell, konsequent und kompakt in der Abwehr. Über 1:1 und 2:2 zogen die Spanier langsam davon, die Torhüter spielten in dieser Phase noch keine große Rolle das sollte sich ändern. Nach sechseinhalb Minuten führten die Außenseiter mit 6:3, bevor Thierry Omeyer nach zehn Minuten erstmals eine Hand an den Ball bekam.
Zwei-Tore-Führung zur Halbzeit
Ansonsten erwischte der Schlussmann des THW Kiel einen gebrauchten Tag. Karabatic und Jerome Fernandez verkürzten noch mal auf 5:6, doch die Spanier behielten fast in jeder Phase des Matches die Nerven, hatten in der einen oder anderen Situation allerdings auch die Gunst der Schiedsrichter auf ihrer Seite.
Der Vorsprung der Spanier betrug bis zur Halbzeit stetig zwischen zwei und vier Treffern, nach 30 Minuten stand es 15:13. Frankreich kam mit viel Schwung aus der Kabine und stand gleich in zwei Situationen vor dem Ausgleich. Doch während auf beiden Seiten die Keeper in Halbzeit eins nicht unbedingt mit guten Leistungen aufwarteten, wurde Javier Jose Hombrado nun plötzlich zum großen Rückhalt.
Mit zwei starken Paraden vernagelte er seinen Kasten und seine Vorderleute bauten den Vorsprung mit vier Treffern in Folge auf 20:15 aus. Bei den Franzosen fehlten die Tore und Aktionen von Karabatic, der nur drei Treffer erzielte. Einzig Fernandez (7) und Luc Abalo (6) hielten Frankreich im Spiel.
Glück und Hombrados
Zu der starken Leistung der Spanier gesellte sich dann auch das Glück, denn während Frankreich ein Siebenmeter verwehrt wurde, gab es den Strafwurf auf der anderen Seite. Es blieb dennoch eng, da Omeyer eine seiner nur drei guten Paraden zeigte und die Mannschaft von Coach Claude Onesta zu einem 4:2-Zwischenspurt ansetzte.
Valero Rivera nahm die Auszeit und brachte wieder ein wenig Ruhe in die Reihen. Bei 25:20 schien die Vorentscheidung dann gefallen, bei nur noch zehn Minuten auf der Uhr. Jedoch kassierte auch Spanien eine Zeitstrafe und der Vorsprung schmolz nun dahin. Da auch Daouda Karabue, der für Omeyer gekommen war, nun plötzlich Chancen vereitelte, wurde das Match zu einer Zitterpartie.
Offensivfoul oder nicht?
Frankreich war dann nach drei Treffern in Folge auf ein Tor herangekommen, als die Spanier erneut von einer Entscheidung profitierten. Bei 37 Sekunden auf der Uhr war die große Frage, ob es nach einem Zusammenprall Foul oder Stürmerfoul geben würde. Die Offiziellen entschieden pro Spanien und der schnell ausgeführte Freiwurf brachte das 28:26.
Damit war die Messe gelesen und das 29:26 durch Juan Antonio Garcia nur eine kleine Randnotiz. Ob der Sieg der Spanier eine Sensation war, ist sicherlich Ansichtssache. Zumindest war es eine große Überraschung und für die Spanier ein großer Schritt in Richtung Hauptrunde sowie die Einstimmung auf vielleicht ein Finale gegen Frankreich.
Gunnar Beuth