HSH Nordbank Omega-Affäre holt Nonnenmacher ein

Die Omega-Affäre hat zwei Vorstände der HSH Nordbank ihren Job gekostet. Chef Dirk Jens Nonnenmacher dagegen ging unbeschadet aus der Affäre hervor - bislang. Denn jetzt liegen dem stern Unterlagen vor, die zeigen, dass er sich intensiver mit dem Deal beschäftigt hat als bekannt.

Exemplarisch für die halsbrecherischen Geschäfte der HSH Nordbank steht ein Kredit-Deal, der unter dem Namen "Omega" Schlagzeilen machte. Dabei musste die Bank 517 Millionen Euro abschreiben. Vergangene Woche wurden deswegen zwei Vorstände der Landesbank gefeuert. Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher dagegen blieb im Amt, weil ihn das Gutachten einer Anwaltskanzlei entlastet hatte. Interne Unterlagen, die stern.de und dem stern vorliegen, zeigen, welche Rolle Nonnenmacher bei dem verlustreichen Deal gespielt hat.

Omega war ein Kreislaufgeschäft mit der französischen Bank BNP Paribas, bei dem die HSH Nordbank kurz vor Jahresabschluss 2007 Kreditrisiken in Höhe von 1,975 Milliarden Euro in Briefkastenfirmen verschob. Nach internen Papieren lief das so: Die Nordbank lagerte Immobilienkredite zunächst in eine Firma namens Mathias Limited auf der Kanalinsel Jersey aus, die am 13. Dezember 2007 über einen Treuhänder gegründet worden war. Die Mathias Ltd. taucht im Geschäftsbericht der Nordbank nicht auf. Die BNP Paribas ihrerseits gründete die Zweckgesellschaft Omega Capital Funding in Dublin. In einem zweiten Schritt wurden Milliarden-Kredite der Franzosen nun mit denen der Mathias Ltd. zusammengelegt. Außerdem verschob BNP Paribas für rund 820 Millionen Euro Wertpapiere in Omega. Die HSH Nordbank sicherte wiederum die Omega ab - mit bis zu 2,4 Milliarden Euro.

Wozu die Milliarden-Schiebereien? "Die Transaktionen dienten lediglich der Verbesserung der genannten Quoten zum Jahresultimo", heißt es in dem streng vertraulichen Risikobericht der HSH Nordbank. Der Bericht zählt eine ganze Reihe ähnlicher Kreditsicherungsgeschäfte auf. Dank solcher Deals konnte die Nordbank finanzrechtliche Auflagen umgehen, nach denen Institute einen Teil der ausgereichten Kredite mit eigenem Kapital gegen Ausfall sichern müssen. So wundert es nicht, dass die beiden Banken kurz nach Bilanzschluss im Frühjahr 2008 ihre Milliardenkredite bereits wieder zurückholten. Nur die hochriskanten Wertpapiere, für die auch die HSH geradestehen musste, verblieben in der Omega.

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Am 7. April 2008 berichtete der damalige Finanzvorstand und heutige Bankchef Nonnenmacher vor Aufsichtsräten über diese Transaktion. Laut Sitzungsprotokoll des Risikoausschusses gab Nonnenmacher an, das Risiko aus Omega belaufe sich nach der teilweisen Rückabwicklung "aufgrund der hohen Kreditqualität der einzelnen Papiere auf nur 19,5 Millionen Euro". Man stelle diese Transaktion den Aufsichtsräten lediglich "aufgrund der Überschreitung der formalen Reportinggrenze" vor, redete Nonnenmacher die Sache klein: "Ökonomisch gesehen" bestünden keine veränderten oder erhöhten Risiken.

Heute hält Nonnenmacher das Geschäft für falsch und weist die Verantwortung für den Omega-Deal von sich, obwohl auch er den Vertrag dazu mit unterschrieb. Das Risikomanagement der Bank hatte den Deal im Dezember 2007 zwar grundsätzlich als "akzeptabel" freigegeben. Intern gegenüber dem Vorstand allerdings auch angemahnt, die Prüfungszeit sei angesichts der komplexen Transaktionen zu kurz gewesen.

Die Bank gibt heute an, bei der Aufsichtsratssitzung habe Nonnenmacher damals kurzfristig den eigentlich zuständigen Risikovorstand vertreten müssen, der erkrankt gewesen sei. Bei der Präsentation habe es sich nicht um seine eigenen Berechnungen gehandelt.

Die Rolle von Nonnenmacher wird derzeit von der Hamburger Staatsanwaltschaft überprüft, die gegen verschiedene aktive und ehemalige Vorstände wegen des Verdachts der Untreue ermittelt.

Von Johannes Röhrig print

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