Wenn in Medien lautstark über ein Unternehmen spekuliert wird, das Echo der betreffenden Firma aber in einem lapidarem "Kein Kommentar" besteht, dann heißt das meist: Sie haben richtig spekuliert, die Medien. Neuestes Beispiel: die Postbank. Wie seit zwei Tagen zu hören und zu lesen ist, wird der ursprünglich für kommenden Montag geplante Börsengang nun um zwei Tage auf Mittwoch verschoben. Dies teilte die Deutsche Post am Sonnabend in Bonn mit.
Auch die vermutete Senkung der Preisspanne gab die Postbank bekannt. Sie wird von ursprünglich 31,50 bis 36,50 Euro auf 28 bis 32 Euro gesenkt. Damit will die Post mehr Anleger und Investoren für die Aktie gewinnen. Für den höheren Preis waren nach Schließung der Orderbücher zu wenige Aufträge eingegangen, so dass der Börsengang nicht wie geplant über die Bühne gehen konnte.
Privatanleger haben noch bis Dienstag, 12 Uhr Zeit
Die neue Aktie kann nun zu dem neuen Preisangebot von Privatanlegern noch bis Dienstag 12.00 Uhr gezeichnet werden. Für Großinvestoren wie Fondsgesellschaften gilt eine Frist bis Dienstag 16.00 Uhr. Bereits abgegebene Zeichnungsaufträge werden laut Post zu den neuen, günstigeren Bedingungen berücksichtigt.
Die Deutsche Post als Eigentümerin entschloss sich zu dem verringerten Preisangebot und auch einem reduzierten Angebotsvolumen, um den Börsengang noch zu retten. Sie kam damit vor allem Großinvestoren entgegen, die die ursprüngliche Preisspanne als hoch eingestuft hatten und erklärten, sie seien nur zu bei niedrigerem Angebot zum Zeichnen bereit. Die Alternative zu der Änderung wäre eine Absage gewesen, die nach Einschätzung von Börsianern und Finanzexperten verheerende Signale für den Kapitalmarkt bedeutet hätte.
Die Post bietet unverändert 82 Millionen Aktien (minus einer Aktie) zum Kauf an und behält damit weiter die Mehrheit an ihrer Tochter Postbank. Allerdings sollen davon nur noch etwa zwei Drittel öffentlich zu der neuen Spanne von 28 bis 32 Euro am Markt platziert werden. Das entspricht laut Post einem Erlös zwischen 1,53 und 1,74 Milliarden Euro.
Auf das restliche Drittel begibt die Post eine Umtauschanleihe auf Aktien der Postbank mit einer Laufzeit von drei Jahren. Dadurch werde ein weiterer Mittelzufluss in Höhe von rund einer Milliarde Euro erreicht. Als Gesamterlös aus dieser Kombination eines öffentlichen Aktien-Angebots und einer Umtauschanleihe erwartet die Post mindestens 2,6 Milliarden Euro.
Zumwinkel kündigt "gutes Kurssteigerungs-Potenzial" an
"Wir haben die Signale aus dem Markt aufgenommen und entsprechende Käuferinteressen berücksichtigt", sagte Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel. Der neue Weg werde Postbank-Aktionären auch ein "gutes Kurssteigerungs-Potenzial" bieten. Postbank-Vorstandschef Wulf von Schimmelmann betonte, die neue Angebotsstruktur werde "nun allen Interessen und Zielen gerecht".
Der Börsengang der Postbank ist die wichtigste Neuemission in Deutschland seit dem Ende der Aktien-Euphorie vor rund vier Jahren. Die Börseneinführung war in den vergangenen Wochen aber überschattet worden von gescheiterten Gesprächen über einen Postbank-Kauf durch die Deutsche Bank und Indiskretionen über den Wert des Unternehmens.