Datingsites wie Tinder zerstören die Illusion der Romantik, Datingsites für Sugar Daddies und Sugar Girls den Feminismus. Die Idee hinter den Zucker-Seiten lautet: Erotik mit Benefits. Anstatt ihre Zeit mit netten aber mittellosen Studenten zu verbringen, suchen die Frauen hier einen Mann, der bereit ist, die Aufmerksamkeit direkt zu entlohnen. Dabei herrscht erstaunliche Offenheit über Leistungen und Gegenleistungen, so dass jeder Daddy weiß, ob er sich sein Traum-Babe auch leisten kann. Der Wettbewerb ist allerdings hart. Während alle anderen Datingsites meist einen enormen Männerüberschuss ausweisen, behauptet Seeking Arrangement, dass auf jeden - zahlungswilligen - Herrn acht Frauen kämen.
Beim Wettbewerb zum süßesten Sugar Baby der Welt, den SeekingArrangement.com, prickelt die Bikini-Erotik - dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass viele Verbindungen ohne echten Sex auskommen und die meist älteren Herren nur eine Begleitung mit knisternder Atmosphäre suchen. Die Mädchen wollen den großen Luxus jetzt und sofort - ohne einen eigenen Dollar auszugeben.

Melissa, Miss July sagte "The Daily Beast": "Ich habe Geld bekommen, Kleider, Schuhe, Bikinis, selbst Gutscheinkarte. Diese Männer wollen dir nur Gutes tun und dir schöne Dinge schicken." Von Prostitution könne keine Rede sein: "Sie sind sicher alle etwas einsam da draußen und suchen nach einer Beziehung. Da ist sicher immer eine sexuelle Komponente dabei, aber das ist doch immer so - außer bei echten Freunden."
In den USA boomen die Sugar-Beziehungen. Nicht nur die Portale florieren, das offen gelebte Konkubinat erobert auch TV-Sendungen und Schlagzeilen. "GQ" nennt es die "neue Datingszene" für das 21. Jahrhundert. Inzwischen gibt es selbst Schulungen und Seminare, in denen Frauen lernen, ein erfolgreiches Sugar Baby zu werden. Lukrativ ist es allemal, ein zusätzliches steuerfreies Einkommen von 60.000 Dollar gilt als realistisches Ziel für eine attraktive Frau.

Mit dem Wettbewerb bringen sich die zwölf Frauen also in eine gute Startposition. Die Frauen, die sich so exponieren, suchen wohl nicht den einen Daddy. Sie suchen eine ganze Gruppe für eine mehr virtuelle Beziehung. Geflirtet wird online, die Geschenke bringt der Paketbote. Der Wettbewerb beschert jede Menge Aufmerksamkeit: "Wenn ich jetzt aufwache, habe ich etwa 500 neue E-Mails", sagt Melissa. Jordan, Miss May, bekennt, auch sie bekäme Hunderte von Nachrichten. Aus allen Ländern, aber Reisen sind kein Problem. Hailee, Miss April, wirbt so um Stimmen. "Ihr solltet für mich stimmen, weil ich das Geld für Reisen gebrauchen kann. Mein nächster Halt ist Las Vegas, dann Miami und dann NYC. Möchtet Ihr mir bei meinem großen Abenteuer helfen? Dann macht mir ein Angebot, dass ich nicht ablehnen kann!"
Aber eine vom Daddy finanzierte Weltreise ist eher die Ausnahme. Melissa nutzt die reichen Gönner, um beruflich Fuß zu fassen. Sie wird Maklerin, nachdem ihr ein Daddy den Tipp dazu gegeben hatte. "Ich bin schüchtern. Ich habe mich vorher nicht getraut, jetzt mache ich die Ausbildung. Auf der Seite gibt es jede Menge erfahrene Makler. Super, ich werde mir von allen helfen lassen!"
Jenna sieht die Sache sehr nüchtern. Sie habe schon immer einen Hang zu älteren Partnern gehabt. "Im Moment bin ich eine Vollzeit-Studentin", sagte sie "The Daily Beast". "Ich habe weder Lust noch Zeit für romantische Dates. Diese ganze Sugar-Sache brauch ich, damit ich mir mein Studium überhaupt leisten kann."