Im vergangenen Jahr veröffentlichte die Deutsche Bahn in ihrem "mobil"-Magazin einen Artikel übers Basejumpen, und na klar, das Mekka Lauterbrunnen war gewissermaßen die Hauptfigur in dem Stück. Lauterbrunnen, so hieß es dort, das sei der Ort, "an dem die Menschen vom Himmel fallen." Makaber, sicherlich. Aber: Lauterbrunnen hätte man wohl kaum treffender beschreiben können.
Vor drei Tagen stürzte sich Uli Emanuele von einer der steilen Klippen, die auf beiden Seiten des Tals hochragen, er, einer der besten und berühmtesten Basejumper, hatte das alles schon zigfach gemacht, er kannte das Gebiet auswendig, im vergangenen Jahr machte ihn ein Sprung durch ein Felsloch in Lauterbrunn weltberühmt - und doch ging diesmal etwas schief.
"Im Großen und Ganzen wenige Reklamationen"
Nach ersten Ermittlungen soll er im Fall gegen eine Felswand gekracht sein. Danach stürzte er ab. Uli Emanuele starb im Lauterbrunnental. Genauso wie ein Basejumper aus Großbritannien am gleichen Tag. Genauso wie insgesamt über 40 Menschen in den vergangenen fast 30 Jahren.
Die Menschen in Lauterbrunnen scheinen schon daran gewöhnt zu sein. An beides. Die vielen Basejumper, die mit den Bauern des Tals bereits "Landing Cards", eine Art Lande-Taxe, ausgehandelt haben. Und an die vielen Toten. Der Gemeindepräsident Martin Steger sagte im vergangenen Jahr im Interview zur "mobil": "Wenn Kinder zuschauen müssen, wie die Jumper an der Felswand zerschmettert werden und anschließend tot im Garten liegen, sind die Eltern nicht immer so erfreut. "Im Großen und Ganzen" gäbe es aber "wenige Reklamationen".
Fotowand in Lauterbrunnen erinnert an die Toten
15.000 bis 20.000 Basejump-Sprünge gibt es im Lauterbrunnental jedes Jahr, berichtet die "Jungfrau Zeitung". 16 Prozent aller tödlichen Basejump-Unfälle weltweit, so hat die Zeitung errechnet, würden hier geschehen. Das Lauterbrunnental habe deshalb auch den Beinmanen "Tal des Todes".
Die Toten hat Lauterbrunnen offenbar akzeptiert. Ein Aufbegehren scheint es nicht zu geben. Dafür so etwas wie eine Gedenkstätte. In der Bar "Horner Pub" soll es nach Angaben der "mobil"-Reportage eine Fotowand geben, an der die Bilder jedes toten Basejumpers hängen. Seit der vergangenen Woche müssten dort also zwei neue Bilder aufgehängt worden sein. Eines davon von Uli Emanuele.
