Mit Hauptschulabschluss über Werbefilmer zum Mediziner
Jasenko Joldic
Mit Hauptschulabschluss über Werbefilmer zum Mediziner
Das war ein langer Weg. Nach der Schule machte ich ein Praktikum in einer Werbeagentur. Es fiel genau in jene Zeit, in der die Kosten von Filmen durch die Digitalisierung ins bodenlose fiel. Kameras kosteten nur noch einen Bruchteil und schneiden konnte man auf handelsüblichen Computern. Ich drehte dann für die Werbeagenturen sogenannte Pitchfilme, also kleine Clips mit denen sich die Agentur für Kundenaufträge bewarb. Ich wurde immer besser, machte mich schließlich ohne formale Ausbildung selbständig. Das Geschäft lief auch recht solide. Doch als kleiner Einmannbetreib, musst du eben auch sehr profane Dinge bewerben. Nach vier Jahren war es mir einfach zu substanzlos. Werbung ist nicht besonders sinnstiftend. Da war ich 25.
Lange habe ich überlegt, was ich machen will. Was mich erfüllen würde. Einer meiner Mentoren war Arzt. Der hatte mir den Impuls gegeben. Ich wollte Arzt werden. Es war anfangs eine sachliche Entscheidung. Medizin ist krisensicher, sie ist herausfordernd, sie ist sozial und gesellschaftlich anerkannt. Es gab nur einen Haken: Ich hatte nur Hauptschulabschluss und dann noch nicht mal ein guten.
Ich holte meinen Realschulabschluss nach und schrieb mich ins Abendgymnasium ein. Das war echt hart. Nach zwei Jahren bestand ich mein Abitur mit 1.0. Mit der Note ging es dann sofort ins Medizinstudium in Hamburg am Universitätsklinikum Eppendorf. Die größte Herausforderung beim Studium war das Lernen. Am Anfang musste ich Klausuren wiederholen. Ich musste lernen, wie ich effektiv und konzentriert lerne. Zu Beginn des Studiums stellte sich das sinnstiftende Gefühl noch nicht ein. Das kam erst später bei der praktischen Arbeit in der Notaufnahme. Die Notfallmedizin ist meine Berufung. Ich hatte nie das Gefühl ungern zur Arbeit zu gehen, selbst wenn es stressig zugeht
Ich kann jeden empfehlen, sich bei der Entscheidungsfindung die Sichtweisen vieler Menschen einzuholen. Schon das darüber sprechen hilft, die eigene Position zu festigen. Ohne die Unterstützung der mir sehr nahestehenden Menschen, wäre ich nicht da, wo ich heute bin.