Eine sensationelle Quote für DSF: 5,23 Millionen Handball-Fans haben am Sonntagabend live verfolgt, wie die deutschen Handballer ihren "Final- Fluch´" besiegten und nun als Europameister zu den Olympischen Spielen in Athen fahren. Nach zwei verlorenen Finals bei der WM 2003 und der EM 2002 besiegte die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand im Endspiel am Sonntag in Ljubljana EM-Gastgeber Slowenien mit 30:25 (16:10). Damit feierte der Vizeweltmeister den größten Erfolg für den deutschen Männer-Handball seit dem Olympiasieg der DDR 1980 und holte für den Deutschen Handball-Bund (DHB) den ersten Titel seit der Weltmeisterschaft 1978.
Nach der Schlusssirene brach bei den deutschen Spielern unbeschreiblicher Jubel aus. Trotz der Strapazen nach acht Spielen in elf Tagen tanzten und sprangen sie ausgelassen auf dem Parkett in der mit 7000 Zuschauern ausverkauften Halle Tivoli und sangen "We are the champions". Die Siegerehrung war der Startschuss zu einer langen Nacht.
Der Abend, an dem Brand seinen Schnauzer verlor
Noch am Abend verlor Bundestrainer Brand sein Markenzeichen, den Schnauzbart. Und löste damit ein Versprechen gegenüber seinen SPielern ein. Um 21.30 Uhr durfte der Kieler Abwehrspezialist Klaus-Dieter Petersen im Friseursalon "Mirjam" erste Hand an die markante Gesichtszierde anlegen. "Ich hab sie", rief er in den Raum und zeigte die abgeschnittenen Barthaare triumphierend nach oben.
"Mit dem Schnauzer geht hier keiner raus"
Gut zehn Minuten dauerte die Prozedur beim "Barbier von Ljubljana". Jeder der altgedienten Auswahlspieler durfte sich unter dem Blitzlichtgewitter zahlreicher Fotografen und im Scheinwerferlicht der Fernsehkameras sein Erinnerungsstück an den EM- Sieg abschneiden. "Mit dem Schnäuzer geht hier keiner raus", sangen die Spieler während der Aktion. «Ich glaube, das werde ich in Ehren behalten», sagte Lemgos Kreisläufer Christian Schwarzer.
"Wir haben es einfach verdient"
Auch sonst kannte die Freude der Spieler keine Grenzen. "Seit 1989 kämpfe ich in der Nationalmannschaft. Jetzt bin ich endlich oben. Das ist eigentlich Wahnsinn", sagte der völlig erschöpfte Lemgoer Kreisspieler Christian Schwarzer. Die Rolle des Olympia-Favoriten nehme die Mannschaft gern an: "Damit haben wir kein Problem." "Ich kann es nicht glauben. Beinahe wären wir in der Vorrunde ausgeschieden, und jetzt sind wir Europameister", beschrieb Schwarzers Vereinskollege Florian Kehrmann seine Gefühle, der mit neun Toren maßgeblichen Anteil am Finalerfolg hatte. Spielmacher Daniel Stephan (8/4) meinte nur: "Wir haben es einfach verdient."
Das DHB-Team bestimmte im Finale ab der ersten Führung (3:2/4.) das Spiel mit Routine, Abgeklärtheit und Disziplin. Beim 16:10 zur Halbzeit hatte die Mannschaft erstmals einen Sechs-Tore-Vorsprung. Auch nach dem Wechsel spielte das Team hochkonzentriert weiter, so dass der Sieg nicht mehr ernsthaft in Gefahr geriet. "Wir waren einfach einmal dran", meine Linksaußen Stefan Kretzschmar, der wie auch der Anfang der Woche am Meniskus operierte Nationalmannschafts-Regisseur Markus Baur (Lemgo) mit dem Auto extra zum Finale angereist war.
Brand stolz auf sein Team
"Das ist eine herausragende Leistung der Mannschaft, dass sie zum dritten Mal das Finale erreicht hat. Wir sind die einzigen, die das drei Jahre hintereinander geschafft haben, im Finale zu stehen. Das überrascht mich schon. Ich bin stolz auf die Mannschaft", lobte Brand seine Akteure. "Die deutsche Mannschaft bestimmt die Weltspitze", urteilte DHB-Präsident Ulrich Strombach über die Leistung der Auswahl. Dies drückte sich auch in die Wahl von Torhüter Henning Fritz und des Lemgoer Rückraumspielers Volker Zerbe in das Allstar- Team aus. Nun, feiert mal schön!