Kennen Sie auch schon das neue Rührstück der Banken? Fragt eine Kundin: "Wie hoch sind die Zinsen beim Sparbuch?" Sagt der Banker: "Zurzeit 0,75 Prozent. Die Europäische Zentralbank hat ja noch mal die Zinsen gesenkt. Auf zwei Prozent. Nachkriegsrekordtief. Da müssen wir unsere Sätze anpassen, leider leider." Aber er hat auch gleich "die Alternative" parat - Geldmarktfonds.
Der Kauf dieser Wertpapiere wird Kunden angeboten, denen die mickrigen Sparbuchzinsen zu wenig sind. Geldmarktfonds investieren in Tagesgeld und eine Vielzahl sehr kurz laufender Zinspapiere. Und weil das Geld täglich wieder abrufbar ist und das Verlustrisiko gegen null geht, wurde dieser "schnelle Parkplatz" für den Spar-Cent zu einem der wenigen verbliebenen Absatzrenner der Geldhäuser: Allein im ersten Vierteljahr pumpten Anleger 7,5 Milliarden Euro in Geldmarktfonds. Ein gutes Geschäft? Ja, für Bank und Fondsgesellschaft, nicht unbedingt für Kleinsparer.
Denn die rund 100 Geldmarktfonds im Angebot der Finanzindustrie warten mit sehr unterschiedlichen Preisen und Leistungen auf. Die besten Fonds erreichten zuletzt Jahresrenditen von mehr als vier Prozent. Der Haken: Solche Spitzenfonds verlangen nahezu allesamt hohe Mindestanlagesummen, teilweise sogar Aufgeld wie bei Rentenfonds - oder sind für Kleinsparer prinzipiell geschlossen. Die Angebote für Otto-Normal-Kunden schafften indes nur Jahresprofite von weniger als drei Prozent (siehe Tabelle). Hintergrund: Die Fonds ziehen von der Wertentwicklung teils saftige Gebühren ab. Ganz automatisch, ohne dass dies auf dem Depotauszug vermerkt ist. Sparkassen-Berater verdienen beispielsweise an jedem vermittelten Hunderter in einen Geldmarktfonds des Hausanbieters Deka 36 Cent. So kostet unter dem Strich allein die Verwaltungsgebühr vieler Fonds rund einen halben Prozentpunkt Jahresrendite.
Zusätzlich werdenvom Wertzuwachs Gebühren an die Depotbank sowie Kosten für das Fondsdepot abgezwackt. Ein Rechenbeispiel: Eine Jahresdepotgebühr von zehn Euro entspricht bei einer Anlagesumme von 500 Euro zwei Prozent Rendite. Für kleinere Anlagesummen rechnen sich Geldmarktfonds schon deshalb nicht. Und selbst bei einem 5000-Euro-Investment müsste ein Fonds immer noch 0,2 Prozent mehr Rendite abwerfen als ein kostenloses Tagesgeldkonto, um allein die Depotgebühr zu erwirtschaften.
Geldwert
Hochzinskonten, im Fachjargon Tagesgeld-Konten genannt, sind in den vergangenen Monaten zum beliebten "Geldparkplatz" geworden. Die Vorteile: kein Verlustrisiko, täglich verfügbar, in der Regel keine Gebühren und deutlich mehr Zins als bei klassischen Sparbüchern. Die Konditionen der besten Anbieter, allesamt Direktbanken ohne Filialnetz (siehe Tabelle), übertrafen zuletzt sogar Festgeld-Angebote für drei bis zwölf Monate Laufzeit. Einziger Nachteil: Tageszinsen können sich rasch ändern. Zuletzt mussten auch Top-Anbieter beinahe im Monatstakt ihre Sätze senken.
Kein Wunder, dass zuletzt die besten Tagesgeld-Angebote der Direktbanken den gängigen Geldmarktfonds überlegen waren (siehe Geldwert). "Verringert die EZB aber noch einmal den Leitzins, kommen wir um eine Absenkung unserer Zinsgutschrift nicht herum", sagt Ulrich Ott von der Direktbank DiBa. Eine Drei vor dem Komma dürfte schon sehr bald nicht mehr zu halten sein. Es wird fieberhaft gerechnet, das Gros der Branche liegt schon jetzt bei einem Satz um 2,5 Prozent.
Doch selbst mit solchen Niedrig-Zinsen dürften die besten Anbieter die meisten Fonds noch abhängen. Zumal sich einige wenige wie etwa die Manager der Privatbank Hauck & Aufhäuser zuletzt sogar völlig verrechnet haben. Seit Monaten liegt deren Geldmarktfonds im Minus, man verspekulierte sich mit Risiko-Zinswerten. "Am klassischen Geldmarkt ein Unding", meint ein Konkurrent. Die Tagesgeldkonten sparen Anlegern neben Gebühren jedenfalls auch das Studium kniffliger Fondsprospekte.
Die besten Tagesgeld-Konten
Bank | Jahreszins (%) | Kontakt |
EthikBank | 3,25* | 01805/99 21 99 |
DiBa | 3,00 | 01802/44 55 88 |
DaimlerChrysler Bank | 2,75 | 01803/32 22 65 |
BMW Bank | 2,65 | www.bmwfs.de |
* Einführungsangebot für Online-Konten, ab 1.7. 2,05 %; alle Konten ohne Mindestanlagesumme und ohne Gebühr. Einlagensicherung nach deutschem Recht |