
Von der Rechtsanwalts-Fachangestellten über Theater-Inspizientin zur Psychologin
Milena Blahuschek
Eigentlich wollte ich nach der Schule zum Theater. Meine Eltern bestanden jedoch auf eine anerkannte ordentliche Berufsausbildung. Am Theater gab es das nicht, also wurde ich erstmal Rechtsanwalts-Fachangestellte in der Kanzlei einer Strafverteidigerin. Das war eine super Lebensschule. In meinem sonst behüteten Leben wäre ich niemals solchen Menschen und Situationen begegnet. Heute schreckt mich nur noch wenig, selbst Behördenbriefe nicht. Nach der Ausbildung ging ich ans Bamberger Stadttheater, war dort vier Jahre Regieassistentin und schließlich Inspizientin. Das ist die Schnittstelle zwischen Kunst und Technik, im Grunde das zentrale Schaltwerk zwischen allen Gewerken des Theaters. Ich fand das großartig. Immer mittendrin, stets dafür sorgend, dass alles läuft. Nicht nur technisch, auch menschlich. 16 Jahre lang habe ich das gemacht. Aber eines war mir immer klar: Mein Leben lang wollte ich das nicht tun. Mit den Jahren suchte ich nach Veränderung. Es gab keinen Aufstieg oder den Wechsel in ein anderes Fach. Ich brauchte neuen kognitiven Input.
Warum nicht Psychologie studieren, dachte ich mir. Für mich lag das nicht so weit weg vom Theater. So eine Produktion ist sehr emotional, nicht nur auf, sondern auch neben der Bühne bei allen Mitarbeitenden. Als empathischer Mensch war ich oft hinter der Bühne Kummerkasten und musste zugleich lösungsorientiert sein. An der Fernuni Hagen schrieb mich für Psychologie ein. Dort läuft alles Online ab. Ohne Selbstorganisation und Disziplin ist ein Fernstudium schwierig, doch beides hatte ich in meinen Berufen gelernt. Allerdings war ich Ende 30, seit 20 Jahren aus der Schule raus. Ich wusste anfangs nicht, ob ich so etwas wie Prüfungen überhaupt noch kann. Fünf Jahre studierte ich neben meinem Beruf. Meine Bachelorarbeit bekam schließlich eine bessere Note, als ich dachte.
Als ich anfing mich als Psychologin zu bewerben, hatte ich weder bestimmte Erwartungen noch einen Traumjob vor Augen. Ich war für fast alles offen. Allerdings war ich 44 und nicht mehr 24 wie die meisten anderen mit dem Abschluss. Zu meiner Überraschung bekam ich am Ende fünf Zusagen. Nun war ich diejenige, die auswählen konnte. Heute arbeite ich als Psychologin in der Jugendpsychiatrie im Bezirkskrankenhaus Bayreuth auf der beschützenden Akutstation. Ich betreue Jugendliche in Ausnahmesituationen, die selbst- oder fremdgefährdendes Verhalten zeigen. Das Wichtigste an meiner Aufgabe ist, mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen, eine Beziehung herstellen. Kommt man nicht an sie heran, ist Hilfe fast nicht möglich. Das Wissen aus dem Studium ist zwar wichtig, doch vielleicht sind gerade mein Alter und meine Berufserfahrung in diesen Situationen von Vorteil.
Ich bin total Happy, diese Chance bekommen zu haben. Mit fast Mitte 40 und als Berufseinsteigerin. Ist das nicht toll, dass wir in einem Land leben, wo das geht? Wo man sich noch einmal neu erfinden kann? Das ist doch ein Wahnsinns Privileg. Wir haben nur dieses eine Leben, da sollten wir unsere Chancen nutzen.
Eigentlich wollte ich nach der Schule zum Theater. Meine Eltern bestanden jedoch auf eine anerkannte ordentliche Berufsausbildung. Am Theater gab es das nicht, also wurde ich erstmal Rechtsanwalts-Fachangestellte in der Kanzlei einer Strafverteidigerin. Das war eine super Lebensschule. In meinem sonst behüteten Leben wäre ich niemals solchen Menschen und Situationen begegnet. Heute schreckt mich nur noch wenig, selbst Behördenbriefe nicht. Nach der Ausbildung ging ich ans Bamberger Stadttheater, war dort vier Jahre Regieassistentin und schließlich Inspizientin. Das ist die Schnittstelle zwischen Kunst und Technik, im Grunde das zentrale Schaltwerk zwischen allen Gewerken des Theaters. Ich fand das großartig. Immer mittendrin, stets dafür sorgend, dass alles läuft. Nicht nur technisch, auch menschlich. 16 Jahre lang habe ich das gemacht. Aber eines war mir immer klar: Mein Leben lang wollte ich das nicht tun. Mit den Jahren suchte ich nach Veränderung. Es gab keinen Aufstieg oder den Wechsel in ein anderes Fach. Ich brauchte neuen kognitiven Input.
Warum nicht Psychologie studieren, dachte ich mir. Für mich lag das nicht so weit weg vom Theater. So eine Produktion ist sehr emotional, nicht nur auf, sondern auch neben der Bühne bei allen Mitarbeitenden. Als empathischer Mensch war ich oft hinter der Bühne Kummerkasten und musste zugleich lösungsorientiert sein. An der Fernuni Hagen schrieb mich für Psychologie ein. Dort läuft alles Online ab. Ohne Selbstorganisation und Disziplin ist ein Fernstudium schwierig, doch beides hatte ich in meinen Berufen gelernt. Allerdings war ich Ende 30, seit 20 Jahren aus der Schule raus. Ich wusste anfangs nicht, ob ich so etwas wie Prüfungen überhaupt noch kann. Fünf Jahre studierte ich neben meinem Beruf. Meine Bachelorarbeit bekam schließlich eine bessere Note, als ich dachte.
Als ich anfing mich als Psychologin zu bewerben, hatte ich weder bestimmte Erwartungen noch einen Traumjob vor Augen. Ich war für fast alles offen. Allerdings war ich 44 und nicht mehr 24 wie die meisten anderen mit dem Abschluss. Zu meiner Überraschung bekam ich am Ende fünf Zusagen. Nun war ich diejenige, die auswählen konnte. Heute arbeite ich als Psychologin in der Jugendpsychiatrie im Bezirkskrankenhaus Bayreuth auf der beschützenden Akutstation. Ich betreue Jugendliche in Ausnahmesituationen, die selbst- oder fremdgefährdendes Verhalten zeigen. Das Wichtigste an meiner Aufgabe ist, mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen, eine Beziehung herstellen. Kommt man nicht an sie heran, ist Hilfe fast nicht möglich. Das Wissen aus dem Studium ist zwar wichtig, doch vielleicht sind gerade mein Alter und meine Berufserfahrung in diesen Situationen von Vorteil.
Ich bin total Happy, diese Chance bekommen zu haben. Mit fast Mitte 40 und als Berufseinsteigerin. Ist das nicht toll, dass wir in einem Land leben, wo das geht? Wo man sich noch einmal neu erfinden kann? Das ist doch ein Wahnsinns Privileg. Wir haben nur dieses eine Leben, da sollten wir unsere Chancen nutzen.
© Privat Milena Blahuschek