Nachdem er beim Neujahrsspringen mit Rang drei einen verspäteten "Silvesterknaller" gezündet hatte, riss Georg Späth jubelnd die Arme in den grauen Himmel von Garmisch- Partenkirchen und küsste fast zärtlich seine Ski. Mit dem besten Ergebnis seiner Karriere verbesserte sich der Oberstdorfer nach dem erneut vom Norweger Sigurd Pettersen dominierten Springen auf einen sensationellen dritten Platz im Gesamtklassement und krönte den starken Auftritt der deutschen Springer am Fuße der Zugspitze. "Die Mannschaft war toll. Sie hat gezeigt, dass sie dem Druck standhalten kann", sagte ein sichtlich erleichterter Bundestrainer Wolfgang Steiert, der sich auch über die Plätze sieben für Michael Uhrmann und neun für Sven Hannawald freute.
Für den 22-jährigen Späth erfüllte sich bei der Siegerehrung ein lang gehegter Traum. "Da, wo ich stehe, wollte ich immer hin", bekannte der Sportsoldat. Seine Sprünge auf 120,5 und 118,5 m ließen die etwa 35.000 Zuschauer und das gesamte Team in Jubelstimmung verfallen. "Ich muss derzeit nicht nachdenken, es geht fast alles von allein. Es ist schön zu wissen, dass ein Sprung wie der andere klappt", sagte der sympathische Allgäuer.
Über allen thront Pettersen
Mit 510,0 Punkten liegt Späth nach zwei Wettbewerben in Reichweite des Österreichers Martin Höllwarth (522,2), der am Donnerstag Zweiter wurde. Über allen thront jedoch Pettersen, der nach seinem zweiten Sieg mit Sprüngen von 123 und 120,5 m in den Spuren von Hannawald wandelt, der vor zwei Jahren als erster Athlet alle vier Wettbewerbe gewonnen hatte. "Ich bin überglücklich, so könnte es bleiben. Das habe ich vor der Tournee nicht erwartet", sagte der Norweger, der mit 549,0 Zählern auf Kurs Gesamtsieg liegt. "Der springt derzeit in einer anderen Liga", erklärte Uhrmann, der mit 506,5 Punkten Gesamtvierter ist.
Mit einem Glas Sekt stieß Späth auf seinen Paukenschlag an, für den er auch die Glückwünsche von Hannawald erhielt. "Gott sei Dank hat es für uns mal wieder zu einem Podestplatz gereicht", meinte der immer noch um seine Form ringende Schwarzwälder. "Ich muss derzeit viel zu viel tun, um Spaß beim Springen zu haben. Ich freue mich aber über die Platzierung unter den Top Ten, es geht langsam aufwärts", meinte Hannawald.
Hannawald ratlos
Am Mittwoch hatte er nach zwei miserablen Trainingssprüngen die Qualifikation ausgelassen, um nicht zusätzlich verunsichert zu werden. Doch die Auszeit, in der sich der Hinterzartener beim Tennisspiel mit Physiotherapeutin Nicole Hoffmeyer ablenkte, half dem 29-Jährigen nicht entscheidend weiter. "Irgendetwas passt nicht, aber ich habe keine Ahnung, was es ist. Ich weiß einfach nicht, was ich abstellen oder umstellen muss, damit es besser läuft", sagte der ratlos wirkende Mannschafts-Olympiasieger nach 114,5 m im ersten Durchgang.
"Skisystem zum Körper stimmt nicht"
Im Finale ging es mit 116 Meter zwar besser, doch volle Zufriedenheit stellte sich deshalb bei ihm nicht ein. "Ich bin jetzt nicht euphorisch, denn es ist noch ein schwerer Weg. Ich möchte meine Form so schnell wie möglich finden", stellte Hannawald fest. "Sein Skisystem zum Körper stimmt nicht", analysierte Steiert, "da fehlen vier, fünf Grad. Wenn er das richtig hinbekommt, kann er auch wieder ganz weit springen." An einen Sieg des Tournee-Triumphators von 2001/02 sei derzeit aber nicht zu denken. "So etwas zu erwarten, wäre utopisch", meinte der Coach.
Schmitt unsicher
Ähnlich durchwachsen wie Hannawald startete Martin Schmitt in das Jahr 2004. Der viermalige Weltmeister aus Furtwangen landete mit Sprüngen von 114,5 und 108 m auf dem 22. Platz. "Mir fehlt einfach die Sicherheit, dass ich gute Sprünge jederzeit abrufen kann", stellte der 25-Jährige enttäuscht fest. Der Routinier musste wie schon in Oberstdorf dem Youngster Maximilian Mechler (Isny) den Vortritt lassen, der mit 114,5 und 114 m Konstanz bewies und guter Zwölfter wurde.