TOUR DE FRANCE High-Tech-Tour: Das Team im Ohr

Noch vor wenigen Jahren war der Versuch, die Renn-Radler während des Rennes mit ihrer Teamleitung zu verbinden, verpönt. Inzwischen findet sie auch bei den Profis breite Zustimmung.

Rudi Pevenage stockte der Atem. »Jan bist du noch dabei, ist alles okay?«, schrie er ins Mikrofon. Die prompte Antwort sorgte beim Telekom-Teamchef für Erleichterung und bei den Anhängern der Funk-Verkabelung von Radprofis für Zufriedenheit. Noch vor wenigen Jahren war der Versuch, die Renn-Radler während des Rennes mit ihrer Teamleitung zu verbinden, verpönt. Inzwischen sorgt sie nicht nur dafür, dass Rudi Pevenage rechtzeitig erfährt, ob Jan Ullrich in einen Massensturz verwickelt ist oder nicht, sie findet auch bei den Profis breite Zustimmung. Selbst Ullrich-Teamgefährte Erik Zabel, noch vor wenigen Jahren Kritiker der Verkabelung, möchte seinen »Knopf im Ohr« nicht mehr missen: »Man kann sich viel besser orientieren.«

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Team-Netzwerk

Keines der 21 Teams kommt bei der 88. Frankreich-Rundfahrt ohne die teamverbindenden Funkwellen aus. Vor allem bei Pannen und Stürzen leistet das Team-Netzwerk beste Dienste. Binnen Sekunden sind die Helfer im Idealfall zur Stelle, die Gefahr von unglücklichen Zeitverlusten wird auf ein Minimum reduziert. Welch fatale Folgen ein Sturz haben kann, bekam das Team Telekom noch 1997 zu spüren, als Vorjahressieger Bjarne Riis zu Tour-Beginn stürzte und ohne Funk viel Zeit verlor. »Seitdem haben wir bei solchen Dingen eine Art Trauma«, gestand Zabel.

Anweisungen aus dem Auto

Ein weiterer Vorteil des Funkverkehrs: Die abgesprochene Stallregie lässt sich präziser umsetzen. Anweisungen aus dem Auto von Pevenage sind den Telekom-Fahrern Befehl. »Denen habe ich mich noch nie widersetzt«, sagte Zabel, der schon beim Tour-Auftakterfolg in Boulogne-sur-Mer von der umsichtigen Pevenage-Regie profitierte. Der Kritik vieler Fahrer aus der älteren Generation, eine derartige Fremdsteuerung würde den Profis das Gespür für Spontaneität nehmen, widerspricht der neunmalige Tour-Etappensieger aus Unna: »Der Instinkt geht nicht verloren, man kann trotzdem agieren.«

Bei der kniffligen Etappe a von Antwerpen nach Seraing griffen alle Telekom-Profis freiwillig zum Ohrstöpsel. »Die Zeiten, in denen man sich im Hauptfeld locker unterhalten kann, sind lange vorbei«, sagte Pevenage, der es seinen Profis freistellt, von der Funk-Technik Gebrauch zu machen.

Transponder am Rad

Ein weiteres vergleichbares Hilfsmittel nutzt vor allem den TV- Zuschauern. Mit an den Rädern angebrachten Transpondern können die Platzierungen der Fahrer Sekunden nach der Zielankunft ermittelt werden. Doch anders als bei diversen Tagesklassikern und der Tour de Suisse vor wenigen Wochen kommt der Minisender bei der Tour de France nicht zum Einsatz. Die Tour-Organisatoren verlassen sich nach wie vor nur auf den Zielfilm.

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