Die TV- Bilder von einer im Hubschrauber abtransportierten Abfahrtsläuferin, Rodlerinnen mit argen Verletzungen in der Bahn, einer brutal auf das Eis aufschlagenden Paarläuferin oder einer schlimm auf den Rücken krachenden Snowboarderin in der Halfpipe gingen um den Globus.
Millionen von Fernsehzuschauer hielten am Montagabend den Atem an, als die chinesische Paarläuferin Zhang Dan bei der missglückten Weltpremiere des vierfachen Wurfsalchows auf das Eis knallte. Dass sie mit ihrem Partner Zhang Hao nach einer kurzen Pause weiterlief und noch Olympia-Silber holte, wird Winterspiele-Geschichte werden. Die Olympiasieger Tatjana Totmianina/Maxim Marinin aus Russland fanden es jedoch weniger couragiert, sondern eher dumm. "Es ist extrem gefährlich, was die Beiden gemacht haben. Und nach dem neuen Wertungssystem wäre das nicht nötig", kritisierte Marinin.
Gefährliche Szenen im Eiskanal
Dramatische Szenen gab es auch beim Abfahrtstraining der Frauen auf der Strecke in San Sicario, deren Schwierigkeitsgrad für Olympia extra noch erhöht wurde. Die Olympiasiegerin von 2002, Carole Montillet (Frankreich), Mitfavoritin Lindsey Kildow (USA) und Allison Forsyth verloren die Beherrschung über die Ski. Die Kanadierin musste sogar mit dem Hubschrauber in eine Klinik geflogen werden, wo ein Kreuzbandriss festgestellt wurde. Dennoch hält die wegen einer Knieverletzung kurz vor Turin zurückgetretene Slalom-Olympiasiegerin von 2002, Hilde Gerg, die Strecke für sicher. "Bei Olympischen Spielen können wegen der großen Nervösität solche Stürze vorkommen", sagte sie am Dienstag in der ARD.
Gefährlich geht es auch im Eiskanal von Cesana zu. US-Rennrodlerin Samantha Retrosi zog sich bei einem Sturz im olympischen Einsitzer- Wettbewerb eine Gehirnerschütterung zu. Ihre 52-jährige Schlitten- Kollegin Anne Abernathy von den Jungferninseln erlitt im Training einen Handgelenksbruch. Zuvor waren auch die Italienerin Anastasia Oberstolz-Antonova und Natalia Jakuschenko (Ukraine) gestürzt. Vor einem Jahr war die Weltcup-Generalprobe auf dieser Bahn wegen zahlreicher schwerer Zwischenfälle abgesagt worden. "Es ist eine harte und schwierige Strecke", meinte Olympiasiegerin Sylke Otto.
"Plötzlich zog es mir die Beine weg"
Zu zwei tragischen Stürzen war es im Training der Skispringer in Predazzo gekommen. Die beiden Italiener Marco Beltrame und Stefano Chiapoli verletzten sich schwer - Beltrame musste in einer Notoperation die Milz entfernt werden. "Ich habe beide stürzen sehen, es war furchtbar", berichtete ihr Teamkamerad Sebastian Colloredo. Glimpflicher kam die japanische Snowboarderin Melo Imai in der olympischen Halfpipe davon. Die Geheimfavoritin stürzte im zweiten Qualifikations-Durchgang und landete statt im Finale mit einer Rückenverletzung im Krankenhaus.
Glück im Unglück hatte Biathletin Katrin Apel. Die 32-jährige Thüringerin stürzte als Team-Helferin im Einzelrennen zwei Meter in die Tiefe, blieb aber weitgehend unverletzt. Apel war im Einzelrennen, bei dem sie gar nicht startete, zur Verpflegung ihrer Kolleginnen eingeteilt. Als die spätere Olympia-Dritte Martina Glagow erstmals am Verpflegungspunkt vorbei lief, waren die beiden sich nicht einig. "Ich musste ein paar Meter länger als vorher bei den anderen neben Molly laufen - und plötzlich zog es mir die Beine weg, lag ich zwei Meter tiefer im Schlamm", berichtete Apel und fügte scherzhaft an: "Das hat ganz schön weh getan. Doch Martina hat ihr Getränk noch bekommen."