Der Fall Paul Estermann sorgte 2016 für Bestürzung im Reitsport und bei vielen Tierfreunden: Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte den Schweizer Springreiter angezeigt, weil er sein Pferd schwer misshandelt haben soll. Estermann soll die Stute "Castlefield Eclipse" mit einer Dressurpeitsche im Training so stark malträtiert haben, dass sie blutige Wunden an Flanken und Unterbauch aufwies. Damit wollte er sie offenbar zu besseren Leistungen antreiben.
2019 wurde Estermann wegen Tierquälerei vom Bezirksgerichts Willisau erstmals schuldig gesprochen und zu einer Geldstrafe verurteilt, er ging jedoch gegen das Urteil vor. Nun ist nach jahrelangem Rechtsstreit das Urteil des Kantonsgerichts Luzern rechtskräftig, wonach der Reitsportler eine Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu je 160 Franken zahlen muss. Estermann ließ die Einspruchsfrist verstreichen.
Paul Estermann hatte das Pferd "absichtlich mittelschwer verletzt"
Da der Reiter mittlerweile rechtskräftig verurteilt ist, zieht auch der Schweizerische Verband für Pferdesport Konsequenzen. Die Sanktionskommission (Sako) des Verbandes sperrte ihn für sieben Jahre. Zudem muss Estermann die Kosten des Verfahrens tragen. Sein Verhalten sei "absolut inakzeptabel" gewesen, stellte die Kommission in ihrer Mitteilung klar: "Er hat ein Pferd absichtlich mittelschwer verletzt und ihm starke Schmerzen zugefügt."
Sako-Präsident Thomas Räber betonte in der "Luzerner Zeitung": "Das Pferd ist nicht ein Arbeitsgerät, sondern ein Kamerad. Deshalb müssen wir stark sanktionieren". Der Verband habe bei Tierquälerei eine "Nulltoleranz". Estermann selbst verzichtete darauf, sich in der Anhörung vor der Sako zu verteidigen. Der 59-Jährige hatte 2015 auf "Castlefield Eclipse", dem Pferd, das er misshandelt hatte, Mannschafts-Bronze bei den Europameisterschaften gewonnen. 2012 nahm er an den Olympischen Spielen teil und wurde mit der Mannschaft Vierter.

Nachdem die Vorwürfe gegen ihn bekanntgeworden waren, hatte Estermann den Schweizer Kader verlassen und war nur noch bei nationalen Turnieren an den Start gegangen. Es gilt als unwahrscheinlich, dass er nach dem Ende der Sperre seine Karriere als Springreiter fortsetzt.