Carsten Frigge Der Acht-Monats-Senator

Hamburgs Finanzsenator Carsten Frigge wirft hin: Dem schwarz-grünen Senat tut er damit einen Gefallen. Gegen den 47-Jährigen laufen Ermittlungen wegen einer Partei-Finanzaffäre in Rheinland-Pfalz.

Carsten Frigge wird als Acht-Monats-Finanzsenator in die Hamburger Geschichte eingehen. Tatsächlich hätte er aber wohl schon als Zwei-Monats-Senator enden müssen.

Der smarte Manager und CDU-Politiker wurde Ende März zum obersten Kassenwart der Hansestadt gewählt. Keine sechs Wochen später hatte Frigge ungebetenen Besuch: Die Staatsanwaltschaft stand bei ihm zu Hause vor der Tür und durchsuchte seine Wohnung. Im Zusammenhang mit der Finanzaffäre der rheinland-pfälzischen CDU-Landtagsfraktion wird gegen ihn wegen Verdachts der Beihilfe zur Untreue ermittelt. Er soll mit seiner früheren Beratungsfirma unberechtigt verwandte Fraktionsgelder kassiert haben.

In Hamburg zog nicht nur die SPD-Opposition die Augenbrauen hoch. Ein Finanzsenator, also die Verkörperung der Solidität und Seriosität, soll bei illegalen Praktiken geholfen haben? Auch wenn Frigge die Vorwürfe komplett abstritt und das immer noch tut, bleibt der Vorwurf hartnäckig an ihm haften.

Gute Verbindungen in CDU und Wirtschaft

Dabei sah der 47-Jährige aus wie ein guter Griff als Finanzchef der Stadt, nachdem Vorgänger Michael Freytag (CDU) amtsmüde und als "Schuldenkönig" hingeworfen hatte. Der damalige Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hatte einen alerten Managertypen gesucht und gefunden. Erst Lehre bei einer Top-Werbeagentur, dann Wirtschaftsstudium, schnelle Karriere unter anderem bei Roland Berger. Hier lernte er Berichten zufolge auch den früheren Deutsche Bank-Chef Hilmar Kopper kennen. Angeblich verstanden sich der Junge und Alte gut miteinander.

1998 machte Frigge sich mit der Unternehmensberatung C4 in Düsseldorf selbstständig. Eben diese Firma arbeitet dann auch für die CDU in Mainz. 2008 kam er als Wirtschafts-Staatsrat nach Hamburg, zwei Jahre später nahm er dann im Senatorensessel Platz.

Im neuen Job machte er sich sofort Ärger mit der mächtigen Hamburger Bürokratie, weil er beispielsweise die sieben Bezirke und ihre Zuständigkeiten reformieren wollte. Bei der Kassenlage kam ihm der Wirtschaftsaufschwung zupass: Die Steuerschätzungen verbesserten sich, vor einer Woche legte er gute Einnahmeprognosen vor.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Ärger mit HSH Nordbank

Ärger machte Frigge dagegen die HSH Nordbank, die Landesbank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein. Deren Chef Dirk Jens Nonnenmacher steht seit Monaten wegen umstrittener Geschäfte und wegen Bespitzelungsvorwürfen in der Kritik. Frigge als zuständiger Senator hielt sich lange mit Kritik zurück. Engster Verbündeter von Nonnenmacher: Frigges Bekannter Kopper als HSH-Aufsichtsratschef. Als die Regierungschefs Christoph Ahlhaus und Peter Harry Carstensen (beide CDU) sich dann gegen Nonnenmacher stellten, war Frigge auch dabei.

Nun sollte Frigge dafür sorgen, dass Nonnenmacher zumindest ohne Abfindung geht. Nur lässt sich der Bankchef nicht darauf ein, Frigge hätte nicht gut dagestanden. Mit seinem Rücktritt hat er sich nun zumindest dieses Problems entledigt.

APN
Claus-Peter Tiemann, APN