Frankfurt Elon Musk kassiert Klatsche von deutschem Gericht: Twitter muss ehrverletzende Tweets zeitnah löschen

Kein Grund zur Freude: Elon Musk muss mit Twitter nun genauer hinsehen.
Kein Grund zur Freude: Elon Musk muss mit Twitter nun genauer hinsehen.
© Getty Images
Elon Musk verspricht seit seinem Twitter-Kauf vor allem eins: grenzenlose Redefreiheit. Nun schränkt ihn ein deutsches Gericht bei diesen Plänen deutlich ein.

"Freedom of speech, but no freedom of reach" – mit diesem Slogan stellte Elon Musk seine Pläne für die Moderation von Inhalten auf Twitter vor. Auf Deutsch gesagt: Negative oder hasserfüllte Inhalte sollen vom Algorithmus gedrosselt ausgespielt werden, aber weiterhin online bleiben. Eine Sichtweise, die Betroffene wohl kaum nachvollziehen können.

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Wegen eines ähnlichen Falls war in Deutschland gerade die digitalen Menschenrechtsorganisation HateAid in Frankfurt am Main vor Gericht gezogen – gegen Twitter. Ihr Ziel: Die massiv diffamierenden und falschen Behauptungen über den Beauftragten der Landesregierung Baden-Württemberg gegen Antisemitismus, Dr. Michael Blume, moderieren und löschen zu lassen.

Mit Erfolg: Twitter verteidigte sich vor Gericht zwar, unter anderem mit dem Verweis auf ihre Nutzerbasis und die damit erforderlichen hohen Ressourcen für eine Moderation. Zu viel Nutzer, zu viel Aufwand – diese Argumentation von Twitter wollte das Landgericht allerdings nicht gelten lassen. Twitter habe vor Gericht nicht einmal dargelegt, wie hoch die aktuellen Aufwände für das Unternehmen seien, so der Anwalt von Dr. Blume, Chan-jo Jun.

Betroffene wie Dr. Blume hätte laut Urteil zudem im Falle von Beleidigungen und falschen Behauptungen einen Unterlassungsanspruch gegen Twitter: Der Dienst müsse also die entsprechenden Veröffentlichungen stoppen und den Stopp der Verbreitung dauerhaft sicherstellen. 

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Besonders unangenehm für Twitter und Musk: Dieser Anspruch gilt nicht nur für einen konkret gemeldeten Tweet, sondern generell für alle Tweets, in denen die Behauptungen wortgleich oder sinngemäß mit "identischem Äußerungskern" wiederholt werden. Twitter muss also aktiv die eigenen Plattform nach ähnlichen Posts durchsuchen und auch diese löschen.

Dr. Blume widmete den juristischen Erfolg dem US-Coronaberater Anthony Fauci, der vor wenigen Tagen von Elon Musk öffentlich scharf angegangen wurde. Die Entscheidung des Landgerichts ist noch nicht rechtskräftig. Eine Berufung am Oberlandesgericht ist möglich.

tvm / afp

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