In den kargen Katakomben des Stade de Luxembourg wartete Nick Woltemade ganz geduldig. Bepackt mit gleich zwei neuen WM-Trikots ließ der deutsche Matchwinner in aller Ruhe Teamkollege Waldemar Anton den Vortritt, ehe er nach dem holprigen 2:0 selbst über seinen ersten Doppelpack für die A-Nationalmannschaft sprach.
"Ich bin sehr glücklich. Tore zu schießen, tut immer gut - jetzt auch zwei sehr wichtige Tore", sagte Woltemade. Inmitten eines holprigen Herbsts in der Qualifikation wird der 23-Jährige von Newcastle United relativ unerwartet zur alleinigen WM-Versicherung von Bundestrainer Julian Nagelsmann.
Ohne die drei Woltemade-Treffer beim 1:0 in Nordirland und nun beim ernüchternden Rumpelkick in Luxemburg würde es für die DFB-Elf ziemlich düster aussehen mit dem großen Ziel Amerika 2026.
Nagelsmanns Sonderlob
"Die zwei Tore waren gut, wichtig. Es ist auch sein Job. Den hat er erledigt, den hat er sehr gut gemacht. Viel mehr freut mich sein Fleiß. Er ist unglaublich viel angelaufen. Gerade, was seinen Fleiß angeht, hat er ein Sonderlob verdient", sagte Nagelsmann über Sturmturm Woltemade, der den enormen personellen Aderlass im Angriff nach Ausfällen von Kai Havertz, Tim Kleindienst und Niclas Füllkrug derzeit quasi alleine kompensieren muss.
Ganz schön viel Druck für einen jungen Mann mit gerade einmal sieben Länderspielen. Oder? "Druck spüre ich ehrlicherweise nicht so. Ich habe sehr gutes Vertrauen in meine Fähigkeiten. Ich habe irgendwann mal aufgehört alles zu lesen und mache mir selbst keinen Druck. Schlussendlich hilft mir das am meisten", sagte Woltemade.
WM-Ticket für Woltemade über Pokalsieg
Der Angreifer hat das Wahnsinnsjahr 2025 mit Stuttgarts Pokalsieg, monatelangem Transfer-Wirbel, U21-EM und Aufstieg im Nationalteam selbst noch nicht richtig verarbeitet. Gelingt am Montag (20.45 Uhr/ZDF) in Leipzig gegen die Slowakei der letzte Schritt zur WM-Qualifikation, hätte Woltemade am Amerika-Ticket großen Anteil.
"Es ist das größte Turnier der Welt. Es ist für jeden natürlich ein Traum, da irgendwann mitzukicken. Das wäre schon die Nummer eins", sagte Woltemade auf die Frage, wo er eine erfolgreiche WM-Qualifikation bei all den Erfolgen der jüngeren Vergangenheit einsortieren würde.
Auch seine eigene Bilanz wird immer besser: Erst fünfmal torlos, dann ein Tor in Belfast und nun zwei in Luxemburg: Woltemade selbst bemühte den Ketchupflaschen-Vergleich, wonach lange nichts komme und dann alles auf einmal.
"Kein klassischer Zielspieler"
Woltemade ist abschluss- und kopfballstark, er bringt seine Physis gekonnt ein. Trotzdem ist der Premier-League-Legionär für Nagelsmann nicht der typische Neuner. "Er ist kein klassischer Zielspieler, sondern er ist eigentlich einer, der sehr gut zwischen den Linien ist, von dem her kann man ihn da gut hinstellen", beschrieb der Bundestrainer zum Profil.
Dass Woltemade im kommenden Sommer (11. Juni bis 19. Juli) das an 1994 angelehnte DFB-Trikot in Amerika tragen darf, ist am Freitag nochmal deutlich wahrscheinlicher geworden. Für das Shirt vom Gastspiel in Luxemburg hat der Stürmer bereits Verwendung. "Meine Schwester hat mir schon geschrieben, dass sie sehr heiß auf das Langarmtrikot ist. Deshalb geht es wahrscheinlich nach Bremen", sagte Woltemade.