
Vom Anästhesisten und Notarzt zum Geschäftsführer einer Filmproduktion
Jochen Isensee
Es waren maßgeblich die Arbeitsbedingungen. Vor allem in der Intensivmedizin. Als Außenstehender kann man sich kaum vorstellen, unter welchen Bedingungen da gearbeitet wird. Damit meine ich nicht nur die langen Schichten. Als Mensch mit ausgeprägten moralischen Prinzipien geriet ich mit der Ethik im Medizinbetrieb zunehmend in Konflikt. Nicht immer dient das medizinisch Mögliche auch dem Wohle des Patienten.
Arzt ist kein Job, den man nach Feierabend in der Firma lässt. Das Erlebte begleitet einen nach Hause. Irgendwann reichte es. Mir ging die Sinnhaftigkeit verloren. Ich wechselte ins Filmgeschäft.
Mein Bruder hatte 2009 eine Filmproduktionsfirma aufgebaut. Wir beide drehten schon in der Jugend Filme, als Hobby. Er filmte, ich schrieb die Drehbücher. Neben meinem Arztberuf stieg bei ihm nach und nach in die Firma ein. Es war ein langsamer Übergang. Heute bin ich bei Isensee Film einer der Geschäftsführer und verantwortlich für den Unterhaltungsbereich if studios. Ich mache das, was ich schon immer geliebt habe: Geschichten und Drehbücher zu entwickeln. Unsere Stärke liegt in aufwändigen Dokumentationen. Der Film über Hoffnung in ausweglosen Situationen zum Beispiel. Dabei geht es um Flüchtlinge aus dem Südsudan, welchen alles genommen wurde, aber trotzdem nicht aufgeben. Oder die Kurz-Dokumentation über das herzkranke Baby meines Bruders, das schließlich starb. Unser Film zeigt eindringlich, wie Eltern mit dem Verlust des eigenen Kindes umgehen.
Mein Schlüsselerlebnis hatte ich bei einem Dreh in Uganda. Ein Protagonist des Filmes ist Medizinstudent und er sagte zu mir: „Hey Du bist Arzt, wie cool, Du kannst Leben retten.“ Ich entgegnete, dass ich vermutlich mit Filmen viel mehr Leben retten könne. Genau das treibt mich an. Dorthin zu gehen, wo es unangenehm wird. Hin zu gesellschaftlich relevanten Themen. Es geht mir nicht um die reine Filmkunst, ich will das Medium Film nutzen, um Menschen zu bewegen, aufzurütteln. Ich kann rückblickend schon sagen, damit meine wirkliche Bestimmung gefunden zu haben.
Wechsel klingt nach hartem Schnitt. Das war es nicht, eher ein sanfter Übergang. Neben der Filmerei hatte ich noch den Facharzt gemacht. Das gab einem eine gewisse Sicherheit, schließlich hatte ich zwischenzeitlich geheiratet und bin Vater geworden. Da überlegt man sehr genau, ob man von einem finanziell sehr attraktiven Job zu einem mit deutlich weniger Gehalt wechselt. Meine Frau unterstützte meine Entscheidung, meine Eltern verstanden mich nicht und Kollegen aus den USA hielten mich gar für völlig verrückt. Glücklicherweise ist unsere Filmarbeit hoch gefragt. Aber: Ich bekomme praktisch täglich Angebote für offene Facharztstellen. Im Zweifel könnte ich also immer wieder zurück. Als Notarzt bin ich auch heute noch unterwegs. Meine Erfahrungen aus der Medizin kann ich auch heute noch gut gebrauchen, etwa wenn es darum geht, schnelle Entscheidungen zu treffen, sie zügig umsetzen und dazu zu stehen.
Es waren maßgeblich die Arbeitsbedingungen. Vor allem in der Intensivmedizin. Als Außenstehender kann man sich kaum vorstellen, unter welchen Bedingungen da gearbeitet wird. Damit meine ich nicht nur die langen Schichten. Als Mensch mit ausgeprägten moralischen Prinzipien geriet ich mit der Ethik im Medizinbetrieb zunehmend in Konflikt. Nicht immer dient das medizinisch Mögliche auch dem Wohle des Patienten.
Arzt ist kein Job, den man nach Feierabend in der Firma lässt. Das Erlebte begleitet einen nach Hause. Irgendwann reichte es. Mir ging die Sinnhaftigkeit verloren. Ich wechselte ins Filmgeschäft.
Mein Bruder hatte 2009 eine Filmproduktionsfirma aufgebaut. Wir beide drehten schon in der Jugend Filme, als Hobby. Er filmte, ich schrieb die Drehbücher. Neben meinem Arztberuf stieg bei ihm nach und nach in die Firma ein. Es war ein langsamer Übergang. Heute bin ich bei Isensee Film einer der Geschäftsführer und verantwortlich für den Unterhaltungsbereich if studios. Ich mache das, was ich schon immer geliebt habe: Geschichten und Drehbücher zu entwickeln. Unsere Stärke liegt in aufwändigen Dokumentationen. Der Film über Hoffnung in ausweglosen Situationen zum Beispiel. Dabei geht es um Flüchtlinge aus dem Südsudan, welchen alles genommen wurde, aber trotzdem nicht aufgeben. Oder die Kurz-Dokumentation über das herzkranke Baby meines Bruders, das schließlich starb. Unser Film zeigt eindringlich, wie Eltern mit dem Verlust des eigenen Kindes umgehen.
Mein Schlüsselerlebnis hatte ich bei einem Dreh in Uganda. Ein Protagonist des Filmes ist Medizinstudent und er sagte zu mir: „Hey Du bist Arzt, wie cool, Du kannst Leben retten.“ Ich entgegnete, dass ich vermutlich mit Filmen viel mehr Leben retten könne. Genau das treibt mich an. Dorthin zu gehen, wo es unangenehm wird. Hin zu gesellschaftlich relevanten Themen. Es geht mir nicht um die reine Filmkunst, ich will das Medium Film nutzen, um Menschen zu bewegen, aufzurütteln. Ich kann rückblickend schon sagen, damit meine wirkliche Bestimmung gefunden zu haben.
Wechsel klingt nach hartem Schnitt. Das war es nicht, eher ein sanfter Übergang. Neben der Filmerei hatte ich noch den Facharzt gemacht. Das gab einem eine gewisse Sicherheit, schließlich hatte ich zwischenzeitlich geheiratet und bin Vater geworden. Da überlegt man sehr genau, ob man von einem finanziell sehr attraktiven Job zu einem mit deutlich weniger Gehalt wechselt. Meine Frau unterstützte meine Entscheidung, meine Eltern verstanden mich nicht und Kollegen aus den USA hielten mich gar für völlig verrückt. Glücklicherweise ist unsere Filmarbeit hoch gefragt. Aber: Ich bekomme praktisch täglich Angebote für offene Facharztstellen. Im Zweifel könnte ich also immer wieder zurück. Als Notarzt bin ich auch heute noch unterwegs. Meine Erfahrungen aus der Medizin kann ich auch heute noch gut gebrauchen, etwa wenn es darum geht, schnelle Entscheidungen zu treffen, sie zügig umsetzen und dazu zu stehen.
© Privat Jochen Isensee