TOUR DE FRANCE Tour-Tross: Rote Karte für Rüpel

Neben den Radprofis, gibt es noch eine Berufsgruppe, die mit teilweise halsbrecherischer Geschwindigkeit über die Tour-Etappen fegt: Die Fahrer der Begleitfahrzeuge.

Neben den Radprofis gibt es noch eine Berufsgruppe, die mit teilweise halsbrecherischer Geschwindigkeit über die Tour-Etappen fegt: Die Fahrer der Begleitfahrzeuge. Verlangt ein Fahrer nach Verpflegung ist es an den Fahrern in den Teamfahrzeugen, möglichst schnell durchs Feld zu pflügen, um zu dem entsprechenden Fahrer zu kommen. Lange Jahre hatten die Fahrer in diesen Fahrzeugen fast einen »Persilschein« in Sachen Verkehrssicherheit. Verkehrsregeln galten nicht, oft genug wurde das Leben von Fahrer und Zuschauern aufs Spiel gesetzt. Damit ist seit dieser Tour Schluss. Für Verkehrsrüpel in der Tour-Karawane gibt es kein Pardon mehr. Die Fahrer der etwa 1500 Begleitfahrzeuge mussten sich vor dem Start der dreiwöchigen Frankreich-Rundfahrt erstmals schriftlich zur Disziplin verpflichten.

Rote Karten für Rüpel

Neuerdings wird hart durchgegriffen: Ein Fahrer aus der Werbekolonne war zu schnell durch eine Ortschaft gefahren und musste für zwei Tage das Steuer aus der Hand geben. Auch ein deutscher Journalist erhielt für 24 Stunden die Rote Karte. Die Zeiten des rechtsfreien Raums auf den Straßen der Tour de France sind vorbei.

Radar-Gerät

»Wir haben extra ein Radar-Gerät angeschafft«, sagt der Sicherheitsbeauftragte der Tour-Gesellschaft, Olivier Queguiner. Die Gesamtausgaben für Sicherheit bezifferte er für dieses Jahr auf »unter 10 Millionen Francs« (etwa drei Millionen Mark/1,53 Millionen Euro). Nach dem tödlichen Verkehrsunfall eines 12-jährigen Jungen im vergangenen Jahr wurden die Regeln nicht nur verschärft, sie werden auch überwacht. Pro Etappe sind knapp 1500 Polizisten am Straßenrand im Einsatz. Auf Motorrädern unterwegs sind außerdem 45 Mitglieder der Republikaner-Garde, Frankreichs Gendarmen-Elite, sonst für den Schutz des Präsidenten zuständig.

Keine Kavaliersdelikte

Die Zeiten sind vorbei, als die Tour-Akkreditierung einem Freifahrtschein glich, und die Fahrt durch eine Einbahnstraße in verkehrter Richtung mit Tempo 100 fast als Kavaliersdelikt betrachtet wurde. Jetzt gelten - annähernd - die gleichen Begrenzungen der Geschwindigkeit wie für normale Autofahrer.

Lautsprecher-Hinweise

Neu sind in diesem Jahr auch Lautsprecher-Wagen vor und hinter der Karawane, die an die Vernunft der Zuschauer appellieren. »Nicht die Straße überqueren, Kinder an die Hand nehmen und schön am Straßenrand bleiben«, so lauten die Ermahnungen. Doch Fernsehbilder mit aufdringlichen Zuschauern, die Fahrer mit Wasser besprühen, sie anfassen, bedrängen und auf steilen Berg-Passagen dicht neben ihnen herlaufen, wird es immer geben. »Man kann nicht die gesamte Strecke absperren«, sagt Queguiner. »15 Millionen begeisterte Zuschauer sind nicht zu kontrollieren«.

Dennoch gibt es in der fast 100-jährigen Tour-Geschichte immer wieder Neuerungen, die die Sicherheit der Profis verbessern. Gut bewährt haben sich die im vergangenen Jahr eingeführten Licht- und Ton-Signale, die auf Gefahrenstellen wie enger werdende Straßen oder gefährliche Kurven aufmerksam machen. »Die Fahrer können so besser aufpassen, das wirkt, es gibt weniger Stürze«, sagt Queguiner.

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