Vor zwei Jahren mehrten sich in Amazons Lagerhäusern in den USA die Proteste gegen den Umgang des Konzerns mit dem Coronavirus. Einer von ihnen war Gerald Bryson. Der Lagerarbeiter wurde während der Pandemie gefeuert. Zuvor hatte er einen Protest angeführt hatte, in dem Amazon aufgefordert wurde, mehr für den Schutz der Mitarbeiter vor Covid-19 zu tun. Bryson beschwerte sich im Juni 2020 über seine Entlassung bei der Bundesbehörde für Arbeitsbeziehungen (NLRB) , behauptete, Amazon habe Vergeltungsmaßnahmen gegen ihn ergriffen. Jetzt gab ihm ein Verwaltungsrichter recht.
Wie die Nachrichtenagentur Associated Press berichtet, stufte der Richter die Entlassung als "rechtswidrig" ein und entschied, dass Amazon Bryson seinen Arbeitsplatz zurückgeben und ihm die entgangenen Löhne und Sozialleistungen aufgrund seiner "diskriminierenden Entlassung" erstatten muss.
Bryson übernahm Proteste von Chris Smalls
Bryson nahm im März 2020 erstmals an einem Protest gegen die Arbeitsbedingungen teil, der von Christian Smalls angeführt wurde, einem anderen Lagerarbeiter, der von dem Online-Einzelhandelsriesen entlassen wurde. Nachdem Smalls entlassen worden war, führte Bryson im April 2020 einen weiteren Protest vor dem Lagerhaus an. Während des Protests geriet Bryson in einen Streit mit einem anderen Arbeiter. Später wurde er entlassen, weil er gegen Amazons Richtlinien für vulgäre Ausdrücke verstoßen hatte.
Tornado zerstört Amazon-Lagerhalle

In den Gerichtsakten wird die Auseinandersetzung zwischen Bryson und einer Mitarbeiterin geschildert, die beide während eines hitzigen, mehrere Minuten dauernden Streits Schimpfwörter benutzten. Demnach soll die Frau den Streit begonnen und zweimal versucht haben, Bryson zu einer körperlichen Auseinandersetzung mit ihr zu provozieren, was er jedoch nicht tat. Die Frau erhielt eine "erste Verwarnung".
Die Frau sagte Bryson, der schwarz ist, auch, er solle "zurück in die Bronx gehen", was der Richter als "rassistisch" interpretieren könnte, da "er Afroamerikaner ist und sich fragen könnte, warum jemand, abgesehen von seiner Rasse, annehmen würde, dass er aus der Bronx stammt".
Richter: Amazon handelte vorschnell
Bryson sagte aus, er habe einen Amazon-Manager, der mit ihm über den Vorfall sprach, über diese Bemerkung informiert. Der Manager bestritt dies. Allerding schloss sich der Richter Brysons Darstellung an und sagte, es sei unwahrscheinlich, dass er "eine so markante Bemerkung, auf die er stark reagiert hat, nicht weitergeben würde".
Der Richter erklärte in seiner Entscheidung, dass Amazon vorschnell geurteilt und eine "verzerrte Untersuchung" des Streits durchgeführt habe, die darauf abzielte, nur Bryson für den Vorfall verantwortlich zu machen, und fügte hinzu, dass das Unternehmen Bryson wegen seiner "geschützten konzertierten Aktion" entlassen wollte, anstatt den Vorfall fair zu bewerten.
Amazon-Sprecherin kündigt Berufung an
Amazon-Sprecherin Kelly Nantel sagte in einer Erklärung, dass das Unternehmen gegen das Urteil Berufung einlegen werde. "Wir sind mit dieser Entscheidung nicht einverstanden und sind überrascht, dass die NLRB von einem Arbeitgeber verlangt, das Verhalten von Herrn Bryson zu dulden", sagte Nantel. "Herr Bryson wurde entlassen, weil er eine Mitarbeiterin vor dem Arbeitsplatz über ein Megafon schikaniert, beschimpft und verleumdet hat. Wir dulden diese Art von Verhalten an unserem Arbeitsplatz nicht und beabsichtigen, bei der NLRB Berufung einzulegen."
Nach den Entlassungen bei Amazon vor zwei Jahren warf auch der Vizepräsident Tim Bray im Mai 2020 seinen Job hin und erklärte seine Entscheidung später einem Blogpost: "Protestler herauszuwerfen, ist kein Nebeneffekt von makroökonomischen Zwängen oder der Funktionsweise des freien Marktes", ist er sich sicher. "Es ist ein Zeichen für ein Gift, das durch die Venen der Betriebskultur fließt. Und ich möchte dieses Gift weder verabreichen noch trinken."

Sehen Sie im Video: Ein Amazon-Warenhaus im US-Bundesstaat Illinois wurde vergangenen Freitag von einem Tornado erfasst – sechs Menschen starben. Während das Lager in Trümmern liegt, sind die Helfer vorsichtig optimistisch.
Quelle: Associated Press