Porn-Community Die Zuckerbergs des Porns - die Familie hinter OnlyFans

Tim Stokely zeigt gern seinen Waschbrettbauch.
Tim Stokely zeigt gern seinen Waschbrettbauch.
© Instagram / PR
Die Stokelys haben das Porno-Geschäft revolutioniert. Hinter der Geldmaschine Only Fans steht eine Familie aus Essex.

Google hatte einst die Welt der Suchmaschinen auf den Kopf gestellt, Facebook die Welt der sozialen Medien weltweit etabliert. Auch die Pornobranche wurde im Zeitalter des Internets zahlreichen Erschütterungen unterworfen. Doch meist von der unguten Natur. Der Verkauf von entsprechenden DVDs brach mit dem Netz massiv ein, und die Neigung der Kunden im Internet Geld für Inhalte auszugeben, ist beim Thema XXX zwar ausgeprägter als sonst – aber doch auf bescheidenem Niveau.

Stellt die Verhältnisse auf den Kopf

Die Seite OnlyFans wurde zum Gamechanger für die Erotikbranche beziehungsweise für die Erotikdarstellerinnen. Das Wort wird gern benutzt, aber hier ist es wirklich angebracht: OnlyFans vermittelte gegen eine monatliche Gebühr einen direkten Zugang zwischen Star bzw. Sternchen und den echten Fans, eben denen, die ihrem Idol Geld zukommen lassen. Der Inhalt muss nicht erotisch sein, ist es aber meist. Für die Frauen ist das Modell sehr attraktiv, denn sie kontrollieren den Wertschöpfungsprozess – es gibt keine Pornobranche mehr. Die Spannweite ist groß.

Hier tummeln sich Schauspielerinnen und Supermodels, die keineswegs Hardcore offerieren, sondern einen persönlichen Zugang zu ihrem Leben bieten. Dann gibt es weltweite Trash-Ikonen wie Danielle Bregoli, die mit ihrem Account in den ersten 24 Stunden mehr als sechs Million US-Dollar einstrich. Dann kommen aber auch ehemalige Seite-3-Girls zum Zuge oder Sexarbeiterinnen, die hier gewissermaßen ein Webcam-Abo vermitteln. Das Spektrum reicht bis zu den netten Mädchen von nebenan, die so das Sugardaddy-Modell auf die virtuelle Ebene hieven.

Familienbetrieb

Weniger bekannt ist, dass das Porno-Imperium ein ganz normaler Familienbetrieb aus Essex ist. Im Zentrum des Clans steht Tim Stokely. Dass sein Leben eine positive Wendung mit dem Erfolg der Seite genommen hat, verrät sein Instagram-Profil. Nicht untypisch für einen Essex-Boy zeigt der 37-Jährige gern, was er hat. Das Pornogeschäft wird nicht geleugnet, aber mit Zuckerguss kaschiert.

Stokely nennt sich einen „britischer Tech-Unternehmer" und „Disruptor“, der eine der weltweit am schnellsten wachsenden „Social-Media-Plattformen“ leitet. Vom eigentlichen Pornotreiben hält sich Tim Stokely privat fern. Entsprechende Prominenz fehlt auf seinen Kanälen. Tatsächlich sieht sein Leben aus, wie die Real Version der Reality Serie „The Only Way is Essex“ inklusive freizügiger Grillparties, Sportwagen und Yachten.

Von allen Umsätzen, die auf der Plattform generiert werden, erhält das Portal satte 20 Prozent. Für die Darstellerinnen dennoch ein gutes Geschäft, in der klassischen Pornobranche landen keineswegs 80 Prozent der Umsätze auf ihrem Konto. Während der Pandemie florierte das Geschäft, die Zahl der „Darsteller“ wuchs von 348.000 auf 1,6 Millionen. Die Zahl der zahlenden Nutzer von 13 Millionen auf 82 Millionen Menschen. Im letzten Jahr wurden mehr als 1,5 Milliarden Euro für die Inhalte gezahlt.

Zehnjähriger Anlauf

Mit OnlyFans gelang Stokely der Sprung an die Weltspitze, doch das kommt nicht von ungefähr. Porno ist gewissermaßen Familientradition. Britische Medien kürten den Stokely-Clan bereits zur „Britanniens Porno-Familie Nummer eins“.

Den Ursprung legte Guy Stokely. Inzwischen 77 Jahre alt, stieg der Investmentbanker, der einst bei Barclays arbeitete, in das schlüpfrige Geschäft ein. Er ist Direktor von Fenix International, der Firma, die OnlyFans betreibt. Seine Gattin Deborah, Tim Stokelys Mutter, hat ebenfalls als Managerin für Fenix International gearbeitet. Auch Tims 42-jähriger Bruder Tom ist an dem Firmengeschäft beteiligt, dazu ist er der CEO von OnlyFans. Tims 47-jährige Schwester Sarah war ebenfalls einer der Firmen des Pornoimperiums tätig.

Der Legende nach entdeckte der junge Tim Stokely die Goldader. Schon während des Studiums will er erkannt haben, welche unerschlossenen finanziellen Möglichkeiten Fetisch-Pornos bieten. Als Student schwebte ihm ein Portal für finanzielle Dominanz vor. Doch seine ersten eigenen Plattformen Glamworship und Customs4U kamen über einen Achtungserfolg nicht hinaus. Bei Customs4U hatte er schon die Richtung eingeschlagen, die er bei OnlyFans perfektionierte. Tim Stokely erkannte die hohe Bedeutung, die ein persönlicher Kontakt für Porno-Fans besitzt.

Das Pornoimperium nahm erst mit der Gründung von OnlyFans im Jahr 2016 Fahrt auf. Und das, obwohl die Anfänge mit fünf „Kreativen“ wirklich bescheiden waren. Die Lawine setzte ein, als mehrere britische Instagram-Größen die finanziellen Möglichkeiten entdeckten, die sich ergaben, wenn sie einen Teil ihrer Instagram-Follower in zahlenden Fans verwandelten. Und es lohnt sich: Dannii Harwood, einer der legendären ersten fünf, soll bis 2020 über eine Million Euro mit der Seite verdient haben.

Vom Image her konnte sich „OnlyFans“ als strahlender Ritter in einer schmutzigen Branche präsentieren. Die Frauen haben volle Kontrolle über ihre Inhalte, sie steigen vom Darsteller und Model zur Unternehmerin auf und können sich eine langfristige finanzielle Basis sichern. Gerade die Models, die keinen weltweiten Starruhm genießen, können auch mit einer begrenzten Schar an Fans ein solides Einkommen erzielen. Darum sind auch fast alle Interviews mit den Kreativen rundum positiv.

Delle im Image 

Doch in den letzten Wochen mehrten sich allerdings die  Skandale. Wie nicht anders zu erwarten waren, hatten auch Minderjährige das Potenzial des Dienstes erkannt. Nur Tim Stokely hatte das Problem offenbar nicht auf dem Radar. Die BBC entdeckte eine ganze Reihe von Minderjährigen, die sich mit gefälschten Dokumenten älter gemacht hatten, als sie wirklich waren. Oder die sich ganz einfach, mit dem kopierten Ausweis einer anderen Person angemeldet hatten. Da die Angaben nicht wirklich geprüft wurden, gelangten so verbotene Inhalte ins Netz.

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