Teresa Rohmann "A bissi verlegen"

Teresa Rohmann ist die neue deutsche Schwimmhoffnung. Bei der Kurzbahn-EM in Wien holte die erst 17-jährige Erlangerin über 200 Meter Lagen mit großem Abstand ihren ersten bedeutenden Titel.

Es kam in schönstem Fränkisch: "A bissi verlegen" sei sie schon ob des Lobes von Cheftrainer Ralf Beckmann. Der bezeichnete Teresa Rohmann, die 17-jährige aus Erlangen, als "höchst beeindruckend", sprach ihr "ein enorm gutes Wassergefühl" zu und attestierte ihr ausgeprägte ökonomische Eigenschaften. Die so Gelobte dankte es auf ihre Weise: Teresa Rohmann schwamm bei der Kurzbahn-EM in Wien über 200 Meter Lagen in deutscher Rekordzeit (2:09,40 Minuten) zu ihrem ersten bedeutenden internationalen Titel.

Dem Rest des Kontinents zeigte sie die Fersen, die zweitplatzierte Polin Aleksandra Urbanczyk hatte bei 1,24 Sekunden schon einen gehörigen Abstand. Fest einkalkuliert hatte die Olympia-Fünfte den Sieg nicht: "Nein, selbst wenn man im Vorlauf Schnellste ist, kann man es nicht so leicht nehmen, dass man gewinnt." Das "bissel Halsweh und Husten" jedenfalls behinderte sie nicht.

Überhaupt scheint sich Teresa Rohmann durch Rückschläge wenig beeindrucken zu lassen. Dass sie im WM-Jahr 2003, als ihre Fähigkeiten schon ersten Anlass zu großen Hoffnungen gaben, wegen einer Verletzung fast komplett ausfiel, steckte sie mit vermehrtem Trainingsaufwand bei Roland Böller einfach weg. Dann schwamm sie in Berlin bei der Olympia-Qualifikation wie aus dem Nichts Weltjahresbestzeit und wurde in Athen mit 1,02 Sekunden Rückstand auf den Bronze-Platz Fünfte - ein Ausrufezeichen für die Zukunft.

Vergleiche mit Olympiasiegerin Jana Klotschkowa aus der Ukraine, die in ähnlich jungen Jahren wie Teresa Rohmann eine "Überfliegerin" war, lehnt Böller aber ab: "Das wäre etwas übertrieben." Ziel ist eine stetige Verbesserung, nicht das schnelle Vorpreschen. Und Peking ist noch ein Fernziel. "Dreieinhalb Jahre - da denke ich noch nicht so drüber nach," sagt Teresa Rohmann.

Doch programmatisch und im Training - gemeinsam mit der in Wien pausierenden Weltmeisterin Hannah Stockbauer ("Die Hannah kommt wieder, die ist ja noch jung") - will die neue Europameisterin schon auf eine Olympia-Medaille hinarbeiten. Nach der Mittleren Reife, die sie 2005 ablegen will, soll alle Konzentration dem Schwimmen gelten. In dieser Disziplin darf sie bereits als perfekt gelten, in der Schule, das gibt Teresa Rohmann zu, ist sie es nicht: "Mathe und Physik sind meine Schwächen." Davor hat sie mehr Respekt als vor den 200 Meter Lagen.

Auch die anderen deutschen Athleten ist in Wien Verlass. Sarah Poewe und auch die Lagenstaffel mit Thomas Rupprath, Mark Warnecke, Fabian Friedrich und Carsten Dehmlow haben dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) einen perfekten Auftakt der Kurzbahn-EM in Wien beschert. Die Wuppertalerin Sarah Poewe wiederholte über 50 m Brust in 31,09 Sekunden ihren Sieg von Dublin 2003. Das Männerquartett mit Rupprath (Hannover), Warnecke (Stuttgart), Friedrich (Frankfurt/Main) und dem Hamburger Dehmlow wurde über 4 x 50 m Lagen in 1:34,56 Minuten zum fünften Mal hintereinander Europameister, verfehlte dabei aber den eigenen Weltrekord um eine Zehntelsekunde. Als Startmann schwamm Rupprath über 50 m Rücken in 23,34 Sekunden Europarekord.

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Dietmar Fuchs/DPA

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