Der geplante Börsengang der Deutschen Bahn ist weiter in die Ferne gerückt. Als neuer Termin für den möglichen Verkauf von Bundesanteilen zeichnet sich das Jahr 2007 ab. Entsprechende Informationen der 'Süddeutschen Zeitung' und der 'Frankfurter Allgemeinen' wurden in Berlin bestätigt. Derzeit befassen sich mehrere Arbeitsgruppen mit der Zukunft des größten europäischen Verkehrsunternehmens, das zu 100 Prozent dem Bund gehört. Nach den bisherigen Plänen von Bahnchef Hartmut Mehdorn soll der Konzern 2005 an die Börse.
"Für uns ist 2005 noch nie ein Dogma gewesen", hieß es dazu aus dem Ressort von Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD). Bahnchef Mehdorn wirbt bislang dafür, den Konzern 2004 oder 2005 teilweise an die Börse zu bringen. In einem ersten Schritt sollten bis zu 20 Prozent der Anteile an institutionelle Anleger verkauft werden. Auf diese Weise könnte sich die Bahn zusätzliches Kapital verschaffen und von der Politik unabhängiger werden.
Beratungen laufen noch
Das Verkehrsministerium bestritt jedoch, dass sich Stolpe und Finanzminister Hans Eichel (ebenfalls SPD) bereits auf eine Verschiebung des Börsengangs geeinigt hätten. "Das ist Quatsch", sagte Ministeriumssprecher Felix Stenschke. Zunächst müssten die Beratungen der verschiedenen Arbeitsgruppen abgewartet werden, an der neben Regierungsexperten und der Bahn auch Fachleute von außerhalb beteiligt sind. Eine Zwischenbilanz zum Stand der Bahnreform soll bis zum Jahresende vorliegen.
Bahn strebt schnelle Kapitalmarktfähigkeit an
Die Bahn verwies darauf, dass die konkrete Entscheidung über einen Börsengang allein vom Besitzer getroffen werde. "Mehr ist dazu nicht zu sagen", sagte Konzernsprecher Uwe Herz. Die Bahn strebe jedoch weiterhin an, in den Jahren 2004/05 die "volle Kapitalmarktfähigkeit" zu erreichen. Der Konzern hatte in den ersten sechs Monaten des Jahres seinen Umsatz auf insgesamt knapp 14 Milliarden Euro steigern können, was vor allem am Kauf des Logistikkonzerns Stinnes lag. Der Betriebsverlust wurde zugleich auf 143 Millionen Euro verringert.
Was bringt die neue alte Bahncard?
Vor allem der Fernverkehr bereitete der Bahn jedoch erhebliche Probleme. Die Fahrgastzahlen gingen nach Einführung des mittlerweile wieder geänderten Preissystems deutlich zurück. In den ersten sechs Monaten wurden im Fernverkehr nach dpa-Informationen nur noch 57 Millionen Passagere gezählt, neun Millionen weniger als geplant. In der Jahreshälfte 2002 waren es noch 63,5 Millionen Passagiere gewesen. Der Umsatz im Personenverkehr ging binnen Jahresfrist um 13,1 Prozent auf 1,44 Milliarden Euro zurück.
Die Hoffnung der Bahn ruht nun auf der Bahncard mit einer Ermäßigung von 50 Prozent, die zum 1. August wieder eingeführt wurde. Seither wurden davon bereits 270.000 Exemplare verkauft. Angaben zur Entwicklung der Fahrgastzahlen gibt es noch nicht.