Georg Stürzer, Auto-Experte der HypoVereinsbank, sieht 2005 auf die autobranche bekannte Probleme zukommen. Bereits 2004 ist vor allem die Schere zwischen so genannten Premiumanbietern wie BMW und Porsche und den Massenherstellern wie Volkswagen weiter auseinander gegangen. "2005 wird es für alle Hersteller nicht leichter." Vor allem der starke Euro werde den exportabhängigen Autobauern zu schaffen machen. Daher werde die Firmenkonjunktur eine noch größere Bedeutung bekommen.
Tiefpunkt bereits erreicht
Den Tiefpunkt könnte die Branche insgesamt mittlerweile gesehen haben. "2005 wachsen die Bäume im Automarkt nicht in den Himmel, aber wir bewegen uns nach oben", sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der FH Gelsenkirchen. Nach einem leichten Rückgang der Neuzulassungen in Deutschland in diesem Jahr auf ein Zehn-Jahres-Tief von 3,20 Millionen verkauften Autos werde es 2005 nur einen Anstieg um 1,6 Prozent auf 3,25 Millionen Fahrzeuge geben.
Umso wichtiger ist da der Blick auf die Modellpaletten der Hersteller. Selbst neue Modelle sind für die Anbieter angesichts der schwachen Konsumneigung in Deutschland keine Selbstläufer mehr, gerade im Massensegment lassen sich Neuwagen oft nur mit hohem Rabatt verkaufen. Dass es auch anders geht, zeigen BMW und Porsche. Die Münchner fahren in diesem Jahr mit Hilfe neuer Modelle wie X3 und 5er einen neuen Absatz- und Gewinnrekord ein. Auch für 2005 stehen die Zeichen auf Wachstum. "Der neue 1er und der neue 3er im nächsten Jahr werden das Volumenwachstum weiter tragen", ist Dudenhöffer überzeugt.
Porsche wird weiter zulegen
Auch für Porsche sind Branchenexperten und das Unternehmen selbst zuversichtlich. Der Autobauer profitierte insbesondere vom geländegängigen Cayenne und steigerte den Absatz im Geschäftsjahr 2003/04 (31. Juli) um 15 Prozent auf 76.827 Fahrzeuge. Für das Geschäftsjahr 2004/05 verspricht sich Porsche zusätzlichen Schub von der neuen Generation des 911er und des Boxster.
Bei Mercedes könnte nach einem durchwachsenen 2004 das kommende Jahr die Wende bringen. "2005 wird ein Mercedes-Jahr", ist Dudenhöffer überzeugt. Der Stuttgarter gehe gleich in vier Modell-Reihen mit völlig neuen Fahrzeugen an den Markt. So kommt in der ersten Jahreshälfte unter anderem die neue B-Klasse - der Sports-Tourer ist eine Art verlängerte A-Klasse. In der zweiten Jahreshälfte laufen dann auch die neue M- und S-Klasse vom Band. Damit dürfte die Absatzkurve bei Mercedes 2005 wieder nach oben zeigen. In den ersten elf Monaten dieses Jahres war die Zahl der Verkäufe in der Mercedes-Gruppe noch leicht auf 1,08 Millionen gesunken, der November läutete mit der neuen A-Klasse aber bereits die Wende ein.
Mittelbau hat Probleme
Damit könnte wieder der "Sanduhren-Effekt" bestätigt werden, den August Joas, Auto-Experte der Unternehmensberatung Mercer, in der Autobranche sieht. Den Premiumanbietern oben gehe es gut und den Billiganbietern unten. Der Mittelbau, in dem die deutschen Hersteller zum Beispiel mit Opel und Ford vertreten sind, habe dagegen mit Problemen zu kämpfen. Preislich können sie auch wegen der hohen Lohnkosten nur schwer mit ausländischen Wettbewerbern konkurrieren. "Die Volumenhersteller kämpfen gegen die Produktionskosten, die wir hier in Deutschland nicht realisieren können", sagt Dudenhöffer.
Immerhin aber haben Opel und VW Fortschritte gemacht. Nach langen, schwierigen Verhandlungen einigte sich Volkswagen mit der Belegschaft auf einen Teilverzicht, im Gegenzug garantierte der Autobauer die Arbeitsplätze für die nächsten Jahre. Auch Opel soll ohne betriebsbedingte Kündigungen saniert werden. Zudem setzen beide Anbieter auf neue Modelle. "Bei VW ist vor allem entscheidend, wie der neue Passat ankommt", sagt Analyst Stürzer. Bei Opel steht unter anderem der neue Zafira an. Auch die anderen Hersteller setzen auf eine Auffrischung der Produktpalette. So kommt bei Audi der neue A6 Avant zu den Kunden, im zweiten Halbjahr könnte der geländegängige Q7 folgen. Ford wartet unter anderem mit der Kombi-Version des Focus auf.