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Weltcup Zakopane Skispringer Mazoch nach Sturz im Koma

Einen "Grenzgang zwischen Show, Wahnsinn und sportlicher Höchstleistung" nannte Österreichs Skisprung-Trainer Alexander Pointner das Weltcup-Springen im polnischen Zakopane. Trotz heftiger Sturmböen wurde der Wettkampf nicht abgebrochen, selbst nachdem der Tscheche Jan Mazoch schwer gestürzt war.

Der schwere Sturz des Tschechen Jan Mazoch beim Skandal-Weltcup in Zakopane hat im Skisprung-Lager Bestürzung und heftige Kritik am Weltverband FIS ausgelöst. Während der 21-Jährige am Sonntag mit einer schweren Schädelprellung immer noch im künstlichen Koma lag, erhob sein Trainer Richard Schallert schwere Vorwürfe gegen die Jury. "Die Leute sollten vernünftiger sein. Mit fairem Sport hatte das nichts zu tun. Man wartet, bis der Rettungswagen mit Blaulicht wegfährt und macht weiter. Das war eine traurige Geschichte und hat mich sehr enttäuscht", sagte der Österreicher mit Tränen in den Augen.

Beim im zweiten Durchgang abgebrochenen Chaos-Springen am Samstag war Mazoch von einer heftigen Sturmböe erfasst worden und ähnlich wie Doppel-Olympiasieger Thomas Morgenstern bei seinem Horror-Sturz 2003 in Kuusamo kopfüber auf den Hang geprallt. Im Auslauf blieb der Tscheche zum Entsetzen der 40.000 Fans zunächst bewusstlos liegen. Nach einer ersten Untersuchung in Zakopane wurde Mazoch am Abend auf die traumatische Station der neurochirurgischen Klinik in Krakau verlegt, wo er wegen der Schwellung im Kopf in ein künstliches Koma versetzt wurde.

"Grenzgang zwischen Wahnsinn und sportlicher Höchstleistung"

Von Krakau soll er spätestens am Montag mit einem Ambulanz-Jet nach Prag geflogen werden. "Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Die Verletzung ist nicht so ernst, dass Lebensgefahr besteht. Brüche hat er nicht erlitten, auch die Wirbelsäule ist in Ordnung", berichtete Schallert am Sonntagmittag.

Obwohl der Wettbewerb schon im ersten Durchgang wegen der schwierigen Windverhältnisse immer wieder unterbrochen werden musste, wollte die Jury den Wettkampf offensichtlich mit allen Mitteln durchziehen. "Der erste Durchgang war noch okay, der zweite dann nicht mehr kalkulierbar", kritisierte Bundestrainer Peter Rohwein. "Es war ein Grenzgang zwischen Show, Wahnsinn und sportlicher Höchstleistung", stellte Österreichs Coach Alexander Pointner fest. Sein Schweizer Kollege Bernie Schödler wurde noch deutlicher: "Heute ging es mehr um die Show als um die Sicherheit."

Entsetzen unter den Kollegen

Nicht einmal der Sturz von Mazoch brachte die Jury zunächst zur Vernunft. Erst nachdem vier weitere Springer, darunter auch der Oberhofer Jörg Ritzerfeld, zum Spielball des Windes geworden waren, wurde der Weltcup abgebrochen und der nach dem ersten Durchgang in Führung liegende Slowene Rok Urbanc zum Überraschungssieger erklärt. "Es handelt sich um eine Freiluftsportart, bei der der Wind unberechenbar ist. Wir haben die Trainer vor dem zweiten Durchgang gefragt, ob es weiter gehen soll", wies FIS-Renndirektor Walter Hofer die Kritik zurück.

Wenig Verständnis zeigte Martin Schmitt, dem der zweite Sprung erspart blieb. Der Routinier zeigte sich von den Vorkommnissen ebenfalls geschockt. "Der Sturz war schlimm anzusehen. Es ist schon ein mulmiges Gefühl, wenn man dann auf dem Bakken sitzt und nicht weiß, was in der Luft passiert", beschrieb der 28-Jährige seine Gefühle. Das beste Saisonergebnis mit Platz sechs rückte für Schmitt in den Hintergrund. "Die Freude darüber ist weg", sagte der viermalige Weltmeister.

Eric Dobias/DPA DPA

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