Die Hoffnungen der deutschen Wirtschaft auf ein kräftiges Wachstum noch in diesem Jahr sind geplatzt. Das geht aus der Frühjahrsumfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln unter 1.133 Unternehmen hervor. Danach rechnen die Firmen in diesem Jahr nur noch mit einer allmählichen Erholung ohne kräftigen Schwung. Die Kölner Experten sagen ein Wachstum von maximal 1,5 Prozent voraus. Die Bundesregierung hofft dagegen auf 1,5 bis 2,0 Prozent.
Längste Seitswärtsbewegung der Nachkriegszeit
"Deutschland bleibt damit auch im vierten Jahr in Folge mehr oder weniger in einer Seitwärtsbewegung, so lange wie nie zuvor in der Nachkriegszeit", sagte der Geschäftsführer des Instituts, Rolf Kroker, am Montag bei der Vorstellung der Umfrage in Berlin. Zwar würden die Produktionsperspektiven für 2004 günstiger eingeschätzt, bei Investitionen und Beschäftigung sei aber keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil: Die Lage am Arbeitsmarkt bleibe "erschreckend schlecht".
Trotz der Belebung des Auslandsgeschäfts befürchten die meisten Firmen, dass ihre Erträge im Laufe des Jahres eher sinken, so dass an Investitionen gespart werden muss. "Damit fehlt der wirtschaftlichen Erholung ein tragfähiges Fundament im Inland", erklärte das Institut. Mehr als jedes dritte Unternehmen rechnet für 2004 mit weniger Beschäftigung, nur gut jeder siebte Betrieb im Westen und sogar nur jeder neunte im Osten will seinen Personalbestand aufstocken.
Katastrophalen Arbeitsmarktperspektiven
"Die fehlende Zuversicht für einen kräftigen Konjunkturaufschwung wird nirgendwo so deutlich wie bei den derzeitigen Beschäftigungsperspektiven", erklärte Kroker. "Die katastrophalen Arbeitsmarktperspektiven gelten im Osten wie im Westen für alle Wirtschaftsbereiche."
Insgesamt spricht das Institut nur von einem "lauen Lüftchen" für die Konjunktur. Der Umfrage zufolge produzieren derzeit 36 Prozent der westdeutschen Betriebe mehr als im vorigen Frühling. Nur in 22 Prozent der Firmen laufen die Maschinen auf niedrigeren Touren. In den neuen Ländern berichten dagegen nur knapp 33 Prozent der Unternehmen von einem höheren Output als vor zwölf Monaten, während 30 Prozent ein Minus melden.
Sinkende Erträge erwartet
Für den weiteren Jahresverlauf erwarten deutschlandweit immerhin 40 Prozent der Unternehmen eine Zunahme der Produktion, nur 26 Prozent im Osten und 18 Prozent im Westen rechnen mit einer Abnahme. Diese Zuversicht beruht wesentlich auf dem Auslandsgeschäft, welches sich nach Meinung von 30 Prozent der Ost- und 39 Prozent der West-Firmen beleben dürfte.
Dennoch werden die Erträge der Unternehmen laut IW eher weiter sinken, so dass die Mittel für neue Anlagen oder Bauten 2004 knapp bleiben. Folglich wollen nur 23 Prozent aller befragten Betriebe in diesem Jahr ihre Investitionen erhöhen, während 27 Prozent der Unternehmen im Westen und sogar 36 Prozent im Osten weitere Abstriche für unausweichlich halten.