Wintersport Biathlon WM Recap - Die Neuner-Festspiele

Die Biathlon-WM in Ruhpolding stand ganz eindeutig im Zeichen von Magdalena Neuners Abschied. In Neuners Schatten gab es aber auch andere große Momente. Wir zeigen nochmal die Tops und Flops der Biathlon-WM.

Die Biathlon WM in Ruhpolding ist Geschichte. Zwölf Tage lang traten die besten Biathleten in elf Wettkämpfen gegeneinander an. Highlights waren neben der Mixed-Staffel auch das spannende Finale bei den Massenstarts der Männer und Frauen.

Für das deutsche Publikum waren es vor allem die Abschieds-Festspiele für Magdalena Neuner, die ihre Karriere nach der WM beendete. Gold-Lena verpasste zwar ihren angepeilten Medaillen-Sixpack und auch ihren einzigen fehlenden WM-Titel im 15 Kilometer-Rennen gewann sie nicht, trotzdem war sie mit vier Medaillen die überragende Athletin im deutschen Team. Neben Neuner taten sich aber auch andere als Helden hervor. Wo es Gewinner gibt, gibt es aber bekanntlich auch immer Verlierer. Wir blicken mit Ihnen gemeinsam nochmal auf die Tops und Flops der WM in Ruhpolding zurück.

Top: Das Publikum in Ruhpolding

Weit über 200.000 Zuschauer kamen an den acht Renntagen in die Chiemgau-Arena und sorgten für jede Menge Stimmung auf- und abseits der Strecke. Nicht nur die deutschen Athleten - allen voran Magdalena Neuner - freuten sich über soviel Unterstützung, auch die Veranstalter können mit dem Andrang hochzufrieden sein.

Erfreulich auch, dass sich das Publikum trotz der Heim-WM auch den Athleten aus den anderen Nationen fast ausschließlich sportlich gegenüber verhielt. So trugen die Zuschauer einen großen Teil zu einer gelungenen Veranstaltung bei.

Magdalena Neuner betonte gleich bei ihrem ersten Goldtriumph: "Bei dem tiefen Schnee ist es gut, von den Leuten getragen zu werden. Es war so toll, wie das ganze Stadion getobt hat."

Top: Tora Berger

Ins Rennen um den Gesamtweltcup kann die Norwegerin Tora Berger zwar mit einem Rückstand von 140 Punkten vor den letzten Rennen in Sibirien nicht mehr eingreifen, bei der WM in Ruhpolding zeigte sie jedoch, dass sie auch im kommenden Jahr eine der Topkandidatinnen im Rennen um die große Kristallkugel sein wird.

Nachdem Berger beim Sprint und bei der Verfolgung der Damen die Medaillenränge verpasste, erkämpfte sie sich sowohl im Einzelrennen als auch zum Abschluss im Massenstart jeweils die Goldmedaille. Besonders das packende Finish im Massenstart, in dem sie sich einen erbitterten Dreikampf mit Marie Laure Brunet aus Frankreich und Kaisa Mäkäräinen aus Finnland lieferte, wird den Zuschauern in Erinnerung bleiben. Ihr starker Schlusssprint sicherte Norwegen vor den Franzosen sogar den Gesamtsieg.

Zu ihren Einzeltriumphen kommen außerdem die Goldmedaille mit der Mixed-Staffel und die Bronzemedaille mit der Staffel der Damen.

Top: Martin Fourcade

An Martin Fourcade lag es sicherlich nicht, dass Frankreich in Ruhpolding am Ende nur auf Rang zwei im Gesamtklassement lag. Fourcade holte sagenhafte drei Titel, gewann sowohl Sprint, Massenstart als auch Verfolgung der Herren mit einer überragenden Lauf- und Schussleistung und war damit bei den Herren der absolute Star der WM.

Im Einzel der Herren holte er dazu noch Silber und ebenso mit der Staffel der Herren - zum Leidwesen der Deutschen. Damit gewann Fourcade fünf der acht Medaillen der Franzosen, besser geht es kaum.

Flop: Die Schießleistungen der Deutschen

Es sollte der große Triumphzug für Magdalena Neuner werden, sechs Medaillen wollte sie gewinnen, am besten sechsmal Gold. Diesen - zugegeben sehr ergeizigen - Traum musste Neuner jedoch bereits nach dem ersten Rennen begraben, weil Arnd Peiffer beim letzten Schießen die Nerven versagten.

Es sollte ein schlechtes Omen für die weiteren Ergebnisse der deutschen Biathleten werden, die Schwäche am Schießstand zog sich anschließend wie ein Roter Faden durch fast alle Events und kostete Deutschland eine bessere Platzierung als Platz drei im Medaillenspiegel.

Magdalena Neuner leistete sich im letzten Rennen gleich sechs Schießfehler, ebenso im Einzelrennen der Damen und musste sich mit einem enttäuschenden elften Platz zufrieden geben.

Flop: Andreas Birnbacher

Wo wir gerade beim Schießen sind, Andreas Birnbacher ist sicherlich einer der stärksten Läufer unter den Männern, beim Schießen leistete er sich aber bei der WM mehrere Male entscheidende Fehler, die letztlich dazu führten, dass Birnbacher ohne Einzelmedaille "nach Hause" fahren musste.

In der Mixed-Staffel lieferte er eine gute Leistung ab, anschließend schienen aber auch bei ihm in den entscheidenden Situationen die Nerven nicht mitzuspielen. Im Einzelrennen der Herren und auch im Massenstart verpasste er auf Rang vier die Medaillenränge jeweils denkbar knapp. Im Massenstart kostete ihn bezeichnenderweise erneut ein Schießfehler die Chance auf die eine versöhnliche Goldmedaille. Die beiden Bronzemedaillen mit der Mixed- und der Herren-Staffel dürften nur ein schwacher Trost für den ambitionierten Birnbacher sein.

Flop: Marie Laure Brunet

Zugegeben, es mag etwas seltsam anmuten, eine dreifache Medaillengewinnerin als Flop einzustufen. Marie Laure Brunet hat aus objektiver Sicht gesehen sicher eine gute Leistung bei der WM abgeliefert., mit drei Silbermedaillen war sie neben dem überragenden Martin Fourcaude sogar die beste Biathletin im französischen Team. Doch es heißt nicht umsonst so oft im Sport, der zweite Sieger ist der erste Verlierer. Brunet musste sowohl im Einzelrennen der Damen als auch im Massenstart jeweils Tora Berger ziehen lassen und erreichte zweimal Silber. Auch in der Staffel der Damen reichte es hinter den Deutschen nur zur Silbermedaille, sodass sich das französische Team am Ende mit dem zweiten Platz im Medaillenspiegel zufrieden geben musste.

Flop (?): Quo vadis deutsche Biathlon-Damen?

Hinter der Zukunft der deutschen Biathlon-Damen steht nach dem Abschied von Magdalena Neuner ein riesengroßes Fragezeichen. Miriam Gössner ist scheinbar noch nicht in der Lage, konstant Topleistungen abzuliefern und mit Andrea Henkel steht eine weitere Veteranin im deutschen Team vor dem baldigen Ende ihrer Karriere. Ob der angekündigte Wechsel von Langläuferin Evi Sachenbacher-Stehle mehr als ein PR-Gag ist, wird sich in naher Zukunft zeigen. Selbst dann bleiben aber starke Zweifel, ob die bereits 31-jährige Sachenbacher-Stehle den Biathlon-Damen neuen Wind geben kann.

Michael Stricz

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